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Wahlkampf

Was ich noch sagen wollte...

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Kolumne | Foto: HZG
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Manchmal ist das ja so eine Sache mit dem Wahlkampf. Also mit dem Ringen um Stimmen und der Entscheidung für oder gegen Etwas oder Jemanden. Wer die Wahl hat, hat die Qual – dieses Sprichwort gäbe es nicht, wenn dem nicht meistens auch so wäre. Manchmal ist die Qual sehr gering. Wenn auf meinem Frühstücksteller zwei Toastscheiben liegen und auf dem Tisch Harzer Käse, Erdbeermarmelade und Nutella stehen, fällt meine Wahl für zwei aus drei Optionen schnell und eindeutig aus. Wenn dort allerdings nur eine einzige unteilbare Brötchenhälfte liegt, findet unausweichlich ein kleiner Wahlkampf statt. Mit dem Schmiermesser in der Hand wird mein persönlicher Wahl-O-Mat angeworfen und die Wahlkampfstrategie der Kandidaten abgeklopft: ist das Werben um meine Stimme auf die Person bezogen („Mama hat Marmelade gekocht!“)? Oder auf ein Thema bezogen („Selbst gemacht ist immer leckerer!“)? Oder auf eine Partei bezogen (Deine Stimme für Die Süßen“!)? Wer macht den besseren Wahlkampf? Der, wer mehr oder der, wer öfter Präsenz zeigt? Also wähle ich das größere und schwerere Glas mit großen knalligen Lettern beschriftet? Oder das kleinere Glas, das mit Buchstäbchen in Handschrift auf Mini-Etiketten immer und immer wieder vor meiner Nase steht? Kraft oder Kondition? Wer sich zur Wahl stellt, hat keine Wahl: er muss letztlich beides haben und können, um jeden Frühstücker erreichen zu können. Denn was definitiv begrenzt ist, ist die Zahl der Einzelentscheidungen. Die Summe aller Einzelentscheidungen führt zu der im Wahlergebnis abgebildeten Gesamtentscheidung – so das Wesen jeder Wahl – und das nicht nur um den Brotbelag. Unumstritten ist, dass der Wahlsieg umso deutlicher ist, je mehr Leute am Frühstückstisch sitzen – erst recht, wenn viele Sorten Brotbelag um ihren Einsatz werben. Wer nicht frühstückt, fällt zwar ein Urteil, trifft aber nicht keine Wahl, sondern eine schlechte. Er gibt keinem seine und damit allen keine Stimme. Und ist dazu verdonnert, zu nehmen, was auf den Tisch kommt – in diesem Fall eher eine Qual der Nicht-Wahl. Wer sich nun fragt, wieso sich mir beim Thema Wahlkampf das Bild des Frühstücks­tisches aufdrängt, dem dränge ich folgenden (wahlweise zu überspringenden) Schwank aus meinem Leben auf: Als Kind des Ostens stand mit Erreichen meiner Volljährigkeit prompt die Wahl zur Volkskammer an. Selbst Diktaturen veranstalten ja Wahlen, um den Anschein von Legitimität zu erzeugen, obwohl die Auswahl des politischen Personals normalerweise schon vorher getroffen wird. (Also immer selbige Marmelade in allen Gläsern…) Zu dieser Zeit verbrachte ich den Sonntagmorgen nun meist unter der eigenen Bettdecke, wenn es am Vorabend im Jugendklub mal wieder spät geworden war. Den Frühstückstisch hatte ich also abgewählt, doch dabei die Rechnung ohne die Wahlhelfer gemacht, die just zur Frühstückszeit tatsächlich mit der Wahlurne unter dem Arm die Stimmen der Erstwähler einsammelten, die nicht pünktlich um 8 Uhr morgens im Wahllokal von ihrem Recht Gebrauch machten. Seitdem gucke ich bei jedem Gang an eine Wahlurne, ob ich nicht doch noch im Pyjama bin und verspüre Hunger auf ein lecker Toast…       

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Gisa Stein
Aus dem Herzen der Lutherstadt Wittenberg in die Herzogstadt gekommen und angekommen: "Wenn ich erlebe, dass Menschen weite Wege gehen, gar von anderen Kontinenten anreisen, um die Jülicher Zitadelle zu besichtigen, entwickle selbst ich als "Immi" eine gewissen Stolz..."

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