Nachts ist im Museum ganz schön was los – vor allem Fans des gleichnamigen Films wissen, dass sich ein nächtlicher Museumsbesuch lohnt. Am letzten Augustwochenende ist das ansonsten im Dunkeln eher ruhige Museum in der Zitadelle ebenfalls zu nächtlichem Leben erwacht. Anlässlich der Internationalen Fledermausnacht hatten der Arbeitskreis Fledermausschutz Aachen, Düren, Euskirchen (ein Zusammenschluss von NABU, BUND und LNU) sowie das Museum Zitadelle die Festungstore weit geöffnet.
Dicke graue Wolken zauberten eine spektakuläre Kulisse an den Abendhimmel, Windböen wirbelten rund um die altehrwürdigen Mauern der Zitadelle. Beinahe passend und wie bestellt, sollte es hier doch um ein oftmals mit leichtem Schaudern betrachtetes und als blutsaugendes Ungeheuer verschrieenes Tier gehen. Wie weit entfernt derlei Vorstellungen von der Realität entfernt sind, lernten die vielen großen und kleinen Gäste spätestens bei einer Führung durch das unterirdische Gängelabyrinth der Zitadelle. Zwischen 20 und 24 Uhr boten der Arbeitskreis Fledermausschutz, das Museum Zitadelle, aber auch der Deutsche Amateur Radioclub mit seinem Fledermausdetektor ein lohnendes, spannendes und interessantes Programm rund um die niedlichen, fliegenden Säuger.
„Wie winzig!“ „Die ist ja niedlich!“ – Spätestens als einer der vielen Fachleute aus dem großen Team des Arbeitskreises das wenige Zentimeter große, flauschige Tierchen in seinem temporären Karton-Zuhause vorsichtig der Besuchergruppe präsentierte, haben die scheuen Jäger eine Menge neuer Freunde gewonnen. Als „Pflegling“ in der Obhut der Fledermaus-Profis soll das Tierchen nach demnächst hoffentlich erfolgter Genesung wieder ausgewildert werden. Der kleine Patient blieb jedoch nicht die einzige leibhaftige Fledermaus, die sich den Besuchern persönlich vorstellte. Mindestens eine der Gruppen hatte das große Glück, eine ins Netz gegangene Breitflügelfledermaus aus der Nähe betrachteten zu können. Mit großer Vorsicht hielt Holger Körber das winzige Säugetier in der behandschuhten Hand, wog und vermaß das Tier und berichtete nebenbei Wissenswertes über das geheime nächtliche Leben der Fledertiere. Deutlich hör- und spürbar – nicht nur bei Körber – war dabei die Faszination für das streng geschützte Lebewesen und seine vielen Besonderheiten.
Im Gänsemarsch, ausgestattet mit Taschenlampen und nicht ohne ein paar vorherige Warnhinweise ging es in die dunklen, feuchten und an mancher Stelle recht engen Gänge der Zitadelle. „Bleiben Sie zusammen, man kann sich hier wirklich verlaufen!“ mahnte Henrike Körber die Gruppe bevor es losging. Ausgestattet mit einer großen Portion Sachverstand weihte Henrike Körber die augenscheinlich faszinierte Besuchergruppe in das geheime nächtliche Leben der zwischen drei und 30 Gramm „schweren“ fliegenden Jäger ein. „Da wo mein Zeigefinger reinpasst, passt auch eine Fledermaus rein“, erklärte Körber der staunenden Menge und ließ sich dann von der mutigen Ronja dabei assistieren, den anderen Besuchern Skelett und Körperbau der kleinen Flugkünstler zu erläutern.
Im Gegensatz zu Vögeln mit ihren gefiederten Flügeln, fliegen Fledermäuse mit den Händen. Genauer gesagt sind es die gespreizten Finger, abgesehen vom winzigen Daumen, mitsamt der dazwischen gespannten Flughaut, mit deren Hilfe Fledermäuse lautlos durch die Dunkelheit fliegen. Die Flughaut ist übrigens auch der Grund, warum die Tiere in Scharen in den feuchten Gängen der Zitadelle hausen: Sie brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit, damit die Flughaut nicht austrocknet. Auch ansonsten bietet der betagte Festungsbau genau die richtigen Bedingungen, die eine Fledermaus an ihr Zuhause stellt. Die alten Mauern mit ihren Ritzen und Spalten bieten ausreichend Kletter- und Versteckmöglichkeiten für die Tiere. Ansonsten sind diese Bedingungen selten geworden, bedauern die beiden Körbers. Moderne Bauten mit glatt verputzten Wänden bieten kaum Unterschlupfmöglichkeiten, Insekten – die einzige Nahrungsquelle – werden weniger, das gilt auch für Spechte, in deren verlassene Bruthöhlen Fledermäuse auch gerne einziehen. Umso wichtiger sind der Schutz der bedrohten Tiere und die Aufklärung rund um ihre Lebensgewohnheiten. Dabei kann Fledermausschutz ganz einfach sein, weiß Holger Körber und rät, einfach mal den Rasenmäher stehen zu lassen. Denn wo eine bunte Wiese blüht, da sind reichlich Insekten anzutreffen und in der Folge gibt es dann auch nächtlichen Fledermausbesuch. Und wer den Tieren dann noch einen passenden Kasten als Wohnung anbietet, hat einen wertvollen Beitrag geleistet.
Fotos: Volker Goebels