22.45 Uhr. Die Spannung ist fast mit den Händen zu fassen. Überall laufen über die Handys Videos mit den auch im fernen Jülich drohenden Wassermassen, wie sie sich mächtig aus der Urfttalsperre in die Tiefe stürzen. Immer wieder gehen in kleinen Atempausen die Freiwilligen in den Ratssaal, in dem über den Großbildschirm die Horrorszenarien von zerstörten Ortschaften gesendet werden. Die Sorgenfalten sind allerorts tief.
Der ersten Betriebsamkeit ist eine nervöse Ruhe gewichen. Man steht zusammen, guckt in Hochwassergefahrenkarte, kreiert Szenarien „Es ist beängstigend“, ist immer wieder zu hören. Die Unfassbarkeit des Kommenden, von dem man weiß, dass es unausweichlich ist. Es ist die nervöse Ruhe gepaart mit Ungewissheit.
Die Maßnahmen laufen geregelt. Für 3000 mögliche zu Evakuierende hat das DRK Plätze vorbereitet und hält Nahrungsmittel bereit. Allerdings nutzen nicht viele Menschen das Angebot, in die Notunterkünfte zu gehen. Die meisten Jülicher sind wohl bei Freunden und Familie in „sicheren Gebieten“ untergekommen. Die Zahl der freiwilligen Helfer, die sich auf dem Matthiasplatz in Lich-Steinstraß eingefunden haben, übersteigt die Zahl derer, die gebraucht werden. Ein großes Glück, aus dem vollen schöpfen zu können. Die Jülicher zeigen sich wieder mal von der ihrer solidarischen Seite. „Das ist einfach großartig“, freut sich Bürgermeister Axel Fuchs.
Die Nacht wird lang.