Sympathisch, aber manchmal auch geradeheraus ehrlich. Jemand bei dem man die Klappe einzeln totschlagen müsse, wie meine Oma zu sagen pflegte. Ehrlichkeit muss man manchmal eben auch vertragen können. Eins ist Trude aber ganz gewiss auch: Ein absoluter Verlassmensch. Geboren als eines von sechs Geschwistern, immer schön abwechselnd Junge und Mädchen, ganz als wäre es geplant, in Jülich. Eine wirklich waschechte Jülicherin also, aufgewachsen dann allerdings in Mersch Pattern. Nach der Schulzeit und einer Ausbildung zur Friseurin bei Friseur Dürbaum – bis in die frühen 80er da, wo heute ein Modeschmuck-Geschäft beheimatet ist – heiratet Trude und bekommt ihren Sohn Christian. Lebensmittelpunkt wird Rheydt, ihr damaliger Mann betreibt zu diesem Zeitpunkt dort eine Zitat: Pommesbude.
So kommt es, dass Trude schon mit Mitte zwanzig junge Mutter und in der Gastronomie selbstständig ist. Es folgt die Trennung und eine Phase als Alleinerziehende bis sie Ende der 80er mit ihrem neuen Partner nach Landgraaf umzieht, den sie – Achtung es folgt ein Klischee – in Himmerich kennengelernt hat. Ja, liebe Kinder, Himmerich gab es da auch schon. 18 Jahre lang lebt sie mit ihrer Familie in den Niederlanden, heiratet ihren zweiten Mann, Herrn Eggen und arbeitet weiterhin in der Gastronomie. Im familiären Betrieb in Landgraaf (Café am Gässchen) und ab 1988 auch schon im Fleur, das zum damaligen Zeitpunkt Toni Timpanaro gehört. 1996 wird Trudes zweites Kind, ihre Tochter Michelle geboren. Doch noch vor ihrer Geburt trennt sich der dazugehörige Vater und wandert nach Amerika aus. Trude ist erneut alleinerziehend. Ich frage sie, ob das nicht unglaublich hart und anstrengend für sie war? Ihre Antwort ist typisch Trude: „Ja, war schon anstrengend… ging aber ja nicht anders.“ Leid tue es ihr nur für ihre Kinder, da vor allem ihr Sohn deshalb sehr früh Verantwortung übernehmen musste. Es folgt ein Zwischenspiel als Mitarbeiterin der Kantine der Stadt Landgraf, wo Trude niederländisch sprechen muss, was sie eigener Aussage nach nicht kann. Christian, ihr Sohn würde ihr regelmäßig raten lieber deutsch zu sprechen, die Enkelchen würden sie nicht immer verstehen. Ich vermute es handelt sich einfach um eine innerfamiliäre Zankerei.
Nachdem das Fleur 2003 schließt, arbeitet Trude nebenher in der Pulvermühle und auf diversen Zeltveranstaltungen. Dort wird sie auch immer wieder angesprochen, ob sie denn nicht wohl das Fleur, ihre alte Wirkungsstätte übernehmen wolle.
Der 1. April 2007 ist der Stichtag! Nach ein paar Renovierungsarbeiten öffnet das Fleur mit Trude als Besitzerin. Jugendlicher Leichtsinn habe sie dazu getrieben, behauptet sie. Ich denke es ist Herzblut. Trude ist einer der am meisten arbeitenden Menschen, die ich kenne, manchmal sind es über 60 Stunden die Woche. Viel Arbeit, wenig Urlaub. Trotzdem wirkt sie ausgesprochen zufrieden. Das einzige was wirklich nerve, sei der Sozialneid. Diese Menschen, die denken man sei reich, nur weil man selbstständig sei; die einem ständig unter die Nase reiben, man würde zu wenig arbeiten und das Geld mit der Schubkarre nach Hause fahren. Dabei haben eben genau diese Leute keinen blassen Schimmer, was es bedeutet in der Gastronomie der eigene Chef zu sein: In erster Linie nämlich nie Feierabend zu haben und einige Sorgen mehr als der abhängig Beschäftigte. Von der zukünftigen Rentensituation ganz zu schweigen. Da bleibe manchmal eben nur Sarkasmus.
Trotz der vielen Arbeit merkt man, dass Trude diese Arbeit und das Café liebt. Dass sie trotz einiger Rückschläge nicht verbittert oder missgünstig geworden ist. Sie liebt ihre Familie, das sei bei allem das Allerwichtigste. Man sei auch immer füreinander da und helfe sich gegenseitig.
Zum Abschluss frage ich Trude, was denn so ihre Hobbies seien. Nach einem herzhaften Lacher sagt sie nur: „Wann denn, Schatzi?“ Doch dann rückt sie doch noch damit raus, was sie für ihr Leben gern mache. Tanzen mit ihren Mädels. Alte Freundinnen, die zum Teil schon ihr ganzes Leben an ihrer Seite. Eine treue Seele eben. Leider gäbe es in Jülich ja nicht mehr so viel Gelegenheiten zum Tanzen – schade. Ihr letzter Rat an junge Frauen: „Geht auf keinen Fall in die Gastro.“ ….und dann lacht sie.