Viele Vereine haben heutzutage ein Problem: Sie sterben aus, da die Mitglieder immer älter werden und die jüngeren Generationen kein Interesse am Vereinsleben zeigen. Der Motor-Club Jülich (organisiert im ADAC) hat einen Weg zum Jungbrunnen gefunden. Denn der am 1. Juli 1960 gegründete Verein hat einen Grundsatz: Die Gemeinschaft und der lockere Umgang miteinander stehen an erster Stelle. Außerdem wird den jüngeren Vereinsmitgliedern gezielt Raum dazu gegeben, eigene Ideen mit in den Verein einzubringen.
So wagte der Verein vor zwei Jahren einen Neustart und gab der nächsten Generation auch im Vorstand das Lenkrad in die Hand. Das Ergebnis: Die „jungen Leute“ brachten ihre Bekannten mit in den Verein, sodass der 1960 mit fünf Mitgliedern gestartete Motor-Club nach eigenen Angaben auf 60 bis 70 Mitglieder aus Jülich und Umgebung wuchs und einen Altersdurchschnitt von ungefähr 35 Jahren erreichte. „Nach meinem Beitritt im Jahr 2018 sind mehrere Freundeskreise zu einem großen zusammengewachsen“, erinnert sich Vorstandsmitglied Tim Stockem. Nichtsdestotrotz treffe man auch auf neue Gesichter.
„Wir haben den Mut gehabt und die Leute angesprochen – mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten macht einfach Spaß“, sagt Richard Paff, der seit 28 Jahren den Vorsitz beim Motor-Club innehat und damit zu einer Brücke zwischen Jung und Alt geworden ist. Aber auch ältere Mitglieder treten in den Verein ein. So habe man 2019 auch ein Mitglied im Alter von 71 Jahren in die eigenen Reihen aufgenommen.
Seit einigen Jahren sind auch die Kartrennen fester Bestandteil des Clubs. Der MCJ lege viel Wert darauf, stets auch neue Kartbahnen zu testen und die drei besten Fahrer mit Pokalen gebührend zu feiern. Außerdem soll im Jahr 2021 „erstmalig eine Quad-Tour durch die Nordeifel stattfinden, um sich einer neuen Herausforderung zu stellen und das Programm noch vielfältiger zu gestalten“, ergänzt Tim Stockem.
Aber auch die Tradition hat weiterhin ihren Platz. Der Motor-Club ist dem ADAC angeschlossen, sodass auch das Fahrsicherheitstraining nicht wegzudenken ist. Gerade das sei „für jüngere Fahrer sicher wichtig“, wie Paff feststellt. Ein langjähriges Highlight ist außerdem beispielsweise das Stoppelfeldrennen, das in diesem Jahr in Hottorf stattgefunden hat. Hierbei fahren die Teilnehmer auf einem abgeernteten Weizenfeld gegen die Zeit einen Parcours. Genutzt werden hierfür noch fahrbereite Schrottautos – entsprechend ausgelassen geht es bei den Zeitrennen zu. Da könne man in der Kurve auf dem Feld schonmal den ein oder anderen Reifen verlieren, sagt Paff schmunzelnd. Allerdings sei durch den Sportwart des Vereins, Christoph Matzerath, und das Team seiner KFZ-Werkstatt der größte Schaden schnell wieder behoben. „Und am Ende ist man staubig, aber glücklich“, so Paff weiter. Im Anschluss zur Siegerehrung gab es bei einer Gulaschsuppe die Möglichkeit, in den Erfahrungsaustausch überzugehen.
Ein weiteres Beispiel ist die im Winter stattfindende Nachtorientierungsfahrt, bei denen Nutzen und Spaß gleichauf liegen. Die Nachtorientierungsfahrt ist quasi eine Schnitzeljagd mit dem Auto, bei der auf der Strecke liegende Fragen beantwortet werden müssen, um zum Ziel zu kommen. Darunter beispielsweise: „Wer kräht auf dem Dach in Hottorf?“ oder „Wie viele Laternen waren auf der letzten Brücke?“. „Wenn man da einmal falsch abbiegt, ist man in Schwierigkeiten“, fasst Christoph Matzerath die Herausforderung der Nachtorientierungsfahrt zusammen. Denn dann rücke das Ziel in weite Ferne. Wer nicht schafft, sich zurück zu orientieren, kann einen Umschlag öffnen, um zur nächsten Station zu kommen. Dann gibt es allerdings Strafpunkte. Nebenbei: Damit längere Bedenkzeiten bei den Fragen nicht mit einem Bleifuß über dem Gaspedal ausgeglichen werden, gibt es eine Beschränkung bei der durchschnittlichen Höchstgeschwindigkeit. Auch das Spargelessen und die Weihnachtsfeier sind Events, bei denen alle zusammenkommen und reichlich Spaß haben.
Wer auch mal mitfahren möchte, kann dies gerne tun. Denn, so Paff: „Gäste sind herzlich willkommen.“ So kann man auch bei dem Stoppelfeldrennen gegen ein höheres Startgeld als Nicht-Mitglied teilnehmen. Wer öfter Mitfahren oder beim Startgeld sparen möchte, sollte eine Mitgliedschaft in Erwägung ziehen. Den Kontakt kann man über die Facebook-Seite des Vereins herstellen.