Überraschend ist, dass die Dringlichkeit der Sanierung des ersten Hauses für die Jülicher Bürgerschaft und ihrer Verwaltung für die politischen Fraktionen offenbar überraschend ist und Beratungsbedarf erfordert. Das Thema „Rathaus-Sanierung oder Neubau“ beschäftigt nicht nur gefühlt die Mandatsträger in Ausschüssen und Ratssitzungen seit fast zwei Jahrzehnten. Wer in der Stadtgeschichte zu Hause ist, der weiß, dass es die Argumentation des einst amtierenden Bürgermeisters war, dass man sich keinen Palast hinstellen wolle, wenn andererseits Sanierungsbedarf an Schulen vorliege.
Diese Haltung spiegelte sich in der jüngsten Ausschuss-Sitzung wider. Im Subtext war zu hören, dass für die Beschäftigten der Stadtverwaltung eine gute und förderliche Arbeitsumgebung offenbar nicht für nötig befunden wird. Zwar ging es vordergründig um den Interimsbau, der nicht in einem „hübschen, neuen Gebäude“ sein müsse, aber auch darum, dass es offenbar für zumutbar gehalten wird, in Baulärm und Baustaub konstruktiv tätig zu sein. Nichts anderes würde auf jene zukommen, die für die Stadt „dienend“ arbeiten sollen, wenn sie am Standort Große Rurstraße 17 während der Sanierung bleiben müssten.
Der Sanierungsstau seit 2007 bringt ein weiteres Problem mit sich: Eine immense Kostensteigerung. Aus den 10 bis 15 Millionen Euro Kosten, die 2009 für eine Sanierung im Raum standen, sind inzwischen 42 Millionen Euro geworden. Sebastian Steininger hat vermutlich recht, dass letztlich mit rund 20 Millionen Euro mehr zu rechnen sein wird.
Richtig ist die Frage von Harald Garding, dass jeder Privatmann sich angesichts dieses Kostenfaktors fragen würde: Investiere ich in einen Bestandsbau oder lieber in einen Neubau, der den modernen Standards für eine Arbeitsumgebung wie den energetischen Vorgaben genügt?
Ein Rathaus ist das Herzstück einer Stadt, aber es ist vor allem auch ein Funktionsbau. Er muss den Zwecken einer Verwaltung und der Politik als Versammlungs- und Entscheidungsraum dienen. Wenn es dazu repräsentabel ist, kann sich eine Stadt auch mit ihrem Rathaus schmücken. Die Zeiten sind allerdings beim Neuen Rathaus, der einstigen Kreisverwaltung Jülich, längst Geschichte.
Es ist Zeit, nach 17 Jahren zu einer Entscheidung zu kommen, die für die Stadt, ihre Verwaltung und das Gebäude selbst in die Zukunft gerichtet ist.
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