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Eine, die am Rad dreht

„Das Fahrrad ist schon eine tolle Erfindung!“ sagte eine, die es wissen muss. Bei Wind und Wetter ist Elfriede Krüger, je nach Wetterlage „wasserdicht“ und wärmend ausstaffiert, vorbildlich behelmt und mit reflektierender Schärpe geschmückt, auf zwei Rädern unterwegs. Vom vier- auf das zweirädrige Gefährt umgestiegen ist sie vor gut drei Jahren, das Auto hat sie verkauft.

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Fahrradsammlerin Elfriede Krüger. Foto: Britta Sylvester
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Wenn das Ziel einmal über Jülich hinaus liegt, gibt es ja immer noch die Bahn. „Ich hab ja Zeit“, sagt sie, da sind Verspätungen und Zugausfälle zwar immer noch ärgerlich, aber nicht mehr so schlimm wie es für Berufstätige ist. An ihren Arbeitsplatz, ein Hückelhovener Gymnasium, ist die ehemalige Biologie- und Englischlehrerin früher mit dem Auto gefahren, und das sehr gerne: „Ich war eine passionierte Autofahrerin.“

Die Liebe zum Fahrrad begleitet Elfriede Krüger allerdings schon weit länger als diese drei Jahre. „Das erste eigene Fahrrad habe ich mit elf bekommen“, erinnert sie sich. In Hilden, nicht weit vom damaligen Zuhause entfernt, gab es eine Fahrradfabrik. Dort soll das Rad gekauft werden, das Geld dafür musste die kleine Elfriede selbst aufbringen. „Meine Eltern haben wohl gehofft, dass das etwas länger dauern würde“, schmunzelt sie rückblickend. Schneller als erwartet, durfte das Mädchen dann stolz ein Fahrrad sein eigen nennen. Heute schmückt der in die Jahre gekommene Drahtesel die Terrasse ihrer Wohnung, goldfarben besprüht. Dieses Erinnerungsstück ist jedoch nicht das einzige Fahrrad in Elfriede Krügers Heim. Fahrräder in allen Größen und Formen – nur nicht solche, wie man sie auf der Straße antrifft, geben sich dort ein Stelldichein. Aus Draht und Blech, aus alten Brillen, aufgedruckt und hinter Glas auf ausrangierter Kleidung, die Tischdecke schmückend und als Kunstdruck an der Wand bleibt überall in Krügers Zuhause der Blick an einem Fahrrad hängen. Platz für Neuzugänge hat sie da sicher keinen mehr, so die Vermutung. Doch weit gefehlt. Elfriede Krüger muss lachen: „Ich finde immer einen Platz.“

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Wie man dazu kommt, ausgerechnet Fahrräder zu sammeln statt Briefmarken, Kronkorken oder Schallplatten? Zufall und neugierige Freunde waren es in Elfriede Krügers Fall, die die Sammelleidenschaft entfacht haben. Als echtes „Christkind“ feiert Krüger an Heiligabend Geburtstag, immer mit dem Hause voller Besucher. Vor 29 Jahren gab es zu diesem Anlass ein mit Rädern verziertes Geschenk – reiner Zufall. Ein Geburtstagsgast vermutete daraufhin, sie würde doch sicher Fahrräder sammeln. „Noch nicht“, lautete die Antwort, gefolgt von der Überlegung „Warum eigentlich nicht?“ Seither bringen weitgereiste Freunde aus aller Welt Fahrräder mit, schenken mit Zweirädern verzierte Tassen und Becher, und auch auf den Postkarten, die sie erhält, sind meistens Räder zu finden. Die wenigsten Sammlerstücke habe sie selbst gekauft, stellt Elfriede Krüger fest. Eine Besonderheit der Kollektion stellen die Karten der Künstlerin Inge Denker dar. „Die Karten gab es nicht im Handel“, betont Krüger. Aus großformatigen Aquarellen der Berliner Malerin, selbstverständlich alle mit mindestens einem Fahrrad darauf, sind jedes Jahr neue weihnachtliche Motive entstanden, die von der Künstlerin selbst und von Elfriede Krüger „in Umlauf gebracht“ worden sind.

Wenn auch der Sammelleidenschaft ein großer Teil von Elfriede Krüger Herz zu gehören scheint, auch anderes findet dort Platz: Da wäre zum Beispiel die Musik. Mit den Klavierstunden habe sie zwar nach dem Abitur aufgehört, aber dem Gesang ist sie treu. Beim kürzlich aufgeführten Mozart-Requiem anlässlich der Zerstörung Jülichs vor 80 Jahren war Krüger dabei, auch singt sie regelmäßig in der Kantorei der evangelischen Kirche. Und einmal die Woche steht Sauna auf dem Programm – im 24 Kilometer entfernten Bedburg. Wie sie dort hin kommt? Was für eine Frage, mit dem Fahrrad natürlich. Denn: „Mit dem Bus dauert es länger!“ Außerdem hat Elfriede Krüger ein Vorbild: „Ich kenne eine Dame, die ist 93 und fährt immer noch Rad.“

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Britta Sylvester
Klönschnacktee mit der Muttermilch aufgesogen und inzwischen beim rheinische Kölsch angekommen. Übt sich in der schreibenden Zunft seit Studententagen zwischen Tagespresse und Fachpublikationen und… wichtig: ließ das JüLicht mit leuchten.

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