Der Pflegebedarf in Deutschland steigt – und damit wächst der Bedarf an häuslichen Betreuungskräften. Schätzungsweise 300.000 Menschen aus Osteuropa betreuen rund um die Uhr in deutschen Haushalten und sind somit eine wichtige Säule in der Versorgung.
Aber: Die Arbeitszeiten verletzen meist deutlich Arbeitsschutzregelungen, die Betreuungskräfte erhalten häufig einen geringen Arbeitslohn, sie stoßen auf Sprachbarrieren, sind durch das Leben an der Arbeitsstätte oft isoliert und machtlos den Gegebenheiten ausgeliefert. Das kirchliche Netzwerk „Respekt“ hilft: Mit Informationen in der Muttersprache, Begegnungsforen, Deutsch- und Pflegekursen bietet es seit 2017 Unterstützung vor Ort in der Region Heinsberg an und setzt sich dafür ein, dass die Arbeitsbedingungen für die Betreuungskräfte menschenwürdig sind.
Jetzt gibt es die digitale Ergänzung unter www.respectcare.de, die deutlich weitere Kreise ziehen kann: Seit dem Tag der menschenwürdigen Arbeit am 7. Oktober ist Respect-Care am Start – ein Projekt des Netzwerks „Respekt“, der Betriebsseelsorge und der Innovationsplattform des Bistums Aachen. Ziel ist es, die Menschen über Rechte und Beratungsstellen zu informieren und ihnen durch Vernetzung, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten.
Auf Polnisch, Bulgarisch und Deutsch finden sich neben den Kontaktadressen zu den Beratungszentren und Informationen zu häufig gestellten Fragen ebenso seelsorgerische Angebote und Tipps für die Freizeitgestaltung. „Hier haben wir viel aus den Gesprächen mit den Betreuungskräften gelernt. Denn nur wenn das Angebot auch den Bedürfnissen entspricht, kann es eine Hilfestellung sein und wird auch nur dann genutzt“, betont Anna Kobylecka, Pastoralassistentin in der Gemeinschaft der Gemeinden Heinsberg-Oberbruch und Mitinitiatorin des Projekts. Sie ist Teil der Projektgruppe, bestehend aus Kathrin Henneberger, Referentin für Fragen der Arbeitswelt und Betriebspastoral im Bistum Aachen, Johannes Eschweiler, Betriebsseelsorger im Kreis Heinsberg-Oberbruch sowie den Ehrenamtlern Rosi Becker, Sonja Hanrath, Hans-Werner Quasten und Heinz Backes. Diese Gruppe wird von der Innovationsplattform des Bistums Aachen unter der Leitung von Christoph Lohschelder begleitet: „Es ist eine wachsende Community, die sich an die Bedürfnisse flexibel anpassen kann. In der Zukunft sollen weitere Funktionen ergänzt werden, wie beispielsweise die Vernetzung vor Ort mit anderen Pflegekräften“, skizziert Christoph Lohschelder den Ansatz. „Wir sehen unseren Auftrag darin, Menschen aus dem Ausland in kurzzeitigen Arbeitsverhältnissen zu unterstützen. Sie sollen in Deutschland in einem vertrauensvollen Netzwerk gut begleitet sein. Wir sorgen dafür, dass sie immer eine Person oder Einrichtung finden, die sie um Hilfe bitten können. So können sie ihre Aufgaben in den Familien oder bei den pflegebedürftigen Menschen gut bewältigen“, beschreibt Kathrin Henneberger, die Vision. Eschweiler ergänzt: „Auch auf diese Art soll Gemeinschaft und Begegnung entstehen. Das ist ein Auftrag, den die Kirche innehat. Gemeinsam setzen wir uns für ein gutes Leben für alle ein.“
Initiativen, die ebenfalls in Bereichen der Betreuung tätig sind, können gerne in ihren Medien auf die Plattform hinweisen und darauf verlinken. Nach eingehender Prüfung werden ständig auch weitere Hilfsangebote auf der Webseite ergänzt. Bei Interesse informiert Christoph Lohschelder ([email protected]) über das Projekt und Möglichkeiten der Vernetzung. Die Plattform ist ausdrücklich keine Arbeitsvermittlung und dient ausschließlich der Verbesserung der Lebenssituation von Betreuungskräften durch die Bündelung von Informationen und Hinweise zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten.