Öffentlich dazu aufgerufen, nahmen 2019 die Jülicher Bürgerinnen und Bürger rege an Workshops, Stadtrundgängen, Online-Beteiligungen und Vorträgen teil, um den Prozess des Integrierten Handlungskonzeptes und damit ihre künftige Stadt mitzugestalten. Neben breit angelegten Beteiligungsformaten zu denen alle Jülicherinnen und Jülicher eingeladen waren, wurden spezielle Zielgruppenveranstaltungen wie z.B. eine Kinderbeteiligung oder einen Studentenworkshop durchgeführt, um auch diese Altersgruppen „mitzunehmen“. Durch die Jülicherinnen und Jülicher, wurden die Themenfelder „Einzelhandel, Dienstleistung und Gastronomie“, „Frei- und Grünräume“, „Soziale Infrastruktur, Bildung, Kultur, Freizeit und Gesellschaft“, „Stadtgrundriss, Stadt und Fassadenbild und Öffentliche Räume“ sowie „Mobilität“ eingehend betrachtet. Zahlreiche Beiträge konnten in Form von schriftlichen Anmerkungen und Bewertungen in einem Zeitraum von neun Monaten von Jung und Alt zusammengetragen werden. Diese Anmerkungen und Bewertungen ermöglichen dem Planungsbüro MWM aus Aachen Einblicke in die persönliche Erfahrungswelt und in die Sichtweise der Jülicher Bürgerinnen und Bürger, sowohl im positiven, aber auch im kritischen Sinn. Herr Niedermeier vom Planungsbüro MWM ist nach Auswertung der Erhebungen der Bürgerbeteiligung sehr positiv gestimmt und freut sich über das überdurchschnittliche Interesse der Jülicher an ihrer Stadt. Zusammen mit den in der Stadtverwaltung bereits vorliegenden Untersuchungen vergangener Jahre und eigenen Erhebungen lässt sich ein sehr genaues Bild des aktuellen Sachstandes des städtischen Lebens in Jülich erkennen und begründen.
Basierend auf diesen Erkenntnissen wurden aus den 5 Themenfeldern der Bestandsuntersuchung (Leitfragen: Was ist gut, was ist schlecht?) nun 4 Handlungsfelder für das Zielkonzept (Leitfragen: Wo wollen wir in 10-15 Jahre stehen? Welche Ziele setzen wir uns?) entwickelt. Dominante Handlungsräume waren unter anderem der Schlossplatz, die Fußgängerzone, die ehemalige Stadthalle, die Anbindung der Rur an die Innenstadt, aber auch das Thema Mobilität nach außen mit Bus und Bahn und nach Innen entlang der Kölnstraße, der Große Rurstraße und die künftig, bessere Einbindung der Radfahrer in den städtischen Verkehr. Hinzu kommen die „Baustellen“ der Stadt aus privater Hand, die es zielorientiert und zeitnah gemeinsam mit den Eigentümern/innen zu entwickeln gilt. Bürgermeister Axel Fuchs freut sich über die bisherigen Ergebnisse. „Auch ich war zu Beginn gespannt, was uns mit dem Integrierten Handlungskonzept erwartet“ gibt er zu, „aber das, was daraus entstanden ist, begeistert mich und übertrifft meine Erwartungen. Das ist die Chance, unsere Stadt zukunftsfähig zu machen.“
Eine Stadt zukunftsfähig zu machen ist eine umfangreiche und komplexe Aufgabe. Um diese Komplexität etwas zu nehmen und auch das InHK greifbarer werden zu lassen, sollen nachfolgend anhand des Beispiels „Innenstadteingang West“ die Entwicklungschancen aufgezeigt werden.
Wenn also für den Bereich um die Rurbrücke bzw. entlang der Großen Rurstraße bis zur Lorsbecker Str. / Herzog-Wilhelm-Allee, die in den Handlungsfeldern „Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie“, „Soziales, Kultur, Freizeit und Gesellschaft“, „Mobilität“ und „Stadtgrundriss, Stadt-/ Fassadenbild und Öffentliche Räume“ formulierten Ziele Anwendung finden, kann dieser Raum ganz neue Qualitäten erhalten.
Heute ist er geprägt durch Mängel, wie einem wenig einladenden Stadteingang mit fehlenden Raumkanten, zurückversetzter, nicht urbaner Bebauung, einer Nutzung (u.a. Tankstelle, Lagerplatz), die der hohen Standortgüte nicht gerecht wird oder einer Großen Rurstraße mit starker MIV-Dominanz und damit einer städtebaulichen Barriere für Fußgänger und Radverkehr. Dazu kommt die fehlende Vernetzung der Rur mit der Innenstadt sowie das kaum genutzte Potenzial der Rur bzw. des Ufers als Erholungs- und Freizeitraum.
Die Grundlegende Chance zur Neuordnung ergibt sich durch den zu erwartenden Umzug der Feuerwehr vom Standort Vogelstange an die Römerstraße, der Stadtwerke in den Brainergypark sowie dem bereits umgezogenen Unternehmen Kurtz GmbH und Co. an den Von-Schöfer-Ring.
Wie der Bereich sich künftig entwickeln könnte, zeigt eine bearbeitete Luftaufnahme. Auf dem Stadtwerkegelände könnten von Süden her attraktive, sich zur Rur öffnende Wohnangebote entstehen. Diese gehen dann in Richtung Große Rurstraße über in eine gewerbliche Nutzung (prominente Adresse für Hotellerie und Dienstleitung). Das alte Feuerwehrgebäude könnte umgenutzt (Wohnen, DL) und der Block mit zeitgemäßen Wohnangeboten ergänzt werden. Auch die Räume für den noch vorzuhaltenden Löschzug könnten hier, den heutigen Standards entsprechend, im Neubau untergebracht werden. Für den neuen Umgang mit dem Freiraum(-verbund) steht die grüne Verbindung zwischen Rur und Ellbachgürtel sowie die neue Zugänglichkeit und Aufenthaltsqualität am Wasser über eine großzügige Freitreppenanlage. Zudem würde ein erleichterter Zugang für Radfahrer auf einen sichereren Radweg in und um die Innenstadt ermöglicht werden. Zusammen mit einer hohen Architekturqualität (in der Abbildung nur Platzhalter), die durch entsprechende Anforderungen – nicht nur ästhetisch, sondern auch ökologisch und sozial – im weiteren Planverfahren erreicht werden soll, bekäme Jülich einen neuen, einladenden Stadteingang.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und den daraus entwickelten Entwurf des Konzeptes mit Zielen und Maßnahmen werden den Jülicher Bürgerinnen und Bürgern am Abend des 4.März, 19 Uhr im PZ des Gymnasiums Zitadelle präsentiert. Eine Ausstellung der Inhalte in Form von Plakaten ist bereits ab 18.00 im PZ zugänglich, auch die Vertreter der Stadtverwaltung und des Planungsbüros MWM stehen ab 18 Uhr zur Erläuterung und für Fragen bzw. Anregungen bereit. Die Ergebnisse der bisherigen Beteiligungsschritte sind sehr umfangreich, es empfiehlt sich diese vorab / ab sofort auf der Internetseite des Integrierten Handlungskonzeptes unter www.zukunftsstadt-juelich.de im Bereich „Neues“ einzusehen. Direkt im Anschluss an das Bürgerform wird eine Online-Beteiligung für einen Monat freigeschaltet.
Im Anschluss an diese Beteiligungsphase wird das Planungsbüro MWM dann das überarbeitete Konzept für die Bezirksregierung in Köln erstellen und der Politik zur abschließenden Genehmigung vorlegen, bevor es dann spätestens im September in Köln eingereicht wird. Erfolgt dann die Genehmigung, erhält Jülich in den kommenden Jahren Fördergelder für die Projekte, die dann zeitnah, ähnlich wie in Linnich und Düren, umgesetzt werden können.