In einem Bürgerantrag ging es um den Toilettenwagen am Schlossplatz, dessen mangelnde Hygiene zum Stein des Anstoßes für einen Bürger wurde. Wo Menschen bis zur endgültigen Lösung im Zuge der Schlossplatz-Umgestaltung ihr schnelles Geschäft erledigen sollen, wurde diskutiert.
Gut genutzt wurde scheinbar der Toilettenwagen auf dem Jülicher Schlossplatz. So gut, dass die hygienischen Standards allem Anschein nach nicht mehr eingehalten werden konnten. So sah es jedenfalls ein Bürger: Im Rahmen des Feierabendmarktes der Werbegemeinschaft wurde der Toilettenwagen für den Beschwerdeführer und seine Begleiterinnen offenbar zu einem Ärgernis: Der Wagen sei „uralt, verunreinigt und offensichtlich bereits seit längerer Zeit zumindest im Urinalabteil erheblich von Schimmel verseucht“, heißt es in dem Beschwerdeschreiben, das den Ausschussmitgliedern als Anlage vorlag. Im gleichen Schreiben hatte der Bürger einen Antrag formuliert, nach dem die Stadt Jülich den Zustand des Toilettenwagens überprüfe, dafür Sorge trage, dass geltende Vorschriften für öffentliche Toiletten eingehalten würden und zeitnah eine „attraktive Ersatzlösung“ beschaffe.
Das gestaltet sich jedoch nicht so einfach. Über den Handlungsbedarf in puncto Toilette herrschte im Ausschuss offenbar weitgehend Einigkeit. In seiner Eröffnung zum Thema räumte Bürgermeister Fuchs ein, dass der Toilettenwagen während der Corona-Zeit aufgestellt worden sei. Der Wagen würde jetzt abgebaut. Eine Zwischenlösung bis zum fertig umgestalteten Schlossplatz koste jedoch 20.000 bis 30.000 Euro. Alternativ wären Veranstalter zu verpflichten, selbst für eine Toilette zu sorgen. Ein Provisorium erachtete der Fraktionsvorsitzende der CDU Jülich, Marco Johnen, als zu teuer, da es etwa zwei Jahre stehen würde. Dieser Meinung schloss sich auch der Fraktionsvorsitzende der SPD Jülich, Harald Garding an: Das, was da jetzt stehe, sei kein Aushängeschild für die Stadt Jülich. Alternativ sei eine Lösung im Bereich der privatwirtschaftlichen Ladenlokale zu suchen, schlug Johnen vor. Auch an einen Leerstand könne dabei gedacht werden.
Emily Willkomm-Laufs von Bündnis90 / Grüne sprach das Konzept „Nette Toilette“ an, welches im politischen Handlungskonzept vorgesehen sei und regte an, nochmal mit der Werbegemeinschaft darüber zu sprechen. Fraktionsvorsitzender der UWG Jülich, Heinz Frey erinnerte jedoch daran, dass es Klagen im Einzelhandel gegeben habe, und dass dies nicht mehr erwünscht sei. „Wenn wir gar nichts haben, sind wir auch der Meinung, dass das ein Problem ist“, ergänzt er.
Eine Adhoc Recherche des Herzog ergab: Es sind einige Jülicher Geschäfte in der App-Anwendung „Nette Toilette“ aufgelistet, die auf das Mobiltelefon heruntergeladen werden kann und über Routen und Öffnungszeiten informiert; doch einige Geschäfte gibt es nicht mehr, andere haben den Inhaber gewechselt. Zu den noch aktiven Anbietern gehört Optik Inglsperger. Es kämen immer mal Kunden rein und fragten danach, im Geschäft auf Toilette zu dürfen, sagte Mitarbeiterin Andrea Frenzel. Meistens seien das eigene Kunden. Sie habe aber von anderen teilnehmenden Geschäften gehört, dass es dort zu untragbaren Verunreinigungen der Toiletten gekommen sei, so Frenzel.
Der Entschluss: Die Stadt Jülich wird nochmal Gespräche mit dem Einzelhandel beziehungsweise der Werbegemeinschaft führen. Das Konzept „Nette Toilette“ vorrübergehend wiederzubeleben könne ein „Zusatzgeschäft“ in den Laden bringen, waren einige Ausschussmitglieder optimistisch. Dadurch soll ein teures Provisorium zu vermieden werden.