Zur Eröffnung der Ausstellung „20 Jahre Brückenkopf-Park“ in der Sparkasse am Schwanenteich zitierte Bürgermeister Axel Fuchs aus dem Protokoll der – wie er sagt – legendären Ratssitzung vom 26. Januar 1995. Prognostiziert werden dort in einem Wortbeitrag zwei Millionen DM Belastung für den Haushalt pro Jahr als Folgekosten der Landesgartenschau. Das Ratsmitglied lehnt sie daher für Jülich ab. Begründung: Die Erschließung der Merscher Höhe stehe an, das Hallenbad und die Stadthalle müssten in Angriff genommen werden. Das ist fast 25 Jahre her.
„Wer nichts macht, macht keine Fehler“, tut der Volksmund kund. Doch! Stillhaltetaktik ist ein Fehler. Die Mutlosen und Bequemen richten sich in ihrer Komfortzone ein, bewegen zwar viele Worte, lassen ihnen aber keine Taten folgen. In der Zeit zwischen 1995 und 2019 hat es alleine drei Untersuchungen, Handlungskonzepte (Kulturleitlinien 2001, Jülich 2020 im Jahr 2012/2013 und Teilnahme am Bundeswettbewerb Zukunftsstadt 2030 in den Jahren 2014/15) und Bürgerbeteiligungen gegeben. All das hat Zeit und Geld gekostet, was heute Zeitdruck verursacht und noch mehr Geld kostet. Aus persönlichen Erfahrungen jedes Einzelnen dürfte klar sein, dass mangelnde Vorsorge oder Pflege Eigentum nachhaltig schadet. Und wer im übertragenen Sinne nicht rechtzeitig für Reparatur oder Neuwagen sorgt, jagt entweder viel Geld durch den Auspuff oder verliert den Anschluss und geht zu Fuß.
Angst verhindere Innovation, hat Wirtschaftspsychologe Michael Frese über die deutsche Furcht vor Fehlern in einem Spiegel-Interview gesagt und auch: „In jeder Erneuerung steckt Risiko.“
Derzeit scheint die Risikobereitschaft in Jülich zumindest auf Seiten von Stadtverwaltung, Unternehmen und Forschung gestiegen zu sein: Die Zuckerfabrik investiert in den Standort Jülich, die Stadtwerke denken räumlich und unternehmerisch in die Zukunft, der zweite Solarturm des DRL kommt, der Parcours unter dem Arbeitstitel „Abenteuer Wissen“ wird nicht nur eine neue inhaltliche Komponente in den Brückenkopf-Park bringen, sondern auch neue Zielgruppen erschließen. Die „Veranstaltungs-Muschel“…, die Stadthalle…, das Kreishaus Nord…, die Bebauung Düsseldorfer Straße…, das Schwimmbad…, das Parkdeck… Es bewegt sich etwas in Jülich.
Und der Jülicher? Er hätte an den meisten Stellen gerne, dass alles so bleibt, wie es ist. Das kennt man, das ist die Komfortzone. Das will so gar nicht zum Lokalpatriotismus passen, der sich alleine darin dokumentiert, dass wir bundesweit Spitzenreiter in der Umrüstung auf lokale Kennzeichen sind. Stolz sind die Bürger auf die städtischen Wurzeln in der Renaissance, auf die Forschungslandschaft mit all ihren Kontroversen. „Renaissance“ heißt Wiedergeburt, markiert in der Geschichte einen Punkt der Rückbesinnung auf das zu Bewahrende und Offenheit und Aufbruch in die Moderne. An diesem Punkt steht Jülich heute.
Einfach mal innehalten und lauschen: Von ferne ist schon der „Braintrain“ zu hören und das geschäftige Leben im Brainergy-Park. Da kann es nur heißen: think big. Das geht nur gemeinsam.