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Ab in den Westen

HORIZON: An American Saga

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Peer Kling. Foto: Gisa Stein
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In seinem neuesten Film, „The Fabelmans“, fragt Spielberg als junger Mann sein Idol und den wohl erfolgreichsten Western-Regisseur aller Zeiten John Ford, was das Wichtigste beim Filmdreh sei. David Lynch spielt die Legende John Ford auf eine eigenwillig skurrile Weise und gibt als Ant-Wort nur drei Silben preis, die aber mit Nachdruck und gleich dreimal hintereinander: „Horizon, Horizon, Horizon.“ Auch in Kevin Costners neuestem Western zieht es die Kutschen von Osten zum Sonnenuntergang und Horizont nach Westen. Er nennt gleich den ganzen Film „Horizon“. Drei Stunden lang wird vor allem eines: Gestorben, gestorben, gestorben, Weiß gegen Rot, im Bürgerkrieg oder bei Familienzwistigkeiten. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass es sein Film ist. Kevin Costner hat Regie geführt, die Hauptrolle gespielt und den Film bezahlt, unter anderem mit seiner letzten Ehe, denn die hat der Film so nebenbei auch noch gekostet, als er mit der schönsten Schauspielerin des Film durchgebrannt ist.

Für seinen Film „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990) habe ich ihn geliebt, für „Waterworld“ (1995) habe ich ihn, gehasst, will ich nicht sagen, aber mir hat der Film nicht gefallen. Von den, dem Westerngenre zuzuordnenden Filme stand „Der mit dem Wolf tanzt“ mit 449 Millionen US-Dollar Einspielergebnis mehr als zwei Jahrzehnte lang an der Welt-Spitze. Auch 34 Jahre nach Erscheinen zahlst Du knapp 10 Euro, um Dir „den Wolf zu tanzen“, ich meine um den Film zu streamen. Wird „Horizon“ im Kuba gezeigt? Ja, Cornel hat ihn für den 14. und 15. Oktober vorgesehen. Soll ich ihn mir ansehen? Ja, vor allem wegen der Filmaufnahmen, der Dynamik und wegen der Landschaftsbilder. Erwarte aber keine stringent erzählte Story, eher ein Stimmungsbild. Das Who is Who in diesem Film ist etwas unübersichtlich. Im Prinzip geht es, und ich sage das jetzt mal bewusst böse, um den Völkermord, ausgeübt von den nach Westen strebenden aus Europa kommenden Siedlern an den Ureinwohnern. Wie oft in den Spätwestern, geht es auch darum, sich einzufühlen in die soziologischen Hintergründe der oft aus der Not geborenen Reisenden hinein ins ungewisse Abenteuer ohne Comeback-Möglichkeit. In ihrer Heimat, egal ob in Schweden, Irland oder sonst wo in Europa hatten sie nun mal weder ein Ein- noch ein Auskommen. Bleibt also die Flucht nach vorn, eh, nach Westen. „Hinterm Horizont geht’s weiter.“

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Flop an den US-Kinokassen, warum? Mit „Horizon“ hat Costner, koste es, was es wolle, mal wieder alles auf eine Karte gesetzt, größtenteils selbstfinanziert. Das Western-Epos ist auf vier Teile ausgelegt. Zwei sind schon abgedreht, der dritte in Arbeit. Er möchte die Besiedlung des mittleren Westens im ganz großen Stil erzählen. Das Start-Wochenende ist immer Angstschweiß treibend und entscheidend. Der Film hat beim Start in den USA elf Millionen Dollar eingespielt, viel Geld, aber die abgedrehten Teile 1 und 2 haben zusammen 100 Millionen US-Dollar verschlungen, „never come back“? „Der Flop ist unverdient!“ meinen die Kritiker und haben die bildgewaltige Seherfahrung oft mit 5 von 5 möglichen Sternen belohnt.

Nur weil ein Film an den Kinokassen nicht „performt“, muss er noch lange nicht schlecht sein! Das haben wir bei „Heavens Gates“, dem Spätwestern von Michael Cimino aus dem Jahr 1980 schon früh auf bittere Weise gelernt. 70 mm, das ganz große Besteck. Aber das ambitionierte Geschichtsepos, dessen Produktionskosten während des Drehs explodierten und es zu einem der bis dahin teuersten Filme überhaupt machten, wurde von der Kritik verrissen und vor allem kommerziell zu einem der größten Flops der Kinogeschichte. Erst später erfuhr der Film eine gewisse Würdigung. Auch ich habe mir den 217 minütigen Director´s Cut vor Jahren im voll besetzten Kino bei einer Retro der Berlinale mit großem Interesse angeschaut, ein Erlebnis. Bleibt zu hoffen, dass Kevin Costner sein Werk vollenden und auch noch Teil 4 drehen kann. Leider konnte ich in Cannes, obwohl ich dort war, den Film und die Tränen der Rührung in Costners Augen bei den standing ovations nicht sehen. Jedenfalls spricht der Chefredakteur von „Filmstarts“ Christoph Petersen vom „wohl effektivsten Appetithappen der Kinogeschichte!“ Wir werden sehen, oder gehst Du etwa auch nicht hin?

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Peer Kling
Peer Kling, typisches "KFA-Kind", nicht aus der Retorte, aber in der zweiten Volksschulklasse nach Jülich zugezogen, weil der Vater die Stelle als der erste Öffentlichkeitsarbeiter "auf dem Atom" bekam. Peer interessiert sich für fast alles, insbesondere für Kunst, Kino, Katzen, Küche, Komik, Chemie, Chor und Theater. Jährlich eine kleine Urlaubsreise mit M & M, mit Motorrad und Martin.

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