Also der Sprache an sich und dem Land, in dem sie erfunden wurde. Französisch wird weltweit von rund 274 Millionen Menschen auf fünf Kontinenten gesprochen, deren Zahl sich bis zum Jahr 2050 auf geschätzte 700 Millionen erhöhen wird. In 13 Staaten ist Französisch sogar alleinige Amtssprache, in weiteren 16 eine von mehreren. Zugegebenermaßen beherrsche ich diese nicht – jedenfalls nicht wissentlich. Nach 27 Jahren in Jülich wohnend, das ja immerhin einst zu Frankreich gehörte, hat sich natürlich manche Vokabel französischen Ursprungs in meinen Sprachschatz eingeschlichen. Bekanntester Vertreter ist das Wort Plumeau für die Bettdecke – bis zum Jahr 1990 nie gehört oder aufgeschrieben gesehen. Im fernen Mecklenburg der 80er Jahre war mir zu meiner Schulzeit neben der russischen Sprache als Pflichtfach die englische Sprache weitaus sinnvoller erschienen – immerhin ließen sich ganz praktisch so die Songtexte im Radio so besser „verstehen“. Gut, bei „Voyage, Voyage“ im Jahr 1986 war ich völlig aufgeschmissen. Doch neben „Ella, elle l’a“ von France Gall und „Alors on danse“ von Stromae war der „Disereless“-Song nur einer von drei französischsprachigen Nummer-1-Hits in Deutschland. Mich beschleicht der Verdacht, dass es dieser in Frankreich selber nicht an die Spitzenposition geschafft hat, weil die Menschen den Text verstanden haben…
Als an der Schreibmaschinentastatur tätiger Mensch lernte ich zudem die Tücken des französischen Schriftbildes kennen. All diese schrägen Strichlein und dann noch diese Doppelpunkte über dem e – bis heute schaffe ich es nicht, den Namen einer französischen Automarke aufzuschreiben, ohne recherchieren zu müssen, welcher Tastenkombination ich diese Pünktchen entlocken kann. Doch auch das Wissen um das korrekte Schriftbild brachte mich eines Tages keinen Schritt weiter, als ich als Sängerin in einem Chor mit Noten und Text eines französischen Weihnachtsliedes konfrontiert wurde. Damit ich nicht nur die für mich lesbaren Noten mitsummen, sondern auch mitsingen konnte, schrieb mir eine Sangeskollegin die französischen Wörter in Lautschrift über die entsprechenden Noten. An der Einzelsilbe „en“ für „auf“ verzweifelte sie. Statt Buchstaben malte sie mir also einfach eine kleine Nase über die Noten auf. Diese stand als Zeichen dafür, an dieser Stelle einen Laut von mir zu geben, der entsteht, wenn man sich die Nase zuhält und durch diese zu tönen versucht…
Mit dem passiven Hören und Sehen des Französischen kann ich mich dagegen sehr anfreunden: schnell und viel. Vor allem bei Kinofilmen fällt mir auf, dass Dialoge in rasendem Tempo eine große Herausforderung für Synchronsprecher sein müssen. Gut, bei dem Wort „en“ mal kurz durch die gedacht geschlossene Nase zu tönen, spart etwas Zeit, doch die Lippenbewegung dazu passt kaum. Für Synchronisationsprobleme könnte auch die Tatsache mitverantwortlich sein, dass Frankreich im Kampf gegen „Franglais“ – das Pendant zum hiesigen „Denglisch“ – im Jahr 1994 das „loi Toubon“ genannte „Gesetz betreffend den Gebrauch der französischen Sprache“ erließ, wonach jeder englische Werbespruch in Frankreich „übersetzt“ werden musste – notfalls mit neuen Wortkreationen. Aus dem Deutschen haben es wenige Wörter wie „ersatz“, „kaput“ und „diktat“ ins Französische geschafft – zu wenig für eine Abwehr per Dekret. In diesem Sinne „au revoir“ und „avec plaisir“ bei „le Tour de France“ durch Jülich…
Französisch – Was ich noch sagen wollte…
Manchmal ist das ja so eine Sache mit dem Französisch.
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