Mit dem zwischen die Oberschenkel geklemmten „Stick“ fest in der einen Hand „fliegt“ die begeisterte Quadball-Sportlerin über den Platz und kämpft um Punkte für ihr Team. Wer jetzt nicht ganz folgen kann, sei getröstet, das geht vielen so, lacht Loevenich.
Ursprünglich firmierte ihr Sport unter dem weit bekannteren Namen Quidditch, doch nachdem dessen Schöpferin J.K. Rowling sich in den Augen vieler Menschen „ins Aus geschossen“ hat, beschloss der Verband die Umbenennung. Doch das ist eine andere Geschichte, die an anderer Stelle erzählt werden kann. Annika Loevenich ist ihrem Sport jedenfalls treu geblieben, inzwischen hat sie es bis ins Nationalteam geschafft, aber „nur in den Trainingskader“, wiegelt sie gleich wieder ab. Quadball ist als eine Mischung aus Völkerball, Handball und Rugby ein sogenannter „Vollkontaktsport“. Das heißt, es geht durchaus nicht zimperlich zur Sache, denn wer die Gegnerin oder den Gegner – die Teams sind gemischt – abwirft, ist eindeutig im Vorteil. Der „sehr schnelle Sport“ wird übrigens ganzjährig draußen gespielt, auch das ist eher nichts für zartbesaitete Naturen. Annika Loevenich stört es wenig, sie nimmt für ihr Freizeitvergnügen auch wöchentliche Fahrten nach Bonn auf sich. „In Jülich gibt es leider keine Mannschaft mehr“, bedauert sie.
Insgesamt spielen in Deutschland etwa 35 Teams, die besten Spielerinnen und Spieler schaffen es in die Nationalauswahl. Und diese spielt dann tatsächlich um die Weltmeisterschaft. 2025 wird die WM in Brüssel ausgetragen, vom 11. bis 13. Juli. Grund genug für Annika Loevenich ins Nachbarland zu reisen ist das sicherlich. Denn das Reisen ist ihre zweite große Leidenschaft. Da trifft es sich gut, dass sie auch beruflich immer wieder einmal unterwegs sein darf. „Letztes Jahr war ich in Ljubljana“, erzählt die Programmkoordinatorin des Science College Overbach. Auch nach Riega und bis ins US-amerikanische Denver haben sie ihre Dienstreisen bereits geführt.
MINT-Inhalte für alle Gesellschaftsschichten begreifbar machen, ist Teil ihrer Mission am Science College. MINT, dahinter verbergen sich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Mit der Technik ist Annika Loevenich ins eigene Berufsleben gestartet. Ursprünglich gelernte Industriemechanikerin hat sie gleich im Anschluss an ihre Ausbildung im Forschungszentrum dort eine „kleine Berufsoriorientierungswerkstatt aufgebaut“, auch das „Freshman-Programm“ am FZJ hat sie betreut und schließlich die „KAoA“-Angebote der zentralen Berufsausbildung übernommen. „KAoA“ steht für „Kein Abschluss ohne Anschluss“ und soll Jugendlichen dabei helfen, eigene Berufs- und Studienwahlentscheidungen zu treffen. Vom Forschungszentrum wechselte Annika Loevenich schließlich 2022 ans Science College, zwischendurch und neben dem Beruf hat sie noch eine Weiterbildung als „Aus- und Weiterbildungspädagogin“ eingebaut. „Mein Tag ist ganz schön voll“, muss sie grinsend feststellen.
Am SCO zuständig für Koordination, Organisation, didaktische Konzepte und die inhaltliche Weiterentwicklung von Angeboten, hat sie ein „großes Potpourri an Aufgaben“ zu bewältigen. Ach ja, die Kommunikation gehört auch dazu. Netzwerken, die eigene Arbeit erklären, Social Media-Kanäle betreuen, auch hier ist das Spektrum breit. „Ich liebe Kommunikation“, lacht sie und man glaubt es sofort. Überhaupt nimmt man dem freundlichen Gegenüber gerne ab, dass Optimismus und ein positiver Blick ihre Grundhaltung bestimmen. Diese Haltung hilft auch dabei, die eine oder andere Herausforderungen im Job zu bewältigen. „Ich bin lösungsorientiert“, konstatiert die Pragmatikerin und fügt hinzu, dass sie „immer schon drei Lösungen parat“ habe, anstatt über das Problem zu sinnieren.
Der Workshop zum Thema KI, den sie für die Jugendkonferenz des Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands organisiert hat, ist so ein Beispiel: Von jungen Menschen mit ausgeprägten Lernschwierigkeiten bis hin zu Einser-Kandidaten war das Publikum breit gemischt und alle sollten mitdiskutieren können. „Das war sehr spannend, ich habe selbst viel dabei gelernt“, blickt sie zurück. Auch das scheint typisch für Annika Loevenich: Immer offen und interessiert an neuen Dingen zu sein, „Einblicke gewinnen“ zu wollen und letztlich von den so gewonnenen Erfahrungen auch zu profitieren. „Ich glaube, meine Historie ermöglicht mir einen ganz breiten Blick.“