„Zum ersten Mal haben wir hier schriftlich“, so betonte Bürgermeister Axel Fuchs, „was die Menschen in den Ortschaften sich wünschen und wie sie sich ihr Dorf der Zukunft vorstellen können.“ Nach fast drei Jahren Infoabenden, Erhebung, Beteiligungsrunden in den die Kernstadt umgebenden Dörfern und Ortsterminen unter dem Motto „Ihre Verwaltung kommt zu Ihnen“ soll jetzt eine Umsetzung des Dorfentwicklungskonzeptes erfolgen. Eine erneute Verschiebung und Nachbesserung, wie sie die JÜL in vorausgehenden Ausschüssen anregte, gibt es nicht.
Marco Johnen (CDU) hatte das 80-Seiten-starke Konzept mit etlichen Anhängen zu konkreten Planungen auf den Dörfern und einer Zeitschiene als „großen Wurf“ bezeichnet. Durch Heinz Frey wurden für die Fraktion der UWG JÜL eine Vielzahl an Verbesserungswünsche eingebracht, die noch berücksichtigt werden sollten. Außerdem – so die Kritik – würden Erwartungshaltungen bei den Menschen auf den Dörfern geweckt, die bei leeren Kassen nicht zu erfüllen seien. Unverständnis ernteten die Eingabe. Christian Klems, der als Unparteiisch einen Sitz bei der JÜL hat, reagierte ungewohnt emotional: „Wir haben 2020/21 einen Prozess aufgesetzt und haben Maßnahmen generiert. Die Menschen wissen, dass das Konzept kein Wunschkonzert ist. Ich habe das Gefühl, wir zerreden einen guten Start. Wir sind permanent dabei, die Dinge schlecht zu reden. Davor warne ich.“ Dafür erntete er Szenenapplaus der anderen Fraktionen. Er rief dazu auf, dass die Ortsvorsteher mit ihren Wünschen auch auf die Verwaltung zugehen müssten. Für die größeren Maßnahme solle eine Prioritätenliste erarbeitet werden, um dann das Signal an die Bevölkerung ausgeben.
Seinen Worten schloss sich Karl Philipp Gawel an (CDU), der überrascht war über die „Rolle rückwärts“, wie er sagte. Es sei ausreichend Zeit gewesen, sich mit dem Konzept zu beschäftigen. Die Daten lägen lange vor. „Wer das ganze bis heute nicht verfolgt hat und seine Arbeit nicht gemacht hat, dann ist das das Problem des Einzelnen.“ Die Wünsche seien identifiziert und man könne nicht wieder von vorne anfangen. „Wenn wir jetzt anfangen, uns über Gully-Deckel zu unterhalten und mit der Gießkanne versuchen, die Wunschprojekte der JÜL zu realisieren – das geht nicht.“ Man habe jetzt etwas, das man verbindlich verabschieden könne.
Hüvelmann (CDU) kritisierte außerdem, dass die JÜL die Kostenaufstellung der Verwaltung anzweifelte. „Das vorliegende Schreiben der JÜL hat mit Sachpolitik nichts zu tun.“
Bürgermeister Fuchs warb dafür, den Beschluss zu fassen. Er nannte den Prozess „die direkteste Form von Demokratie, die man sich vorstellen kann“ und gab zu bedenken, dass „doch alles nicht in Stein gemeißelt“ sei. Es liege an den Mandatsträgern, welche Maßnahmen in welcher Priorität umgesetzt würden. Aber „das ist es, was die Menschen in den Dörfern sich wünschen und auch von uns erwarten: Sich auf den Weg zu machen.“ Nachdem Martina Gruben (SPD) mäßigend eingewandt hatte, dass angesichts der Zeit, die das Konzept in Anspruch genomme habe, man sich auch die Zeit für Entscheidungen nehmen solle, konnte sie letztlich dem Bürgermeister folgen „wenn das Konzept flexibel ist, ist es in Ordnung.“
Klar sei – auch den Menschen auf den Dörfern-, so war der Mehrzahl der Wortmeldungen zu entnehmen, dass nicht alle Maßnahmen finanziert und umgesetzt werden könnten. Auf Nachfrage an Bürgermeister Fuchs von David Merz (SPD), wann denn mit einem Beginn zu rechnen sei, meinte dieser achselzuckend: Es hänge vom Haushaltsbeschluss ab. Deutlich machte Fuchs noch einmal im Rat, dass der Beschluss von Bedeutung ist: „Wenn wir kein Konzept hätten, dann könnten wir Fördertöpfe nicht angreifen.“
Der Rat beschloss in der letzten Sitzung vor der Sommerpause einstimmig das Dorfentwicklungskonzept, wie es in der Beschlussvorlage der Verwaltung vorgelegt worden war – nicht ohne vorherigen Einwurf von Heinz Frey, der noch einmal mit Nachdruck die Korrektur der angemerkten Fehler forderte.