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„Melden Sie uns Missbrauch!“

Das Gutachten zur „Untersuchung des Umgangs mit Fällen sexualisierter Gewalt im Bistum Aachen“ durch die Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl wurde jetzt in Aachen vorgestellt. In einer ersten Stellungnahme meldet sich Bischof Helmut Dieser zu Wort.

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Foto: pixabay
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„Unabhängigkeit bedeutet hier vor allem: wir begutachten nicht uns selbst“, formulierte es der Aachener Bischof Helmut Dieser. Viel Respekt hat das Bistum Aachen in den bundesdeutschen Medien für das Gutachten erhalten, dass sie bei der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl beauftragt haben und das jetzt vorgestellt wurde. Seit Mitte 2019 sind Fälle sexuellen Missbrauchs durch Kleriker im Zeitraum 1965 bis 2019 von diesen unabhängigen Gutachtern untersucht worden. Die öffentliche Vorstellung haben Bischof Helmut Dieser und Generalvikar Andreas Frick im wahrsten Sinne ausgehalten, denn auch ihnen war das Gutachten im Vorfeld nicht bekannt, betonte die Kanzlei. Im Erzbistum Köln wurde laut Pressemitteilung der Kanzlei der Auftrag zur Untersuchung entzogen. Hier ist nun ein Kölner Gutachter eingesetzt.

https://vimeo.com/475793137

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„Nach gemeinsamen Beratungen mit dem Team meines Arbeitsstabs kann ich heute nur bekräftigen: Wir sind froh, diesen Schritt gegangen zu sein“, sagt Bischof Dieser in seiner Stellungnahme, „denn nun haben wir Klarheit und klar benannte Fehler der Vergangenheit. Die Sicht der Gutachter liegt allen offen, jeder kann sich seine Meinung bilden. Gerade das ist es, was der Aufklärung dient!“ Dabei hebt das Oberhaupt des Bistums noch einmal die Worte von Gutachter Wastl vor, dass dieses Gutachtens nicht dazu diene, Menschen an den Pranger zu stellen. sondern zukunftsorientiert aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. “

Diese Ergebnisse seien vor allem mit Blick auf die Opfer und deren Lebensfrieden wichtig, „Aufklärung zu erhalten und Einsicht zu bekommen in das, was ihnen widerfahren ist“. Bischof Dieser kündigt an, der Empfehlung des Gutachters zu folgen und den direkten Austausch mit den Betroffenen zu suchen. „Ich kann und werde ein offenes Ohr für alle Betroffenen haben, die mir sagen wollen, was ihnen auf dem Herzen liegt.“

„In den nächsten Tagen werde ich das Gutachten eingehend studieren und gemeinsam mit meinem Arbeitsstab beraten, wie wir im Bistum Aachen mit den Ergebnissen umgehen und welche Konsequenzen folgen müssen“, lässt dagegen Bischof Dieser wissen. Für den morgigen Montag, 16. November, ist als erster Schritt eine Pressekonferenz angekündigt, in der „Reaktion auf das Gutachten und erste Schritte bekannt geben“ werden sollen.

Nach der Veröffentlichung wendet sich Bischof Dr. Helmut Dieser an die noch unbekannten Betroffenen: „Ich bitte Sie: Helfen Sie uns, Missbrauch und sexualisierte Gewalt durch Kleriker unseres Bistums aufzudecken! Melden Sie uns erfahrenes Leid und Verbrechen, die Ihnen durch Priester, Diakone oder Ordensleute angetan wurden“, so der Bischof von Aachen.

Hotline und Homepage nehmen Meldungen entgegen
Das Bistum hat eine Hotline eingerichtet, an die sich Betroffene oder Menschen mit drängenden Fragen wenden können. Sie ist unter der Rufnummer 0241-452/225 erreichbar.

Auf einer eigens eingerichteten homepage www.missbrauch-melden.de erhalten Betroffene sexualisierter Gewalt die Möglichkeit, erlittene Übergriffe dem Bistum zu melden – auf Wunsch auch anonym. Diese Meldungen erreichen, ebenso wie bei der eigens eingerichteten Hotline, fachkundig geschultes Personal, das die unabhängigen Verfahren einleitet und die Betroffenen unterstützt.

Bischof Dieser: Dunkelziffer reduzieren – Verbrechen ans Licht bringen
Der gutachterlichen Beurteilung hatten 175 Fälle „einschlägiger Übergriffe“ zugrunde gelegen. Bereits jetzt liegt die Zahl der bekannten Fälle mit 194 leicht höher. Bischof Dr. Helmut Dieser ist es ein Anliegen, die Dunkelziffer weiter zu reduzieren. „Es ist ja nicht weniger Leid geschehen, nur weil wir nicht davon wissen. Vielmehr bedeutet die Dunkelziffer, dass noch nicht alles ans Licht gekommen ist – und noch weitere Betroffene diese Last tragen müssen. Wir wollen Betroffene bestmöglich unterstützen, dafür brauchen wir Ihre Rückmeldung!”


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