„Das Therapeutische Reiten ergänzt an vielen Schulen des LVR die therapeutischen Leistungen für Kinder und Jugendliche mit Behinderung“, sagt Prof. Dr. Angela Faber, Leiterin des LVR-Dezernats Schulen und Integration. „Oft helfen neue Reize bei Therapieerfolgen. Das Reiten bietet die Möglichkeit, eine dringend notwendige Bewegungstherapie in veränderter Umgebung durchzuführen. So entsteht nicht selten neue Motivation bei den Schülerinnen und Schülern. Die Kinder werden ausgeglichener, zufriedener und für andere Therapien und schulisches Lernen zugänglicher. Das wirkt sich auch positiv auf den Schulalltag aus.“
Bereits seit den 1980er Jahren ist das Therapeutische Reiten fester Bestandteil der therapeutischen und pädagogischen Arbeit an der LVR-Louis-Braille-Schule. Jede Woche können bis zu 13 Schülerinnen und Schüler mit dem speziell ausgebildeten Therapiepferd „Amigo“ reiten. Das Angebot richtet sich an Kinder in den ersten beiden Schuljahren der Unterstufe im Bildungsgang für Mehrfachbehinderte sowie an die Schülerinnen und Schüler der Eingangsklasse des Primarbereichs. Die Reitstunden finden auf dem Reiterhof von Anne Schagen in Inden statt.
Ohne die Unterstützung von Sponsoren, gemeinnützigen Stiftungen oder Fördervereinen wäre es nicht möglich, diese wichtige Therapieform anzubieten. Eltern und Fördervereine der Schulen beteiligen sich häufig mit ihren eingenommenen Spendengeldern an den Kosten. Den Großteil der Finanzierung des Therapeutischen Reitens im LVR-Gebiet übernimmt mit 33.000 Euro jährlich die Kultur- und Sozialstiftung der Provinzial Rheinland.
„Verantwortung für die Gesellschaft hat für die Provinzial Tradition“, erläutert Martina Hankammer, Sprecherin der Stiftung. „Die Förderung von kulturellen und sozialen Projekten ist für die Provinzial Rheinland immer schon ein wichtiges Thema. Wir nehmen dadurch unsere gesellschaftliche Verantwortung wahr, uns in der Region, in der wir arbeiten und in der unsere Kunden leben, auch zu engagieren. Ein Schwerpunkt ist die Unterstützung des Therapeutischen Reitens der LVR-Förderschulen.“
Was ist „Therapeutisches Reiten“?
„Therapeutisches Reiten“ ist der Oberbegriff für drei fachlich eigenständige Bereiche: Reiten und Fahren als Sport für Menschen mit Behinderung (Sport), Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren (Pädagogik, Psychologie) und Hippotherapie (Medizin). An der Dürener Schule kommen hippotherapeutische Ansätze und Elemente des heilpädagogischen Reitens zum Einsatz.
Aus physiotherapeutischer Sicht handelt es sich beim therapeutischen Reiten um eine Maßnahme in Ergänzung zu den herkömmlichen bewegungstherapeutischen Behandlungsmethoden. Dabei können bei bestimmten Erkrankungen und Schädigungen des Zentralnervensystems sowie des Stütz- und Bewegungsapparates Effekte und Wirkungen erzielt werden, die mit herkömmlichen krankengymnastischen Behandlungsmethoden oft nicht zu erreichen sind.
Die konkreten Ziele der Therapie sind an der LVR-Louis-Braille-Schule für jedes Kind unterschiedlich und orientieren sich an den individuellen Lernvoraussetzungen. Beispielsweise kann durch die Therapie eine Entspannung des gesamten Körpers erreicht werden oder die Wachheit und Aufmerksamkeit gefördert werden. Insgesamt hat die Therapie auch einen Einfluss auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler und kann ihnen zu neuer Lebensfreude verhelfen. Allgemeine Schwerpunkte des Angebots an der LVR-Förderschule sind die vielfältigen Erfahrungen im Umgang mit dem Pferd, die elementaren Bewegungserfahrungen auf dem Pferderücken und das Ausprobieren von Bewegungsmustern, sowie konkrete Kenntnisse über das Pferd als Lebewesen.