König Lukas hat das Maibrauchtum praktisch mit der Muttermilch aufgesogen: Seine Eltern waren 1994 das Königspaar und sein Onkel Heinz gehörte schon in den 1950er Jahren dem Vorstand des Maiclubs an und war als solcher auch bereits Maikönig. Brauchtum hat also Tradition im Hause Riesen.
Es ist praktisch wie mit einem anderen vielgefeierten Brauchtum in Barmen: Alles hängt an Ostern. 40 Tage vorher wird Karneval gefeiert und vier Wochen nach dem christlichen Hochfest findet die Maikirmes statt. Das ist gesetzt. Vor dem Höhepunkt kommt aber die Organisation und die beginnt zehn Wochen vorher mit der Gründungsversammlung der Junggesellen. Da es bei jeder Gruppe fast immer einen repräsentativen Kopf geben muss, wählen die jungen Männer des Ortes im Alter „16+“ aus ihren Reihen einen König. Die erste Versammlung findet eine Woche nach Gründung statt. Es gibt zehn Sitzungen in denen die wöchentlichen Aufgabenpakete verteilt und kommuniziert werden um eine erfolgreiche Maikirmes zu garantieren.
In der Tat ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Herrenclubs die dörfliche ledige Damenwelt ebenfalls im Alter „16+“. Sie werden – auch in Zeiten der Gleichberechtigung der Frauen – versteigert. Was ortsfremden und fremdelnden ein befremdlicher Brauch erscheinen mag, sollte man sich aus der Nähe ansehen. „Herzog Olaf“ hat sich in diesem Jahr einen persönlichen Eindruck verschafft und kommt zur Überzeugung: Bei der Versteigerung werden die Maidamen – wohlgemerkt: Damen (!), nicht „nur Frauen“ – mit Wertschätzung und Respekt „verhandelt“. Mit der Ersteigerung erkauft man sich lediglich das Recht, die Dame fragen zu dürfen. Ersteigert ein Mitglied keine Dame ist eine „Strafe“ fällig. Am Tag nach der Versteigerung wird die Dame mit einem Blumenstrauß besucht und der Frage, ob sie den Herrn begleiten möchte. Ein „Nein“ ist immer möglich. Das ist aber bis jetzt in Barmen, soweit man sich erinnern kann, noch nicht vorgekommen. Aktuell gibt es in Barmen etwa 110 Junggesellen und 108 Junggesellinnen.
Nicht „unter den Hammer“ kommt die Königin. Diese wird vom König ausgerufen und nicht ersteigert. Die Königin – in diesem Jahr Dana Bertrams – wird begleitet von zwei Ehrendamen, die das Königspaar auswählt. Meistens sind es gute Freundinnen der Königin. Caro Schetter und Annika Lathe haben in diesem Jahr „die Ehre“. Sie gehen beim Maiumzug direkt hinter den Majestäten, die sich an die Spitze des Zuges setzen.
Jeder Junggeselle, der eine Dame ersteigert hat, ist dazu angehalten einen Maistrauß zu hängen. Bei den Jungs aus dem Vorstand ist die Pflicht. Jede ersteigerte Dame bekommt einen Maistrauß vom Maiclub – also gibt es in Barmen immer mindestens 10 Maisträuße.
An der Form des Maistraußes ist auch der Maiclub erkennbar. Die Barmener haben eine viereckigen mit einem grünen Rahmen. Es werden beim Stecken nur Röschen verwendet, keine Kügelchen. Das ist wichtig. Die Maisträuße haben eine Größe von etwa 50 x 40 Zentimetern und größer. Es wurden auch schon Größen von 150 x 100 Zentimetern gesichtet. Der Aufwand variiert nach Qualität des Maistraußes. Das reine Drehen der Röschen kann schon zehn bis zwölf Stunden dauern. Dazu kommt noch das Stecken. Das wird oft zum Familien-Unternehmen, in das auch Mütter und Omas eingebunden werden. Den Maistrauß sieht nur der steckende Junggeselle und wird vor der Dame und den Clubmitgliedern geheim gehalten. Das erhöht die Spannung in der Nacht zum Maihängen. Das ein Maistrauß nicht fertig gekauft wird ergibt sich schon aus der Tradition.
Auch hier gibt es einen „Wettstreit“: Am Sonntagabend gehen vier Juroren durch den Ort, um die Maisträuße zu bewerten. Es gibt vier Sieger. Die Gewinner-Damen bekommen eine Rose und die Herren dürfen sich mit ihrer Auszeichnung schmücken. Für den 1. Platz gibt es einen Wanderpokal auf dem die Jahreszahl und der Gewinner vermerkt wird. Gewinnt ein Junggeselle dreimal in Folge darf er den Pokal behalten.
Das Programm
Der Mai-Club Barmen feiert vom 27. bis 29. April seine traditionelle Maikirmes. Die Barmener Maikirmes beginnt samstags nachmittags mit dem Abholen des Maibaums auf Schloss Kellenberg, das dazu einen nostalgischen Rahmen bietet und die aktiven Mitglieder sowie Ehrenmitglieder des Mai-Clubs einlädt, eine halbe Stunde bei einem Ständchen des Spielmannszugs Lohn und des Trommler- und Pfeifercorps Brachelen zu verweilen. Danach zieht man mit dem Maibaum weiter durch den Ort und schließlich zum Spielplatz vor dem Barmener Kindergarten auf der Steinstraße, wo sich zu diesem Zeitpunkt eine große Zuschauermenge tummelt. Dort wird der Maibaum allein mit Muskelkraft aufgestellt, der wie in jedem Jahr mit über 1000 Chrysanthemen geschmückt ist, die in mühevoller Handarbeit gedreht wurden. Danach folgt ab 20.00 Uhr unsere „Maiparty“ mit Live-Musik von der Coverband „Upload“ in der Schützenhalle, hierzu sind alle Feierlustigen gerne eingeladen. Eintritt besteht keiner, jedoch würden wir uns über eine kleine Spende für den Mai-Club freuen.
Die Barmener Junggesellen verabschieden sich samstags schon um Mitternacht aus der Schützenhalle, um ihren Maifrauen die in unglaublicher Kleinarbeit gesteckten Sträuße an die Häuser zu hängen. Anschließend wecken die Junggesellen die Dorfbevölkerung in den frühen Morgenstunden.
Nachdem der Sonntag mit dem Besuch der Messe, um 9.15 Uhr, beginnt, marschiert man direkt weiter, um dem Königspaar zu huldigen. Die Huldigung findet in diesem Jahr bei Familie Riesen im Auenweg statt. Hier wird die Königin unter dem Beifall des Mai-Club gekrönt und der Präsident Niklas Heinen wird Ehrungen der Mitglieder vornehmen.
Nachmittags um 14.30 Uhr steht der erste große Festzug auf dem Programm, bei dem unsere Gäste die Königin und ihre beiden Ehrendamen in wundervollen Kleidern bewundern dürfen.
Abends um 19.30 Uhr ziehen dann als kleinerer Zug die Vorstandspaare durch Barmens Straßen zur Schützenhalle. Ist der Vorstand in der Schützenhalle angekommen, fängt ab 20 Uhr die Tanzveranstaltung an, zu der jeder recht herzlich willkommen ist. Während des Abends werden die von den Junggesellen angefertigten Maisträuße prämiert, zudem findet der Tanz der ehemaligen Königspaare statt. Um Mitternacht tanzt der Vorstand den Königswalzer, bei dem jedes Vorstandsmitglied einmal mit der Königin tanzt.
Der Montag beginnt mit der Wort-Gottes-Feier, um 9.15 Uhr, und anschließendem Frühschoppen. Um 19.00 Uhr findet ein weiterer großer Festzug mit allen Vorstandsdamen und dem Gefolge des Königspaares statt. Danach folgt erneut eine große Tanzveranstaltung mit anschließendem Königswalzer.