Die Kiste ist gepackt und alles ist beschriftet: Vorgezogene Tomatenpflänzchen, überzählige Cosmeen-Setzlinge, ein Töpfchen mit einem wuchsfreudigen Bodendecker und auch ein paar ausrangierte Gartenbücher sind im Gepäck. Derart vorbereitet starten wir zur Pflanzentauschbörse. Für uns ist es der erste Besuch, die „Parents for Future“ haben die Veranstaltung in diesem Jahr bereits zum dritten Mal organisiert. Schon auf dem Weg treffen wir eine freundliche Spaziergängerin, die auf den ersten Blick unser Ziel errät und uns viel „Spaß beim Tauschen“ wünscht.
Im Awo-Heim am Marie-Juchacz-Weg weisen Schilder in den Innenhof. Dort stehen Tische bereit, die ersten beiden sind für dekorative Pflänzchen, der daneben bietet Platz für alles Essbare. Wer vergessen hat, seine Mitbringsel mit Namen zu versehen, findet am Eingang Etiketten und Stifte. Schließlich soll jeder auf den ersten Blick erkennen, was es hier zu „erbeuten“ gibt. Das System der Pflanzentauschbörse ist simpel: Wer überzähliges Grün übrig hat, stellt es zum Tausch zur Verfügung. Dabei gilt das 1:1 Prinzip. Wer mehr mitnehmen möchte, darf das trotzdem tun – gegen eine Spende für Klimaschutzaktivitäten. Das Gleiche gilt für alle Besucher, die ohne eigene Tauschware kommen. „Dieses Mal kommen viele mit eigenen Pflanzen“, freut sich Christine Klein über das große Angebot.
Erdbeeren, Himbeeren, Kohlrabi und Salatpflanzen sind heiß begehrt. Die Körbe, Kartons und Taschen der Besucherinnen und Besucher füllen sich fast so schnell, wie sie geleert worden sind. Auch in meinem eigenen Karton ist es schnell wieder eng. Statt der Tomaten drängeln sich dort jetzt Töpfe mit Hasenglöckchen. Eine weißblühende Gartenanemone habe ich auch ergattert, mein Mann ergänzt noch einen kleinen Kastanienbaum. Statt der Gartenbücher nehme ich noch eine Zeitschrift mit nach Hause. Der Besuch hat sich gelohnt.
So wie mir geht es wohl den meisten Gästen. „Ich wollte gar nicht so viel mitnehmen“, konstatiert eine Besucherin achselzuckend und ergänzt schmunzelnd: „Mal gucken, was mein Mann dazu sagt.“ Neben ihr ist eine Besucherin auf der Suche nach Farnen für ihren neuen Garten. Die findet sie an diesem Sonntagmittag zwar nicht, dafür aber das Angebot: „Kommen Sie einfach bei mir vorbei, ich werfe den Farn gerade raus.“ Gespräche wie dieses gibt es einige, die Pflanzenbörse scheint weitere Kreise zu ziehen.
Stephan Völler von den „Parents for future“ steht am Rande und lässt den Blick schweifen. „Ein Träumchen“, stellt er zufrieden fest angesichts der regen Beteiligung. Die Besucher kommen und gehen, freiwerdende Plätze zwischen den Töpfchen und Schalen werden rasch wieder gefüllt. Bei Kaffee und Kuchen lässt sich der eine oder andere Gast am Rande nieder. In einer schattigen Ecke rollen Kinder unter Anleitung, mit sichtlichem Spaß und dreckigen Händen kleine Samenkugeln, aus denen irgendwann mal bunte Blumenwiesen werden sollen. Die biologische Station bietet selbstgebastelte Insektenhotels samt Anleitung an. Ich kann gerade noch widerstehen, davon gibt es in unserem Garten dann doch genug. Auch von den Samentütchen, die auf dem großen Tisch im Inneren des Awo-Gebäudes – gleich neben den Büchern und Zeitschriften – ausgebreitet sind, lasse ich die Finger. Schweren Herzens, aber der Platz im heimischen Grün ist dann doch endlich. Andere Besucher scheinen disziplinierter und suchen gezielt nach „ein bisschen was Blühendem für den Balkon“.
Nach rund einer Stunde klemmen wir uns unsere Kiste wieder unter den Arm. Ab nach Haus und in den Garten. Schließlich wollen Hasenglöckchen und Co jetzt schnell in die Erde und einen Schluck Wasser. Eins steht auf jeden Fall schon fest: Nächstes Jahr kommen wir wieder.
Was am Ende der Veranstaltung übrig bleibt, landet übrigens nicht auf dem Kompost, wie ein Besucher mutmaßte, sondern wird unter den Organisatoren verteilt. Mit den eingenommenen Spenden will die Jülicher Ortsgruppe der „Parents for Future“ weitere Aktivitäten finanzieren. Welche das sein werden, steht noch nicht fest. Aktuell wird am sogenannte „Mitmachkalender“ für das kommende Jahr gearbeitet, auch die Teilnahme am Klimastreik im September steht im Raum. Informationen zu den Aktivitäten der Ortsgruppe gibt es auf der Webseite.