Anlässlich dieses Jubiläums hat die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen NRW eine Karte der „Ersten Ratsfrauen in NRW“ erstellt. Jülich ist dort mit seinen ersten Ratsfrauen „Nettchen Körfer“ und „Christine de Jong“ ver- treten. Bereits bei der ersten Wahl zu der Frauen zugelassen waren, im Jahr 1919, zogen diese beiden Frauen in die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Jülich ein. Heute tragen ihnen zu Ehren zwei Straßen in Jülich ihre Namen. Die Karte der „Ersten Ratsfrauen in NRW“ kann unter www.frauenbueros-nrw.de eingesehen werden.
Doch obwohl in Jülich bereits sehr früh Frauen in der Politik mitgemischt haben, sind wir auch 100 Jahre später noch weit entfernt von einer Besetzung des Stadtrates gleichermaßen mit Männern und Frauen. Auch mit Blick auf die Kommunalwahlen 2020 lädt die Gleichstellungsstelle der Stadt Jülich daher alle politischen Vertreter dazu ein, gemeinsam zu ergründen, warum Frauen auch heute noch in den kommunalpolitischen Gremien so wenig vertreten sind und wie dem entgegengewirkt werden kann.
Ein erstes Treffen fand leider in einem überschaubaren Kreis statt, allerdings sei, so Koordinatorin Jessica Fischer von der Gleichstellungstelle der Stadt Jülich, der zweistündige Austausch sehr intensives und aufschlussreich gewesen. Anfangs sei die aktuelle Situation der Frauenanteile in den politischen Gremien von Bund, Land und in der Stadt Jülich betrachtet worden. Von den Parteien wurde deutlich gemacht, dass durchaus die Bereitschaft und auch der Wunsch bestehe, mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu gewinnen, es aber an motivierten Frauen mangele. Als größtes Hindernis wurde mehrfach die zeitliche Verbindlichkeit benannt, neben familiären Verpflichtungen noch ein Ehrenamt in einer Partei auszuüben. Zudem wurde auf die allgemeine Politikverdrossenheit in der Bevölkerung hingewiesen. Dennoch wurde auch das Problem der patriarchalen Strukturen in den Parteien angesprochen und erkannt. Fazit: Frauen seien in einer großen Männerrunde viel zu oft nicht mutig und selbstbewusst genug, um sich gegen die Strukturen zu behaupten. Sie seien oft zu selbstkritisch, fühlten sich nicht bereit für eine politische Aufgabe, wollten lieber gefragt werden, statt sich selbst aktiv nach vorne zu bringen. Zudem würden sie viel zu oft noch nach ihrem Äußeren und ihrer Mutterschaft bewertet, statt nach Inhalten.
Koordinatorin Fischer erklärte auf Nachfrage, dass ein Maßnahmenkatalog erstellt worden sei, wie vermehrt Frauen zu kommunalpolitischem Engagement animiert werden könnten. Dieser sei den Parteien zur parteiinternen Diskussion zur Verfügung gestellt worden.