Die Zeit der notwendigen Sanierungsarbeiten soll genutzt werden zur Rückbesinnung auf den Gründungsgedanken. Darum bleibt der Treffpunkt für Menschen, „die einsam, alleine oder wohnungslos“ sind, wie es im Flyer heißt, vorerst geschlossen.
Vor fünf Jahren war das Café Gemeinsam geöffnet worden, um Menschen vom Rand der Gesellschaft zurück in deren Mitte zu holen. Gemeint war eine bunte Mischung aus sozialen Schichten, Menschen mit unterschiedlichen existentiellen Problemen. Es gelang. Herbert Hamann, von der Diakonie im Kirchenkreis Jülich formuliert darum auch: „Die Trägergemeinschaft ist auch eine Erfolgsgeschichte: Das Café Gemeinsam ist Bestandteil des städtischen Lebens geworden“, schränkt aber gleichzeitig ein: „Wenn man nach einer Reihe von Jahren arbeitet, kommt ein Punkt, wo man mal anhalten muss und sagen muss: Wie hat sich die Arbeit entwickelt, entspricht es noch dem Ursprungsgedanken, ist es erforderlich, konzeptionell noch mal etwas zu verändern.“
In jüngster Vergangenheit hat sich die Nutzergemeinschaft von der Vielfalt in die Besonderheit verändert. Sozialpädagoge Dieter Bürger, der hauptverantwortlich das Café Gemeinsam für InVia betreut, schildert, wie Menschen mit verschiedenen Suchtproblemen und damit auch verbundenen durchaus kriminellen Hintergründen sowie von Obdachlosigkeit Betroffene mehr und mehr Besitz vom Café Gemeinsam nahmen. Auch wenn in den Räumen klare Verhältnisse herrschten, konnte nur bedingt Einfluss genommen werden auf die Zustände „draußen vor der Tür“.
Propst Josef Wolff rief ins Gedächtnis: „Von Anfang an war uns klar, dass es ein Kompromiss ist. Es gibt keine Terrasse, es liegt direkt an der Straße und hier wohnen noch Mieter im Haus.“ Der Hausbereich ist schlecht vom Hinterhofbereich zu trennen. „Wir sahen zusehends, wie sich eine bestimmte Gruppe hier breitmachte … oder sich einfach wohlfühlt…und gleichsam wie ein Schutzschild vor der Türe fungierte“, erzählt Dr. Thomas Kreßner vom Christlichen Sozialwerk Jülich. Das heißt: Das offene Angebot schloss eine Vielzahl von Menschen aus, die in schwierigen Lebenssituationen von dienstags bis freitags hier eine Heimstatt finden sollten geben, „im Winter mit Heizung“, wie Dr. Kreßner formulierte. Ein weiteres kommt hinzu: Ehrenamtler sind mit einer solchen Aufgabenstellung schlicht überfordert – und so lichteten sich auch deren Reihen merklich.
Ein weiteres „Kerngeschäft“, wie es Dr. Kreßner nennt, krankte: Die Beratung durch Dieter Bürger. Denn alle Betroffenen und Ratsuchenden müssen durch das Café Gemeinsam ins Büro des diplomierten Sozialpädagogen. Das erweiterte Angebot Sprachkurse, Sprechstunde von Hand in Hand und Poststelle für Obdachlose wird für die Zeit auch ausgesetzt.
Kurz und gut: Ein Neuanfang wird gemacht – optisch wie personell. „Wir wollen den Start so hinbekommen, dass wir wieder Menschen erreichen, die nicht mehr so den Weg hierher gefunden haben“, betont Herbert Hamann. Das gilt für Gäste des Café Gemeinsams wie auch für Ehrenamtler, die sich wieder engagieren möchten.
Idealerweise fänden sich zehn Menschen, die sich engagieren möchten. So können Krankheits- und Freizeiten vernünftig abfangen. Minimum sind sechs, da an drei Tagen in der Woche von 9 bis 13 Uhr geöffnet sein soll und sich Zweierteams dann tageweise oder stundenweise einbringen könnten. „Die meisten ehrenamtlichen Helfer waren bislang den vollen Tag dabei, weil ihnen zwei Stunden ihnen zu wenig waren“, berichtet Bürger. Zu den vier Stunden Cafézeit müssen natürlich Vorbereitungs- und Aufräumzeiten hinzugerechnet werden.
Anders als bislang soll auch beim Essen wieder klein angefangen werden: Statt in der „Miniküche, die kleiner ist als eine Singleküche“, so Bürger, Mahlzeiten für zwölf Personen frisch zuzubereiten, soll erst einmal wieder mit erweitertetem Frühstück, belegten Brötchen, Rührei und Suppen der Anfang gemacht. Also ein überschaubares Programm, das mit Ehrenamtlern gut zu bewältigen ist.
Am 1. August wird voraussichtlich Wieder-Eröffnung gefeiert.