„Die wissenschaftlichen Aktivitäten des Forschungszentrum Jülich sind in ihrer Vielseitigkeit und in ihrer Qualität beeindruckend. In den Bereichen Information, Energie und Bioökonomie arbeitet das FZJ an Lösungen für drängende gesellschaftliche Herausforderungen. Eine akute Herausforderung – nämlich der anstehende Strukturwandel im Rheinischen Revier – liegt sozusagen ,vor der Haustür‘ des FZJ. Die hierfür im FZJ erarbeiteten Ansätze verdeutlichen: Impulse und Beiträge aus Wissenschaft und Forschung sind wichtiger Bestandteil für das Gelingen eines nachhaltig erfolgreichen Strukturwandels“, sagte Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen beim Besuch im Forschungszentrum.
Im Jülich Supercomputing Centre demonstrierte Prof. Thomas Lippert der Ministerin die jahrzehntelange Expertise und Kompetenz des Forschungszentrums auf dem Gebiet der Information, insbesondere des Supercomputings. So verfügt das Forschungszentrum mit JUWELS über einen der aktuell schnellsten Höchstleistungsrechner in Deutschland und Europa, zugleich ist das innovative modulare System eines der energieeffizientesten der Welt. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die weitere Entwicklung des Supercomputings in Jülich in besonderer Weise und stellt dafür bis zum Jahr 2025 rund 73 Millionen Euro zur Verfügung. Mit weiteren 3,6 Millionen Euro fördert das Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) den strategischen Ausbau der Jülicher Aktivitäten auf den Zukunftsfeldern Quantencomputing und neuromorphes Computing.
Daneben stellten die Jülicher Wissenschaftler ihre Pläne vor, wie die Kompetenzen des Forschungszentrums auf den Gebieten des Höchstleistungsrechnens, des maschinellen Lernens und der Künstlichen Intelligenz (KI) für den Strukturwandel genutzt werden können. Im geplanten „Zentrum für kognitives Rechnen“ sollen Unternehmen und Wissenschaftler aus der Region gemeinsam herausfordernde Probleme mit modernsten Methoden der Datenanalyse und KI bearbeiten, um auch mit Hilfe der Jülicher Rechner-Infrastruktur aus gigantischen und hochkomplexen Datenmengen konkretes, nutzbares Wissen für den Strukturwandel-Prozess zu gewinnen. Anwendungsbereiche sind etwa die Entwicklung neuartiger Materialien und deren Charakterisierung oder die schnellere und gezieltere Herstellung wirkungsvoller Medikamente.
Im Institut für Pflanzenforschung präsentierte Prof. Ulrich Schurr der Ministerin das Projekt „Vom Braunkohlerevier zum Bioökonomierevier“. Ziel der Jülicher Wissenschaftler ist es, die Braunkohleregion in eine Modellregion für nachhaltiges bio-basiertes Wirtschaften zu verwandeln. Hierzu sollen die Stärken der Wissenschaftsregion Rheinland mit der hohen Produktivität der regionalen Landwirtschaft verbunden werden, um neue Wertschöpfungsketten auf Basis nachwachsender Rohstoffe aufzubauen. Ein Ziel des Projekts ist es, aus Biomasse sowohl Basischemikalien als auch Ausgangsstoffe für die biotechnologische Herstellung hochwertiger Produkte zu gewinnen. Das könnten z.B. Pharmazeutika, Nahrungsergänzungsmittel oder wiederum Chemikalien sein.
„Schon durch unsere Lage im Herzen des Rheinischen Reviers sehen wir es als unsere Verantwortung, zum Gelingen des Strukturwandels beizutragen. Wir brauchen eine Re-Industrialisierung nach dem absehbaren Ende der Braunkohle, damit hochwertige Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben. Hierzu möchte das Forschungszentrum mit seiner Innovationskraft und der Leistungsfähigkeit von mehr als 6000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seinen Beitrag leisten“, erklärte Prof. Wolfgang Marquardt, der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums.