Gleich in bildhaften Beispielen und durch eigene Beiträge konnten die geladenen Gäste erkennen, was hinter dem etwas abstrakten Begriff Euregiokompetenz steht: Neben der sprachlichen Ausbildung in niederländisch und französisch ist es vor allem eine Erfahrungsschatz an Kultur und Internationalität, den die Auszubildenden mitnehmen können. Ganz nebenbei lernen die Anwesen so freundliche Worte wie „smakelijk“, „Dubble Duimen“ und Sprichwörter wie „de muren hebben oren“. Eigens aus Hasselt reisten sechs Industriemechaniker und zwei Industriemechanikerinnen mit Lehrer Frank Thönnißen an, die derzeit ihr Praktikum in den benachbarten Belgien absolvieren. Sie berichteten von den aktuellen Erfahrungen: Betriebsbesichtigungen gehören stets dazu, touristische Ziele aber auch praktische Erfahrungen beim Einsatz in den unterschiedlichen Unternehmen. Im Unterricht in Jülich werden sie in Kundengesprächen trainiert und durch Kenntnisse über Leben und Arbeiten in den Nachbarländern vorbereitet.
„Durch Auslandspraktika, die durch Lehrer der Schule begleitet werden, wird den Schülern ermöglicht, Kompetenzen zu erwerben, die sie in einem zunehmend globalisierten Umfeld und einer sich ständig sich weiterentwickelnden internationalisierenden Lebenswelt benötigen“, sagte Schulleiterin Schwarzbauer. Von einem Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt um interessante Arbeitsplätzen, sprach Kreisdirektor Georg Beys. Er sieht aber einen weiteren Vorteil: „Mit der Zusatzqualifizierung sorgt das Berufskolleg Jülich für eine Grundimmunisierung gegen den Bazillus Ausländerfeindlichkeit.“ Gefeit gegen „dumpfe Vorurteile“ sei, wer die Erfahrung mache, wie wichtig Offenheit, Toleranz, gegenseitige Wertschätzung, wechselseitiges Verständnis, Hilfe und Unterstützung sei.
Den Weg begonnen hat Schulleiter Wolfhard Horn, der 2010 von Heike Schwarzbauer abgelöst wurde. Bereits seit 2008 nehmen die Schülerinnen und Schüler des dualen Bildungsgangs der Industriemechanikerinnen und Industriemechaniker und ab 2011 Schülerinnen und Schüler der Höheren Handelsschule des BK Jülich an der Zusatzqualifizierung „Euregiokompetenz“ teil. „Er markierte den Beginn der Internationalisierung des Berufskollegs Jülich, die zum Schulprofil geworden ist“, sagte die aktuelle Schulleiterin. Neben den Niederlanden gibt es inzwischen Partnerschaften in Spanien und Belgien und gerade wächst eine weitere Kooperation mit einer Schule in der Nähe von Paris. Allerdings hat die heutige Schulleiterin einen großen Anteil, wie Christa Slooten aus dem Nähkästchen plauderte. Die Frauen waren Kolleginnen am Berufskolleg in Herzogenrath, wo Schwarzbauer das Interreg-Projekt Euregiokompetenz mit entwickelte, ehe sie nach Jülich wechselte.
Bereits im letzten Jahr wurde das Berufskolleg Jülich für seine Internationalisierung-Strategie durch die Bezirksregierung Köln 2017 ausgezeichnet durch Dorothea Scherer, die diesmal als Gratulantin kam. Jülich gehöre zu den elf Berufskollegen, die die so genannte 10 Prozent Mobilitätsquote erreicht hätte, also zehn Prozent eines Schülerjahrgangs einen Auslandsaufenthalt ermöglichten. Das sei das Ziel der Bundesregierung für das Jahr 2020. „Wir haben es bereits erreicht“, sagt Schulleiterin nicht ohne Stolz. „Berufskollege haben ein Signal ins Land gegeben haben“, unterstrich Dorothea Scherer.
Ein großes Lob sprach Heike Schwarzbauern ihrem Lehrerkollegium aus, das Programme entwickele, Finanzierungsanträge stelle, Auslandspraktika akquiriere und begleite sowie Zertifikatsprüfungen abnähme. „Ohne ihre Überzeugung und hohes Engagement wäre das nicht möglich.“ Zum Abschluss der Feierstunde wurde den aktuellen Absolventinnen und Absolventen ihre Euregio-Zertifikate überreicht.