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Der Braintrain kommt

Auf alten Rädern mit neuer Technik

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Foto: Archiv
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Jülich ist eine alte Eisenbahner-Stadt. Da verwundert es nicht, dass es mit dem Eisenbahn-Amateur-Klub Jülich (EAKJ) immer noch einen Verein für die Freunde des Schienenverkehrs gibt. Dabei lag nach vielen Jahren mit deutschlandweiten Touren mit dem Schienenbus der Fokus in den letzten Jahren auf der Gestaltung der vereinseigenen Modellbahn.

Doch die Dynamik durch den Strukturwandel hat auch bei Jülichs Eisenbahnfreunden zu neuen Visionen geführt. Sie wollen einen aktiven Part spielen, wenn Jülich (wieder) zum Eisenbahn-Knoten wird. Schließlich steht der Lückenschluss von Linnich nach Baal kurz bevor – und auch Revierbahn und BrainTrain machen stetig Fortschritte.

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Ziel des EAKJ: Historie und Moderne verbinden. Eingebettet in die Wasserstoff-Strategie des Kreises Düren wollen sie die erste Lokomotive für Jülichs künftige Bahnverbindungen herrichten: eine Dampflok mit Wasserstoff als Energieträger.
Ein Pionierprojekt, gibt es doch bislang lediglich theoretische Überlegungen. So hatte die Stadt Nordhausen bereits für die berühmte Harzer Schmalspurbahn entsprechende Gespräche mit Ingenieuren und Eisenbahnern geführt und erste Papiere aufgesetzt.
In Jülich soll aus der Theorie Realität werden. In Kooperation mit der Miljoenenlijn, die zwischen Kerkrade und Schin op Geul bis heute mit Dampfloks fährt, wählte der EAKJ bereits eine Lokomotive der Baureihe 50 als Versuchsträger – eine Bauart, mit welcher der EAKJ selbst bereits Erfahrung hat.
Anders als bei den künftigen Wasserstoff-Triebwagen der Rurtalbahn, die Wasserstoff in Strom umwandeln, um damit zu fahren, sollen bei der H2-Dampflok der Wasserstoff direkt verbrannt werden und mit der Hitze Dampf erzeugt werden. So halten sich die Umbauten in einem vertretbaren Rahmen. Im Kessel muss der Feuerrost durch Brenner ersetzt werden, und anstelle des bisherigen Schweröltanks soll ein 700 bar Hochdruckbehälter für den neuen Brennstoff eingesetzt werden.

Die physikalisch bedingt geringe Effizienz des Systems ist aus Sicht der erfahrenen Eisenbahner kein Problem. Die H2-Dampflok soll als Pilotprojekt dienen, um die technische Machbarkeit eines schnellen Umstiegs von der klimaschädlichen Verbrennung von Steinkohle oder Öl bei Dampflokomotiven zu demonstrieren. Dies ist vor allem für einige Entwicklungsländer wichtig, in denen die alten Rösser teils noch lange im Einsatz bleiben werden.

Für einen klimafreundlichen Betrieb braucht die deutsch-niederländische Zusammenarbeit aber nicht irgendeinen Wasserstoff, sondern sogenannten „Grünen“ Wasserstoff, welcher klimaneutral aus Wasser und erneuerbaren Energien erzeugt wird. Dieser ist jedoch derzeit nicht in ausreichenden Mengen verfügbar. Zwar wird es in absehbarer Zeit „Grünen“ Wasserstoff aus dem Brainergy-Park geben, doch global ist vor allem „Grauer“ Wasserstoff, welcher aus Erdgas mit Strom aus konventionellem Energiemix gewonnen wird und entsprechend CO2 erzeugt.

Aber auch hier bleiben die Visionäre optimistisch: Spätestens wenn die Kernfusion als Energiequelle verfügbar ist, habe man genug Strom zur Verfügung.

In dem Projekt bündeln sich so grenzübergreifende Synergien mit Forschungszweigen des Forschungszentrums Jülich. Dadurch ist ein ambitionierter Zeitplan möglich: Erste Probe- und Entwicklungsfahrten auf der Miljoenenlijn sind für 2026 geplant. Spätestens 2030 soll die Vorserienreife erreicht sein. Vielleicht pünktlich zum Lückenschluss nach Baal.


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