Doch die Bauhausbewegung ist mehr als das klare, minimalistische Design mit dem Slogan „Form folgt Funktion“. Es ist eine neue Sichtweise auf Leben und Kultur, der Mensch wurde anders gedacht: freier, weiter, klarer, aber auch internationaler. Abwerfen wollte man alte, verschnörkelte und einengende Vorstellungen. Aus der Distanz gesehen, ein sensationeller Schub. Diese Entwicklung gilt es im zeitgeschichtlichen Kontext zu sehen, d.h. einzutauchen in die Kultur und Politik nach dem 1. Weltkrieg, während der Weimarer Republik bis zum Beginn des Nationalsozialismus. Ähnlich innovativ war in vorhergehender Zeit der Klassizismus und Humanismus gewesen – der in Weimar geprägt war von Goethe, Schiller, Wieland und Herder. Die Studienreise möchte einladen, Zeitepochen im Kontext zu sehen und zwar mit allen Licht- und Schattenseiten. In Weimar soll auf das geschichtliche „Gewebe“ eingegangen werden, das geprägt ist von kulturellen und innovativen Höhepunkten und engen deutsch-nationalistischen Tiefpunkten.
Zum Programm gehören 1. „Klassisches Weimar und der Geist des Humanismus“ mit Stadtführung „Labor- und Experimentierfeld Weimar, Goethe-Nationalmuseum, Goethehaus, Wittumspalais, Schillerhaus, Anna-Amalia Bibliothek, Schloss Tiefurt mit Park. 2. „Aufbruch in die Moderne“ mit Besuch des Nitzsche-Archivs (Henry van de Velde Einrichtung), Bauhaus-Museum und Stadtführung zum Thema mit Bauhaus-Universität und Haus Horn. 3. Zur Thematik „100 Jahre Weimarer Republik“ ist der Besuch des Stadtmuseums geplant. Doch kann Weimar nicht wahrgenommen werden ohne auf das dunkelste Kapitel der Stadt und Deutschlands einzugehen. Früh etablierten sich in Thüringen die Nationalsozialisten und damit fand die Bauhausbewegung hier ein jähes Ende und wich nach Dessau aus. Die neue völkische „braune“ Bewegung hatte ein anderes Menschenbild. Das mündete schließlich im Konzentrationslager Buchenwald mit den dunkelsten Fäden im historischen Gewebe der Stadt. Der völlige inhumane Absturz. Von Weimar kann man nicht sprechen, ohne auf Buchenwald einzugehen. Und so bieten wir im Rahmen der Studienreise 4. einen Besuch der Gedenkstätte Buchenwald an. Der Besuch ist so geplant, dass wir die Stimmen jener Menschen zu hören, die in Buchenwald leben mussten darüber geschrieben haben: Elie Wiesel, Ernst Wiechert, Jean Améry der Bruno Apiz. Anschließend werden wir eine „Zeitschneise“ schlagen, in der Nähe ist Schloss Ettersburg, das mit Goethe einhergeht.
Ein besonderer Höhepunkt bieten die „Weimarer Meisterkurse“ und der „Weimarer Kultursommer“. Der Termin der Reise wurde so gelegt, dass Konzerte in diesem Rahmen wahrgenommen werden können. Vorgesehen ist z.B. im wunderschönen Ambiente von Schloss Tiefurt ein Aufführungsbesuch der „Zauberflöte“.
Nach 6 Tagen Weimar führt der Weg weiter nach Dessau. Auf dem Weg nach Dessau ist ein Stopp in Naumburg geplant. Die Stadt mit Dom und der „schönen Uta“ ist einfach zu schön, um daran vorbeizufahren. In Dessau werden die Bauhaussiedlungen anschaulich die architektonischen Vorstellungen vermitteln. Doch auch in Dessau interessieren vorherige Epochen. Denn mit dem Wörlitzer Park bei Dessau setzte Fürst Leopold ein beachtenswertes Gesamtkunstwerk des Klassizismus um. Damit werden in Dessau die Themen aus Weimar weitergeführt: Humanismus und Klassizismus einerseits und Bauhausbewegung andererseits.
Die neuntägige Studienreise sieht 5 Übernachtungen im Amalienhof in Weimar vor und 3 Übernachtungen im Radisson in Dessau. Die Studienreise geht mit einer Gebühr in Höhe von 1.025,00 Euro (Einzelzimmerzuschlag 197,50 Euro) einher. Enthalten sind: Fahrt im komfortablen Reisebus, Übernachtung mit Frühstück, Abendessen in Restaurants mit HP-Pauschale, Eintritte und Führungen wie beschrieben. Konzerte und Zauberflöte sind fakultativ buchbar. Eine genaue Beschreibung mit Programm ist beim Veranstalter erhältlich: Ev. Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich (Kreis Düren, Heinsberg und Stadt Eschweiler) unter Tel. 02461 9966-0 oder [email protected].