Dort wo einst die Barmener Bürger ihre Rinder weiden ließen und die Pappeln mit den Hausnummern ihrer Eigentümer versehen waren, grünt und blüht es auch heute. Doch das, was da seine teils gigantischen Stängel aus dem Boden reckt, ist vielen ein Dorn im Auge – die Neophyten (Sammelbegriff für Pflanzen, die früher nicht heimisch waren) Herkulesstauden und drüsiges Springkraut wuchern ungestört vor sich hin und überziehen große Teile des Barmener Drieschs. Das soll schon in naher Zukunft wieder anders sein, Springkraut und Herkulesstaude sollen verschwinden und Rinder wieder hier grasen. Das zumindest haben sich Thomas Muckenheim und seine Mitstreiter von der LaNTD-AG auf die Fahnen geschrieben.
Diesem Ziel sind die LaNTD-AGler am vergangenen Wochenende einen großen Schritt näher gekommen: CDU-Landtagsabgeordnete Patricia Peill stattete Schloss Kellenberg einen ausgedehnten Besuch ab. Im Gepäck hatte die Politikerin einen dicken Scheck. Der sogenannte Bürgerscheck, eine Fördermöglichkeit des Landes NRW, beläuft sich auf stolze 2.000 Euro. Dafür können die Barmener immerhin zwei weitere Rinder der Rasse „Rotes Höhenvieh“ erwerben. Ein Pärchen der friedfertigen fuchsbraunen Kühe grast bereits auf einer Barmener Weide. Etwa acht Tiere soll die Herde später einmal umfassen.
LaNTD steht für „Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus auf dem Driesch“. Sein Zuhause hat der Zusammenschluss engagierter Bürger im Kultur- und Verkehrsverein Barmen e.V. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie und einer Masterarbeit (Stefanie Heidner, RWTH Aachen) ist ausgiebig untersucht worden, wie eine extensive Beweidung der „identitätsstiftenden“, so Muckenheim, Kulturlandschaft zu deren Erhalt bzw. Rekultivierung beitragen kann. Das Ergebnis in Kurzform: Eine kleine Herde Rinder der Rasse „Rotes Höhenvieh“ hat sich als optimale Landschaftspfleger im Sinne der LaNTD-AG entpuppt. Dafür braucht es zunächst einmal vor allem eines: Geld.
Verständlicherweise groß war also die Freude bei allen Beteiligten, dass der Antrag auf Förderung durch einen Bürgerscheck positiv beschieden wurde. Beantragt wurde der Scheck auf Anraten von MdL Peill, durch die Thomas Muckenheim überhaupt erst von der Fördermöglichkeit erfuhr. Nachdem die Bewilligung für „diesen großen Baustein“ in Muckenheims Postkasten lag, landete postwendend eine Einladung samt Dankeschön bei Patricia Peill.
Peill, selbst Landwirtin, reiste denn auch gerne zur Scheckübergabe nach Barmen und machte sich selbst ein Bild von den Planungen. Joachim Hecker, Vorsitzender des Kultur- und Verkehrsvereins, Stadtverordneter Heinz Frey, Projektinitiator Thomas Muckenheim und zahlreiche weitere Engagierte zeichneten ein detailliertes Bild ihrer Vision, gaben einen Einblick in die bereits abgeschlossenen Schritte und zeigten schließlich, wie es nun weitergehen soll. Scheune und Heu, um die Versorgung der Tiere für den Winter zu sichern, sind vorhanden. Auch eine Wiese, auf der die kleine Herde bis zu ihrem Umzug auf den Driesch grasen darf, gibt es. Bis es soweit ist, dürfen sich die glücklicherweise verfressenen Viecher neben dem dort wachsenden Gras auch an Herkulesstauden und drüsigem Springkraut laben.
Konkret geplant ist nun ein Treffen mit diversen Behördenvertretern, um rechtliche Voraussetzungen – wie etwa die Frage „Was ist ein Wald und was nicht? Wo also dürfen Rinder weiden und wo nicht?“ – und Genehmigungen zu klären. Zwei Testgebiete sollen während der zunächst zwei Jahre dauernden Pilotphase beweidet werden. Während dieser Zeit werden die Auswirkungen des Weideprojekts wissenschaftlich begleitet, untersucht und ausgewertet.
Eines steht übrigens bereits fest: Das Fleisch der „Driesch-Rinder“ wird künftig auf jeden Fall verkauft werden. Ein Metzgermeister ist bereits gefunden – und die ersten Interessenten gibt es auch bereits. Doch eines nach dem anderen. „Nun lassen sie die Tiere doch erst mal fressen“, schmunzeln Thomas Muckenheim und Co.
Weitere Informationen zur LaNTD-AG gibt es unter http://juelich-barmen.de/lantd-ag-plant-pilotphase-zur-drieschbeweidung/