Mit einer Rakete 80 Kilometer hoch fliegen, 120 Sekunden lang schwerelos sein und schließlich vollbepackt mit neuen Forschungsdaten an einem Fallschirm zurück nach Schweden schweben: Diese Reise wird ein Studierendenprojekt der FH Aachen erleben. Mit dem Projekt „MicroMoon“ will das Team aus 20 FH-Studierenden sowie RWTH-Studierenden zum besseren Verständnis der sogenannten „Eismonde“ des Sonnensystems beitragen. Dazu erhielten die Studierenden unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Dachwald und Fabian Baader vom Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik der FH Aachen einen Platz im Forschungsprogramm REXUS (Rocket Experiments for University Students), einer gemeinsamen Initiative des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Swedish National Space Agency. Hier wird es ihnen ermöglicht, ein Experiment auf einer Forschungsrakete ins All zu bringen. Im März 2021 soll die Rakete in der Nähe der schwedischen Stadt Kiruna starten.
Konkreter Untersuchungsgegenstand der Gruppe sind Geysire auf dem Eismond „Enceladus“. Er ist einer von 82 bekannten Monden des Saturns. Einige Eismonde in unserem Sonnensystem beherbergen riesige globale Ozeane, die unter einer dicken Eiskruste verborgen liegen. Bei Enceladus ist dieses Eis am Südpol jedoch recht dünn und hat Spalten, aus denen Wassereispartikel und Dampf in Fontänen ins All schießen, die zum Teil das Gravitationsfeld des Mondes verlassen. Die Studierenden wollen diesen Vorgang mittels einer 35 Zentimeter großen Düse nachahmen und in Schwerelosigkeit die Eigenschaften des heraustretenden Wassers messen. „Wir versuchen, den Strömungsmechanismus der Geysire zu verstehen“, erklärte Projektmitglied und Student Marius Ronshausen. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Karina Szych und Christopher Turck, die die studentische Leitung übernehmen, arbeitet er an dem Projekt.
Prof. Dachwald und seine Studierenden beschäftigen sich schon seit längerer Zeit mit der Erforschung von Eismonden. Im Rahmen verschiedener Studierenden- und interdisziplinärer Forschungsprojekte wurde seit 2010 an der Entwicklung eines IceMoles gearbeitet, einer Sonde, die die Eiskruste der Eismonde durchdringen und die darunterliegenden Ozeane untersuchen soll. Das Besondere: die Manövrierfähigkeit der Sonde. Prototypen wurden unter anderem auf Gletschern in der Schweiz, auf Island, in der Antarktis und in den italienischen Hochalpen getestet. 2016 bis 2019 arbeiteten Studierende an einer miniaturisierten Ausführung und erhielten ebenfalls die Möglichkeit, an REXUS teilzunehmen. Damit ergab sich erstmals die Chance, ein Schmelzexperiment auf einer Höhenforschungsrakete in Schwerelosigkeit durchzuführen.
„Wir haben sehr motivierte Studierende“, sagte Prof. Dachwald lobend über sein Team. Ihre Freude über die Zusage zur Teilnahme am REXUS-Programm steht ihnen noch immer ins Gesicht geschrieben: „Irgendwann kam: Leute, wir haben es geschafft! Und wir haben uns lautstark gefreut“, erinnert sich Marius Ronshausen. Seine Projektpartner lachen und nicken zustimmend.
Den ersten Meilenstein in Kiruna haben die Studierenden schon gemeistert und kehrten im Februar 2020 von der „Student Training Week“ zurück. Ernst wird es dann im März 2021, wenn die siebeneinhalb Meter große Rakete mitsamt ihrem und anderen Forschungsprojekten in die Höhe geschossen wird.