Zwei Kandidaten für das Bürgermeisteramt werden Stand heute auf jeden Fall zur Kommunalwahl auf dem Wahlzettel stehen: Axel Fuchs, parteilos und seit 2015 Amtsinhaber, und Frank Radermacher, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU. Zwei weitere Herren erklärten in den sozialen Medien, dass sie sich für das Amt bewerben wollen. Dafür müssen sie aber zunächst die bürokratischen Voraussetzungen erfüllen. Aber es sind ja noch 226 Tage bis zur Kommunalwahl. Wir werden sehen.
Gespannt sein dürfen die Jülicherinnen und Jülicher, wie sich CDU-Kandidat Radermacher und Amtsinhaber Fuchs vermutlich nach der Bundestagswahl am 23. Februar – oder vielmehr nach Aschermittwoch – präsentieren. Die CDU beschwört die Zeitenwende, hat in ihrem Mitgliederbrief im Oktober 2024 geschrieben, dass viele Menschen sich einen Politik-Wechsel und einen Wechsel an der Spitze der Verwaltung wünschten. Das klingt etwas befremdlich, wenn der geneigte politisch Interessierte weiß, dass – bis auf das Intermezzo unter dem im vergangenen Jahr verstorbenen Bürgermeister Heinz Schmidt – die CDU seit 1994 stets die stärkste Kraft im Jülicher Stadtrat war und mit den jeweiligen Bürgermeistern Entscheidungen vorangetrieben hat. Das ist seit Amtsantritt von Axel Fuchs 2015 nicht anders gewesen.
Eine Abgrenzung zu treffen dürfte also für die CDU ein hartes Stück Arbeit bedeuten und viel diplomatisches Geschick, möchte man nicht eigene politische Entscheidungen der Vergangenheit in Frage stellen. Das gilt vor allem, da in der Aufstellungsversammlung ausdrücklich betont wurde, dass es „keinen Wahlkampf gegen jemanden geben“ werde.
Einer, der durchaus als Grenzenzieher in den Ratssitzungen auf sich aufmerksam machte, ist Marco Johnen. Der Fraktionsvorsitzende seit 2020 scheute die Kontroverse nicht. Er wird im neuen Stadtrat ab September Geschichte sein. Johnen gab Mitte Januar bekannt, dass er für Mandat und Vorsitz in Jülich nicht mehr zur Verfügung stehe. Nach der Geburt der Tochter wolle er sich der Familie mit Priorität widmen – und der CDU als Kreistagsabgeordneter dienen. Die Aussicht für die Wählerschaft, bei einem Politikwechsel auf einen entscheidenden Wortführer verzichten zu müssen, dürfte für die Partei im Lückenschluss eine zusätzlich Kraftanstrengung bedeuten. Dennoch zollten die Parteikollegen und auch Bürgermeisterkandidat Radermacher in der jüngsten Sitzung Marco Johnen für diesen Schritt ausdrücklich Respekt.
Maßgeblich auf Johnens Initiative, so ist aus gut informierten Kreisen zu hören, geht die Nominierung des Kandidaten Radermacher zurück. Frank Radermacher ist ein bislang politisch noch wenig beschriebenes Blatt. Sein eigenes Profil zu schärfen wird sicher die wichtigste Aufgabe des Kandidaten sein. Rückendeckung, so ist zu hören, erhält Radermacher vom ehemaligen Landtagsabgeordneten Josef Wirtz. Wirtz darf wohl als Ziehvater von Marco Johnen gelten, war Johnen doch wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter seines Abgeordnetenbüros in Düsseldorf.
Das Jahr ist lang, aber die Zeit läuft. Richtig ist, dass für eine demokratische Wahl auch Kandidaten zur Wahl gestellt werden müssen. Respekt gebührt jedem, der bereit ist, sich diesem demokratischen Prozess zu stellen. Bekanntermaßen geht das nicht, ohne sich auch persönlich ins Rampenlicht zu begeben. Was dort beleuchtet wird, liegt nicht immer in der Hand der Bewerber. Ob Bündnis 90/Die Grünen und die SPD noch mit Nominierungen nachziehen, ist noch nicht öffentlich bekannt.