Ein Straßenzug mit sieben Häusern, ringsherum nur Feld. Das ist Neubourheim, etwas abseits gelegen in Sichtweite zum Königshäuschen. Hier wird eine Nachbarschaft gepflegt, die so zusammenhält, dass viele verschiedene Traditionen entstanden sind. Eine davon, das jährliche Keltern.
Zwei der Bewohner haben vor einigen Jahren einen Kelter und eine Obstmühle angeschafft. Im besten Jahr wurden so um die 500 Liter Apfelsaft gepresst. Ein solches Ziel haben sich die Neubourheimer und ihre Gäste dieses Jahr nicht gesetzt. „150 Liter wären schon ein gutes Ergebnis“ sagte einer der Bewohner. Mit diesem Ziel starteten alle in den Tag.
Auf der Tagesordnung stand zuerst das Sammeln von Äpfeln. Auf einer Streuobstwiese, werden die Eimer ausgepackt und der Anhänger mit Äpfeln beladen. Doch das die Äpfel hier gepflückt werden sieht man nur selten. Hoch in den Baum und dann wird einmal stark geschüttelt. Die Äpfel fallen und das Aufsammeln kann beginnen. Insgesamt werden so vier Bäume geleert bis der Anhänger randvoll war. Alles wieder eingepackt und schon geht es auch schon zurück nach Hause. Dort wartet schon die andere Hälfte der Nachbarschaft auf den Nachschub der Äpfel. Denn die Äpfel aus der Straße wurden schon verarbeitet. So konnte bei einem gemeinsamen Mittagessen schon der erste frische Apfelsaft getrunken werden. „Ist das lecker!“ hörte man aus vielen Ecken.
Frisch gestärkt und den nun vorhandenen Äpfeln beginnt der große Teil des Kelterns. Die Äpfel werden gewaschen und portionsweise in die Obstmühle gegeben. Am Rad drehen bis die Bottiche voll werden. Einer nach dem anderen wird gefüllt, doch die Anstrengung ist schnell zu erkennen. Hand in Hand kurbeln klein und groß die Äpfel durch die Mühle. So wurden die ersten drei Bottiche schnell gefüllt und es konnte zum Keltern übergegangen werden. Jetzt ist auch wieder Kraft gefragt. In Kreisen rings um den Kelter, werden die oben befestigten Bretter immer weiter nach unten gedrückt, wodurch der Saft aus den Äpfeln gepresst wird. Apfelsaft marsch! Immer mehr Apfelsaft fließt aus dem Kelter heraus aber auch immer schwerer wird die Arbeit. Die Runden, die am Anfang noch von einer Person allein gelaufen werden konnten, müssen jetzt schon von mindestens zwei gelaufen werden und es geht immer so weiter. Am Ende ist die Stange manchmal mit vier Personen besetzt, um jeden Tropfen Saft aus den Äpfeln pressen zu können. Da steigt dann aber schon mal der Eifer und plötzlich ist die dicke Metallstange verbogen. Aber kein Problem für die Nachbarschaft, denn eine Stange hat ja zwei Seiten, die kann man ja einfach drehen.
Umgefüllt in ein großes Fass kann der Stand des schon gepressten Apfelsaftes immer beobachtet werden. So steigt der Stand immer weiter an und schon schnell wird klar, die angepeilten 150 Liter werden nicht nur erreicht, sondern übertroffen. Letztendlich ergab die Ernte 200 Liter Apfelsaft, der natürlich gerecht unter der Nachbarschaft geteilt wird.