In Jülich lag die Wahlbeteiligung bei über 84 Prozent. Na, Bravo! Besser als der Bundesdurchschnitt. Die CDU erhielt die meisten Stimmen – weit über dem Bundesdurchschnitt mit über 33 Prozent. Die SPD liegt mit über 19 Prozent auch deutlich besser als bundesweit auf „Platz 2“. Knapp 17 Prozent erhielt die AfD – weit unter dem Bundesdurchschnitt. Jülich hebt sich also deutlich vom Bundestrend und auch Kreistrend ab. Ist das ein Grund für Begeisterung und Freude? Zeit fürs gegenseitig Schulterklopfen, weil wir ja die besseren Demokraten sind?
Das Ergebnis darf nicht blind machen vor der Tatsache, dass in 26 von 32 Wahlbezirken die AfD über 20 Prozent der Stimmen holen konnte. Merzenhausen ist Spitzenreiter mit 28,68 Prozent. In Jülich „holte“ die AfD erstmals zwei Wahlbezirke und zwar in der Innenstadt: Im Wahlbezirk 2 stimmten 24,85 und Bezirk 4 26,27 Prozent für die AfD – beide Werte weit über dem Bundesdurchschnitt. Was aber heißt das für eine Stadt, die sich „Ort der Vielfalt“ an die Rathausmauern schreibt?
Im September sind Kommunalwahlen. Es muss gelingen, in den Dialog zu gehen, Bewusstsein zu schaffen, dass Jülich für Aufbruchstimmung, Mut und Solidarität für alle steht. Es gilt, die 17 Prozent Menschen in Jülich Ernst zu nehmen. Zu vermitteln, dass die Aussage „die Politik ist abgestraft worden“ vom Grundgedanken her nicht stimmt: Demokratie ist ein Geschenk, keine Strafe. Und „Die“ sind „Wir“. Der Staat geht jeden an. Alle tragen für ihn Verantwortung. Dem müssen wir uns stellen. Jede Einzelne. Nach dem „wie“ muss noch gesucht werden, dafür ist es an Tag 1 nach der Wahl und Tag 1 vor dem Andruck zu früh. Klar ist aber: es geht nur miteinander, nicht gegeneinander.
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