Der Strukturwandel, der sich aus dem absehbaren Ende des Braunkohleabbaus in unserer Region ergibt, „gelingt nur miteinander“. Nur dann können wir auch wachsen, was im Rahmen unserer Wachstumsoffensive unser erklärtes Ziel ist: bis 2025 wollen wir im Kreis Düren rund 30.000 neue Einwohner begrüßen“, sagte der Landrat. Wandel und Wachstum könnten nur gelingen, „wenn wir uns an den globalen Nachhaltigkeitszielen orientieren“.
Und die sind auf der Bühne gut sichtbar: Ökonomie, Ökologie, Kultur und Soziales – so steht es auf vier Transparenten, wegweisend für den Kreis Düren. Die vier Bereiche sind gewissermaßen die Richtschnur, an der sich der Wachstum des Kreises orientieren wird. „Es bringt nichts, wenn wie nur darauf setzen, einfach zu wachsen“, sagte Jens Bröker, Leiter der Stabsstelle Innovation & Wandel im Kreis Düren. „Wir wollen auch qualitativ wachsen, sprich: gute, nachhaltige Angeboten machen, die die Menschen in den Kreis Düren ziehen.“
Moderne und ausreichende Bus- und Bahnangebote, attraktive Arbeitsplätze und Bildungsangebote, Klimaschutz, die Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff, schnelles Internet, genügend kostenlose Kita-Plätze – das sind einige zentrale Bereiche für eine nachhaltige Wachstumsoffensive, die dann einen gelungenen Strukturwandel bedeutet.
Dass die gesteckten Ziele auch tatsächlich lohnend sind für den Kreis Düren, unterstrich Thomas Beukert vom Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e.V. Leipzig. Der Experte war digital zugeschaltet und sprach von „durchweg positiven Effekten für den Kreis“. Wenn die Einwohnerzahl auf 300.000 klettert, können die Einnahmen durch Steuern und Gebühren rund 650 Millionen Euro betragen. Der zusätzliche Konsum läge bei etwa 850 Millionen Euro.
Die „ökonomische Nachhaltigkeit“ hob auch Oliver Lühr, Vize-Direktor der Düsseldorfer Prognos AG, hervor, betonte aber, dass sie nicht das allein Entscheidende sei. Wesentlich sei die Qualität des Raumes als Grundlage für das Wachstum.
Im Rahmen eines Talks („Was braucht’s, damit das Wachstum im Kreis Düren klappt?“) tauschten sich neben Landrat Wolfgang Spelthahn und Oliver Lühr Prof. Dipl.-Ing. Christa Reicher, Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen an der RWTH Aachen, und Bodo Middeldorf, Geschäftsführer Zukunftsagentur Rheinisches Revier, aus . Landrat Spelthahn betonte, die Bedeutung attraktiver Angebote für die Menschen und nannte beispielhaft einen gut ausgebauten ÖPNV im ländlichen Bereich. Die Runde diskutierte zudem über die Bebauung von Brachflächen, die in vielen Orten des Kreises noch vorhanden seien.
In einer weiteren Talkrunde befassten sich Marion Schunck-Zenker, Bürgermeisterin der Stadt Linnich, und die Bürgermeister Andreas Claßen (Hürtgenwald), Axel Fuchs (Jülich) und Jochen Weiler (Heimbach) mit den vier Säulen der Nachhaltigkeit. Herausgestellt wurde, dass Wachstum qualitätvoll sein müsse. Beispielhaft ging es um genügend kulturelle und sportliche Angebote, Begegnungsstätten und innovative Projekte wie die Entwicklung des energieautarken Brainergy-Parks in Jülich.
Die Strukturwandelkonferenz bot aber nicht nur informative Talks und Gespräche, sondern auch besonders gelungene Beispiele für den Strukturwandel. Jürgen Frantzen, Bürgermeister der Landgemeinde Titz, stellte das Primus-Quartier vor und betonte die Bedeutung von familienfreundlichen Angeboten, guter Bildung, modernen Arbeitsformen und einer guten Schienen-Infrastruktur.
Dass es miteinander besser gehen kann, zeigt das Beispiel der Freiwilligen Feuerwehren von Niederzier und Oberzier, die zusammenarbeiten wollen und dazu künftig ein gemeinsames Gebäude nutzen, wie Markus Wirtz, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Niederzier, Ansgar Roelofs, Löschgruppenführer in Niederzier, und Sebastian Cremer, Löschgruppenführer in Oberzier, erzählten.
Eine Strukturwandelkonferenz im Sinne der Nachhaltigkeit: Doch wie ist diese Nachhaltigkeit zu messen, zu belegen? Dazu wird ein Zukunftsindex entwickelt, der zum Beispiel Veränderungen des CO2-Ausstoßes misst. „Wir wollen nachhaltiges Wachstum sichtbar machen“, sagte Landrat Wolfgang Spelthahn.
Zum Schluss der live im Internet übertragenen und von Patrick Nowicki (Medienhaus Aachen) moderierten Veranstaltung erhielten alle Teilnehmer auf der Bühne die Nachbildung einer Jakobsmuschel. Der Jakobsweg führt teilweise auch durch den Kreis Düren und steht dafür, dass schon der Weg das Ziel sein kann. „Wir sind gemeinsam auf einem Jakobsweg der Zukunft und ich hoffe sehr, dass wir in Einmütigkeit unsere gemeinsamen Ziele erreichen“, so Landrat Wolfgang Spelthahn.