Einfach mal ungezwungen plaudern, der Austausch mit einem Gesprächspartner, etwas loswerden oder auch etwas von der weiten Welt erzählt bekommen. Für Menschen, die allein durch das Leben gehen, macht das der Telefonbesuchsdienst möglich. Hierbei greifen ehrenamtlich Engagierte zu zuvor ausgemachten Terminen für ihre Paten zum Telefon. „Die Aktion ist entstanden, auch da Hausbesuche nicht möglich waren. Alte, alleinstehende Menschen haben so die Möglichkeit sich, ein- oder zweimal die Woche mit ehrenamtlich Tätigen zu verabreden. Diese werden dann von uns angerufen“, sagt Irmtrud Schuhmacher, welche sich selbst beim Telefonbesuchsdienst ehrenamtlich engagiert. „Einsame, ältere Menschen haben dann zumindest jemanden, mit dem sie sich austauschen können.“
Die erste Hürde zum telefonischen Besuch ist naturgemäß der erste Kontakt. Wie man sich es vorstellen kann, ist die Erreichbarkeit von einsamen Personen gar nicht so einfach. Irmtrud Schumacher hat sich zur Aufgabe gemacht, die Mitglieder des Malteser Hilfsdiensts ab 80 Jahren anzurufen, um nachzufragen, ob der Bedarf zum Gespräch besteht. Akten voller Listen hat sie dafür, die sie in einem Büro der Malteser nach und nach abarbeitet. 1400 Nummern hat sie bereits eingetippt. „Ich habe immer schon gerne telefoniert“, sagt Schumacher. Das läge auch daran, dass sie über 40 Jahre in einer Arztpraxis an der Anmeldung saß und bereits dort ein offenes Ohr für die Patienten hatte. Wenn Schumacher per Telefon nach Senioren mit Gesprächsbedarf sucht, seien die Gespräche in aller Regel immer sehr nett. Auch von Senioren, die nicht einsam sind, kämen dann positive Rückmeldungen zu der Idee des Telefonbesuchsdiensts.
Ein Angebot für alle Senioren
Übrigens können nicht nur die Mitglieder der Malteser, sondern alle Senioren das Angebot in Anspruch nehmen. „Das Problem ist, dass man sie erreichen muss“, sagt Schumacher. Denn einfach wahllos Nummern eingeben oder das Telefonbuch durchgehen – das macht der Telefonbesuchsdienst nicht. Auch aus Datenschutzgründen. „Trotzdem gilt das Angebot für jeden. „Man muss kein Fördermitglied der Malteser sein“, Schumacher weiter. Um die Menschen zu erreichen, hat der Hilfsdienst auch Flyer verteilt. „Damit die Menschen einfach selbst anrufen können. Aber das machen sie leider nicht so. Schön wäre, wenn sich die Senioren von selbst melden würden. Egal, wo auch immer sie unterwegs sind.“
Denn: Das praktische eines Telefonats ist, dass man es von überall aus tätigen kann. Der Telefonbesuchsdienst hat in der Diözese Aachen zuerst im Sommer 2019 in Jülich Fuß gefasst. Mittlerweile gibt es den Telefonbesuchsdienst auch, seit März 2020, in Aachen, und seit dem Dezember im Jahr 2020 in Krefeld. Die drei Stellen stehen miteinander im Austausch und arbeiten zusammen. Die Kooperation laufe super, berichtet die Sozialreferentin für Soziales Ehrenamt, Ute Wallraven-Achten. Denn wenn ein Dienst voll belegt sei, könnte man auch auf die Ehrenamtler in den anderen Bezirken zurückgreifen.
Die Gespräche sind vertraulich. Nichtsdestoweniger haben sich zwischen den Ehrenamtlern der Malteser und deren Paten teilweise richtige Freundschaften entwickelt. „Ich weiß von einer Geschichte ganz klar. Da haben sich zwei Männer in Jülich gefunden und die besuchten sich dann auch und machen gemeinsam Musik im Altenheim. Das war eine sehr schöne Geschichte“, erzählt Schumacher. Und eine andere Dame, das sei dann auch ganz lustig gewesen, die wollte dann jemanden haben, um Französisch zu sprechen. Tatsächlich konnte im Pool der Ehrenamtler eine Frau gefunden werden, die jetzt regelmäßig dort anruft. Ganz nach dem Motto „Alles kann, nicht muss“ kann es auch bei den Gesprächen bleiben.
Apropos Ehrenamtler: Wer sich beim Telefonbesuchsdienst engagieren möchte, sollte vor allem eines mitbringen: Empathie. „Man sollte sich gerne am Telefon unterhalten und das Gespräch aufrecht halten können“, fasst Schumacher zusammen. Darüber hinaus sollte man selbstverständlich ein offenes Ohr für die Lebensgeschichte des oder der Paten haben. Bei dem Malteser Hilfsdienst beispielsweise reicht die Altersspanne der Ehrenamtler im Telefonbesuchsdienst von beinahe 70 bis Mitte 80. Eine Altersgrenze gibt es aber nicht.
Unterscheiden muss man zwischen dem Telefonbesuchsdienst und der Telefonseelsorge. Während es bei dem Telefonbesuchsdienst um die Geselligkeit geht, ist die Telefonseelsorge in Notlagen und Sorgen da. Dafür sind die Personen, die bei der Telefonseelsorge am Apparat sitzen, auch extra ausgebildet. Ein weiterer Unterschied: Während die Telefonseelsorge angerufen werden kann, rufen beim Telefonbesuchsdienst die Ehrenamtlichen zu einem festen Termin an, nachdem eine Patenschaft übernommen worden ist.
Manchmal muss der erste Schritt selbst getan werden. Wer per Telefon besucht werden möchte, wähle:
- Für Jülich die 02461 9735 0
- Für Krefeld die 02151 781 390
- Für Aachen die 0241 99 738 400
Und: Wer sofort Beistand wegen Sorgen und Nöten braucht, kann die Telefonseelsorge jederzeit beispielsweise über die 0800 111 0 111 erreichen.