Passender hätte der Ort nicht sein können: In der ehemaligen Eingangshalle des Jülicher Bahnhofs, dem heutigen KuBa-Kinosaal, hielt der Eisenbahn-Amateur-Klub Jülich (EAKJ) seine Jahreshauptversammlung ab.
Während man die letzten Jahre üblicherweise in Jülicher Gaststätten tagte, zwang Corona zu einem ungewohnten Schritt. Impf- oder Testzertifikate wurden gefordert, auf gemeinsames Essen wurde verzichtet. Die Location sorgte für viel Luft und reichlich Abstand der 17 Mitglieder, nach knapp einer Stunde hatte man bereits alle anstehenden Themen besprochen.
Vier wichtige Punkte gab es hierbei: Jahresberichte, Vorstandsneuwahlen, Ehrungen und Zukunftsplanungen. Die Berichte über das Coronajahr fielen naturgemäß recht nüchtern aus. Das Virus zwang den Klub über Monate, sein Vereins- und Bastelleben weitestgehend einzustellen. Doch hatte der EAKJ im Vergleich zu anderen Vereinen noch Glück im Unglück: Durch die Beschaffenheit der Klubräume und die Tatsache, dass beim Modellbahn-Basteln sowieso möglichst kein Gedränge herrschen sollte, konnten je nach aktuellen Coronaregeln einige Bastelabende mit einer Minimalbesetzung von zwei Haushalten pro Abend stattfinden.
Der Klub verstärkte jedoch seine „Online-Aktivitäten“. Zusätzlich zum schon bestehenden öffentlichen Youtube-Kanal wurde ein klubinternes Diskussions- und Terminfindungsforum eingerichtet, und ergänzend zu den üblichen Mitglieder-Rundschreiben auf Papier wurden 23 E-Mail-Newsletter versandt. Mehrere Vorstandssitzungen fanden erfolgreich virtuell statt, und auch eine „Videokonferenz“ für alle Mitglieder wurde durchgeführt, bei der unter anderem ein Vorstandsmitglied mit der Handykamera live vom aktuellen Bauzustand der Modellbahnanlage berichtete und auf Fragen einging.
Ausfallen musste leider der zum 45-jährigen Klubbestehen geplante Tag der Offenen Tür in 2021. Auch die sonst üblichen Exkursionen entfielen, und an eine Beteiligung an regionalen Modellbahn-Ausstellungen war mangels Ausstellungen nicht zu denken. Doch in der Hoffnung auf „Licht am Ende des Tunnels“ begann der Klub mit Planungen für ein größeres Event im Herbst 2023, wo gleichzeitig 150 Jahre Eisenbahnen in Jülich und 111 Jahre Jülicher Kreisbahn zu feiern sind. Neben einer umfangreichen Modellbahnschau, in der z.B. die einzelnen Modellbahn-Module der Klubmitglieder zu einer Großanlage zusammengebaut werden, denkt man auch an die „große Bahn“ draußen. Hier sind ein Buchprojekt und Vorträge zur Geschichte der Eisenbahn in und um Jülich in Planung, und in Kooperation mit anderen regionalen Einrichtungen ließe sich eventuell noch Einiges mehr auf die Gleise setzen – vielleicht sogar bis hin zu echten museal erhaltenen Jülicher Kreisbahn-Fahrzeugen.
So verwunderte es nicht, dass bei den Vorstandswahlen sämtliche Vorstandsmitglieder ohne Gegenstimmen wiedergewählt wurden. Personelle Wechsel gab es lediglich bei den Kassenprüfern, da diese gemäß Satzung nach zwei Prüfungen abgelöst werden müssen. Als Kassenprüfer wurden somit Rudi Haas und Florian Holländer, als Vertreter Herbert Fackeldey gewählt. Der Kassenbericht an sich war trotz der Schwierigkeiten in der Coronazeit keineswegs unerfreulich.
Der EAKJ hat derzeit 40 Mitglieder zwischen 19 und 86 Jahren, das neueste Mitglied ist seit September dabei und 21 Jahre alt. Leider mussten auch Verluste hingenommen werden, darunter der tragische Tod des erst 55 Jahre alten Jürgen Becker, der zum Urgestein des Klubs gehörte und nach langer schwerer Krankheit im November verstarb.
Für langjährige Mitgliedschaften geehrt wurden die Mitglieder Jan und Tijl Moreau (je 25 Jahre), Günter Röhling (30 Jahre), Jürgen A. C. Kreutzer (35 Jahre) und Johann-Hubert Ochsenbruch (40 Jahre), wobei die jüngeren Mitglieder wegen Urlaubs und die älteren wegen Corona der Versammlung fern blieben.
Insgesamt lässt sich sagen, dass der EAKJ mit ungebremstem Optimismus in die Zukunft schaut und vor Vorfreude auf ausgiebiges Basteln, geselliges Beisammensein, Züge steuern und „Fachsimpeln“ fast zu bersten scheint.