Schon die Farbe der nüchtern benannten Ehrenamtskarte zeigt die Wertschätzung, die in ihr steckt. „Wir möchten etwas zurückgeben“, sagte der Bürgermeister bei der offiziellen Unterzeichnung des Vertrages mit Andreas Kersting, Referatsleiter Bürgerschaftliches Engagement bei der Landesregierung. „Das ist wichtig“, sagte der NRW-Regierungsvertreter, „weil viele Ehrenamtler im Verborgenen Gutes tun und dadurch die Möglichgkeit haben, ein wenig mehr Anerkennung zu finden.“ Jülich ist die erste Kommune im Kreis Düren, die eine Ehrenamtskarte anbietet.
Das Geschenk ist natürlich nicht die Karte als solches. Sie hat es in sich. Bei den so genannten Akzeptanzpartnern können die Goldkartenbesitzer sich selbst eine Freude machen: Im Brückenkopf-Park etwa gibt es freien Eintritt, ebenso im Museum Zitadelle; im Kulturbahnhof Jülich können vergünstigte Karten für Veranstaltungen gebucht werden und bei einer vorherigen Anmeldung bietet das KulturBüro der Stadt Jülich kostenlose Theaterbesuche an. Das soll aber erst der Anfang sein, verrät Anne Gatzen, in der Verwaltung Ansprecherpartnerin für die Ehrenamtler und federführend mit für das Projekt zuständig: „Zusätzlich haben wir vor, besondere Angebote zu schaffen.“ Führungen in Forschungseinrichtungen, die ansonsten nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind beispielsweise, sollen ausschließlich für Ehrenamtskarten-Inhaber ermöglicht werden.
Nicht nur in der Herzogstadt hat die Karte Gültigkeit: Aus 4000 Vergünstigungen NRW-weit können die Ehrenamtlichen wählen. Zu finden sind sie auf der Internetseite www.ehrensache.nrw.de und nach den 230 teilnehmenden Städten und Gemeinden gelistet. Es lohnt sich also, die Karte bei sich zu haben. Wer unterwegs wissen möchte, wo sie gerade zum Einsatz kommen kann, dem bietet eine APP mobile Informationsmöglichkeiten. „Wichtig ist es aber, nicht nur Rabatte anzubieten,“, betonte Kersting, sondern auch Wertschätzung zu vermitteln. „Es ist besonders schön, wenn eine Kommune Sonderaktionen als besondere Ehrung anbietet.“ Kerstings spontane Idee „Backen mit dem Bürgermeister“ erntete allerdings eher ungläubiges Lachen.
In diesem Frühjahr wird in Jülich das erste NRW-weite Angebot gestalten: Mandragula, ein renaissance-zeitliches Theaterstück kommt im Schlosskeller der Zitadelle in Zusammenarbeit mit der Aachener Schauspielschule zur Aufführung. 75 Ehrenamtskartenbesitzer des Landes können hier kostenfrei eine der drei Aufführungen sehen.
Und wer kommt nun an eine solche Goldkarte? All jene, die sich mehr als fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr ehrenamtlich einsetzen. „Fünf Stunden in der Woche hört sich erstmal wenig an, ist aber viel“ weiß Bürgermeister Fuchs, der selbst einmal eine Jugendmannschaft trainiert hat. Man kann sich allerdings nicht selbst bewerben: Zwei Vereinsvorstandsmitglieder bescheinigen dem Ehrenamtler seinen Einsatz und reichen dann den Antrag bei der Stadt Jülich ein. Das heißt also für die Vorsitzenden: Hier müssen Vize und Schatzmeister etwa diese Bestätigung ausfüllen. Die ehrenamtliche Tätigkeit soll seit mindestens zwei Jahren ausgeübt werden. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht, so dass auch schon Jugendliche in den Genuss der Vergünstigung kommen können. Die Laufzeit der Karte beträgt zwei Jahre. Nach Ablauf der zwei Jahre kann die Ehrenamtskarte erneut beantragt werden.
Das Formular steht als Download unter www.juelich.de/ehrenamtskarte zur Verfügung. Die Ehrenamtskarte wird nach entsprechender Prüfung des Antrages durch die Stadtverwaltung verschickt. Überlegt wird, ob es für die ersten Ehrenamtskartenbesitzer eine kleine Übergabefeier geben soll.