Ein Brief an den Bürgermeister, der viel bewirkt hat: Vor rund drei Jahren schrieben einige Kinder der Herzogstadt an den ersten Bürger der Stadt einen Brief. Zeitgleich wurden Informationen von anderen Gemeinden eingeholt, Konzepte ausgearbeitet.
Das Ziel: Die Stadtverwaltung von einer Pumptrack-Anlage in der Nähe überzeugen. Diese Anlagen werden meistens von Mountainbikern genutzt. Auf dem Rundkurs versuchen die Sportler durch aktives Entlasten und Belasten der Räder auf der hügeligen Piste Geschwindigkeit zu gewinnen, ohne in die Pedale zu treten. Geschicklichkeit, ein gutes Gleichgewicht und auch Kraft sind hier gefragt. Auch mit anderen Fahrradtypen oder mit Inlineskates oder dem Skateboard kann der Track genutzt werden.
Die Bemühungen trafen auf fruchtbaren Boden. Rund ein halbes Jahr später stand der Standort im Karl-Knipprath-Stadion fest. Um das Vorhaben auch finanziell stemmen zu können, wurden Förderanträge gestellt. Im September im Jahr 2021 dann die Besiegelung, als die Heimatministerin Ina Scharrenbach einen Fördercheck von 4,5 Millionen Euro für verschiedene Projekte, unter der auch der Parcours fällt, vorbeibrachte.
Allerdings mussten noch weitere Entscheidungen getroffen werden, bevor die Anlage gebaut werden konnte. Das sorgte auch bei einer Ratssitzung im vergangenen Oktober im Stadtrat für Diskussionsstoff. Denn auf die Ausschreibung der Stadtverwaltung für den Bau der Pumptrack-Anlage meldete sich nur die Firma Schneestern aus dem Oberallgäu, die sich auf den Bau solcher Anlagen spezialisiert hat. Deren Angebot überstieg die Kosten, mit denen man zuvor kalkuliert hatte. Geschätzt wurden die Kosten von einem Planungsbüro vorab allerdings lediglich auf 370 000 Euro. Hiervon werden 337 000 Euro gefördert. Begründet wurde das unerwartet höhere Gebot in der Sitzung des Stadtrates durch die hohe Auslastung der Fachfirmen und daraus folgende Preissteigerungen. Hinzu käme, dass die Fachfirma, die die Pumptrack-Anlage baut, für die Nebenbauten, zu nennen sind hier beispielsweise Unterstände neben der eigentlichen Anlage, an Subunternehmen vergeben müsse.
Um diese Kosten decken zu können, mussten die Politiker des Stadtrates einer Bereitstellung von weiteren Haushaltsmitteln zustimmen. „Wir stehen zu 100 Prozent hinter diesem Projekt“, gab der Fraktionsvorsitzende der Jülicher CDU, Marco Johnen, zu erkennen, machte aber auf einen weiteren Aspekt der Diskussion aufmerksam. Denn neben der Genehmigung der Haushaltsmittel sollte die Ausschreibung, auf die die Fachfirma mit einem Angebot reagiert hatte, zurückgezogen werden. Der Vorteil dahinter sei, dass Schneestern ihre Expertise bei dem Bau der Pumptrack-Anlage nutzen könne, aber Nebenanlagen durch beispielsweise Eigenleistungen der Stadtverwaltung durch die Mitarbeiter des Bauhofes angegangen werden könnten, wie der Beigeordnete Martin Schulz erklärte. Das sei unter dem Strich weniger kostenintensiv. Johnen fragte nach, ob dies rechtskonform sei. Schulz betonte, dass man sich vor der Sitzung detailliert mit dem Rechnungsprüfungsamt auseinandergesetzt habe. Der Niederschrift der Stadtratssitzung ist überdies zu entnehmen, dass die Fördermittelgeber für die ursprüngliche Ausschreibung mit dieser Vorgehensweise einverstanden seien. Der Stadtrat stimmte zu. Letztendlich kostete der Bau der Anlage ungefähr 50 000 Euro mehr, als zuvor kalkuliert war. „In acht bis 10 Wochen kann dann der eigentliche Bau der Anlage über die Bühne gehen“, sagte Schulz.
Vor kurzer Zeit feierte die Stadt Jülich entsprechend den Spatenstich der Anlage. Und nun steht die Pumptrack-Anlage kurz vor der Fertigstellung. Nur noch die Asphaltdecke fehlt. „Es ist zwingend notwendig, ein solches Projekt nicht scheitern zu lassen“, machte sich auch Achim Maris vom Amt für Kinder, Jugend, Schule und Sport für das Projekt stark. Er leitete noch die dringende Bitte weiter, die Absperrungen rund um den Bau nicht zu überklettern, um schon einmal Probe zu fahren. Denn dann werde der Kiesuntergrund, auf den der Asphalt aufgebracht werden soll, zerstört und die Bauphase verlängert sich entsprechend.
„Wir sind total stolz darauf, dass die Stadt das jetzt hinstellt. Wir glauben, dass das mega wird und sind sehr dankbar dafür“, sagte Marina Petzi. Ihre Kinder gehören zu dem Freundeskreis, die das Projekt angestoßen haben. Die Vorfreude ist also schonmal groß.