Wasserstoff gilt als Schlüssel für die Energiewende und Treibstoff der Zukunft. Welche Anwendungsmöglichkeiten es bereits heute gibt, welche Zukunftsprojekte die Forschung beschäftigen und welche Partner aus der Industrie dazu beitragen, Wasserstoff zu nutzen, können sich Besucher noch heute, Samstag, 19. August, in der Kulturmuschel des Brückenkopfparks anschauen.
Unter dem Motto „Wasserstoff verstehen, Wasserstoff erleben“ präsentieren rund 40 Aussteller aus den Bereichen der Forschung, Wirtschaft und Mobilität sowie Erzeugung und Wissenschaft sich und ihre Projekte. Vor der Kulturmuschel können Besucher beispielsweise in einem Wasserstoff-Bus probesitzen, eine mit Wasserstoff angetriebene Müllabfuhr in Augenschein nehmen oder einen sportlichen Einsatzflitzer der Polizei bewundern, der seine Energie aus dem Wasserstoff zieht. Mittlerweile können auch Fahrräder mit Wasserstoff angetrieben werden, die kleinen Brennstoffzellen haben Power für rund 150 Kilometer, das „Tanken“ nimmt gerade mal eine Minute in Anspruch. Kleines Manko: Das Tankstellennetz ist bei Weitem noch nicht so dicht wie Tanksäulen für fossile Kraftstoffe oder Ladesäulen für die E-Mobilität.
„Wir sind dabei, die Tankstellen zu liefern“, ist Dirk Kiebler von der Bremer Mineralölhandel GmbH überzeugt, dass sich hier die Dinge schnell ändern werden. Auf der Wasserstoffmesse präsentierte er ein Lastenfahrrad (E-Cargo-Bike) des Herstellers Rytle, das in London und vielen amerikanischen Metropolen bereits das Bild des Straßenverkehrs prägt. 30 bis 40 Kilometer Reichweite hat das E-Cargo-Bike normalerweise, im schnell wechselbaren Lastencontainer können bis zu 180 Kilogramm ausgeliefert werden. Das Besondere am Prototyp auf der Wasserstoffmesse war der eingebaute Reichweitenverlängerer (eine kleine Brennstoffzelle), der die Ausdauer des Lastenrads locker auf 250 Kilometer katapultiert. „Unser Joint-Venture RytleX möchte den Betrieb der Lastenräder wirtschaftlicher machen, indem wir die Reichweite deutlich erhöhen“, erklärt XY. Auch werden Logistikzentren und Verteilstationen aufgebaut, um mit den CO2-neutralen Flitzern möglichst flächendeckend agieren zu können. Der in Jülich ausgestellte Prototyp, der E-Mobilität und Wasserstoff-Technologie kombiniert, könnte bald zum Standard werden.
Vor allem der Einsatz des sogenannten Grünen Wasserstoffs kann erheblich dazu beitragen, die Klimaschutzziele zu erreichen. Grüner Wasserstoff wird durch die Elektrolyse von Wasser hergestellt, wobei der dafür notwendige Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Grüner Wasserstoff ist deshalb CO2-frei.
„Wir sind hier in der Region auf dem richtigen Weg und können hier den Wasserstoff und die Aktivitäten sichtbar machen“, sagte Landrat Wolfgang Spelthahn zur Eröffnung der Messe im Brückenkopf Park. „Als Modellregion wollen wir zeigen, dass Wasserstoff ein wichtiger Schlüssel im Strukturwandel ist und dass es funktioniert, eigenen umweltfreundlichen Wasserstoff herzustellen und zu verwerten.“
Der Kreis Düren, im Zentrum des Rheinischen Reviers gelegen, begreift den Strukturwandel nach eigenen Angaben als Chance und sieht in der Etablierung der Wasserstoffwirtschaft hohe Potenziale für die Region. Mit der Messe möchte der Kreis Düren die Aktivitäten und Projekte vorstellen, die die Energiewende aktiv vorantreiben und dabei Wasserstoff als Energieträger der Zukunft im Fokus haben.
Preiswürdig
Bereits am Donnerstag ist der „Hygo“ verliehen worden, der Preis, der vom Kreis Düren für Innovationen im Bereich Wasserstoff ausgelobt worden ist In der Kategorie „Young Reseachers“, in der junge Forschende, die erste H2-Projekte etabliert und entwickelt haben, wurde Stephan Kiermaier ausgezeichnet. Er hat vor Kurzem promoviert und ist Projektentwickler am Jülicher Helmholtz-Cluster Wasserstoff. Für seine Arbeit erhielt er nicht nur die Doktorwürde, sondern auch den „Hygo“. Er hat daran geforscht, wie Wasserstoff mit möglichst wenig zusätzlichem Energieaufwand mit der LOHC-Technologie gespeichert werden kann. LOHC (Liquid Organic Hydrogen Carrier) ist ein flüssiger organischer Wasserstoffträger und eine Möglichkeit, H2 länger zu speichern – beispielsweise für den Transport. Dr. Peter Jansens vom Vorstand des Forschungszentrum Jülich hielt die Laudatio.
Sara Schiffer (Köln) ist die neue Preisträgerin in der Kategorie „Start Up Innovation“. „Hydrogen Champion“, also die Unternehmen, die bereits erfolgreich Wasserstoff-Projekte umsetzen und am Markt etabliert sind, ist in diesem Jahr die Kreis Heinsberger Neuman & Esser Group um Alexander und Stefanie Peters, die als geschäftsführende Gesellschafterin den Preis von Adolf Walth von der Messer Group entgegennahm.