Wenn man selbst eine große Veränderung plant, lohnt sich oft zu schauen, wie es denen geht, die so eine Entscheidung schon gefällt und umgesetzt haben: Während die Wahlzettel derzeit von den Menschen im Kreises Düren zur Umbenennung in „Rurkreis Düren-Jülich“ ausgefüllt werden, wirft die HERZOG-Redaktion einen Blick in den Rhein-Kreis-Neuss, der sich im Jahr 2003 in selbigen umbenannte und zuvor einfach „Kreis Neuss“ hieß.
„Es war genau der richtige Schritt, der Name hat sich schnell etabliert“ berichtet der Pressesprecher des Rhein-Kreises Neuss, Benjamin Josephs. Dabei war die Umbenennung Teil eines breiten Standortmarketing-Konzepts inklusive neuem optischem Auftritt und neuem Logo.
Es gab Zustimmung auf allen Ebenen und der Entschluss war einstimmig im Neusser Kreistag gefallen, 56 Ja Stimmen bei einer Enthaltung. Evaluationskriterien für die Umbenennung habe es in dem Sinne allerdings nicht gegeben. „Wie will man hier den Erfolg messen?“, fragt Josephs. Gestiegene Übernachtungszahlen und Neuansiedlung von Unternehmen beruhen auf vielen Faktoren und Ursachen. Wichtigstes Kriterium scheint also in dem Sinne die Akzeptanz und die Annahme durch die Bevölkerung zu sein. Und da der Kostenfaktor als nicht relevant einzustufen war, ist so ein gefühlter Erfolg der schnellen Akzeptanz eben auch ein Erfolg. Wie im Kreis Düren war eine schrittweise Umstellung der Materialen vorgenommen und die Schilder mit Folien umfunktioniert worden.
Inspirierend für die Neupositionierung war der Mythos des Rheins als internationalem Strom, der auch im Englischen ähnlich klingend, als „Rhine“ internationale Bekanntheit genießt. „Ziel ist es, mit Europas bedeutsamsten Fluss im Namen das Standortmarketing zusammen mit unseren Städten und Gemeinden voranzutreiben, um uns besser im Wettstreit der Regionen aufzustellen“, erklärte damals Landrat Dieter Patt in der „Kreispostille“. Es ging im Wesentlichen also um eine internationale Wahrnehmung eines bevölkerungsstarken Kreises (damals 445.000). Das hat aus Sicht des Kreises auch funktioniert.
Man darf bei allen Blicken in die Nachbarschaft aber nicht die Unterschiede übersehen: Zwar ist die internationale Positionierung sicher auch im Hinblick auf das Forschungszentrum und den Brainergy Park in Jülich – zumindest in Wissenschaftskreisen – sicher ein wesentlicher Punkt; neben zukünftiger touristischer Aufwertung des Jülicher Umlandes durch den Indesee. Aber in der Ausführung der Umbenennung hinkt der Vergleich: „Es müssen viele Worte gelernt werden bei dem Namen „Rur-Kreis-Düren-Jülich“, gibt Professor Wilfried Korfmacher zu bedenken, der damals das Standortmarketing-Konzept für den Rheinkreis Neuss entwickelt hat und Dekan des Fachbereichs Design an der Fachhochschule Düsseldorf ist.
„Denken Sie nur mal an die Radiosprecher“, verleiht er seinen Bedenken Ausdruck, dass solche Namen eingängig und unkompliziert sein sollten. Wie bei uns irgendwann auf „Rheinkreis“ verkürzt wurde, werde es bei uns analog irgendwann im sicher zum „Rurkreis“. Und da gibt es dann eventuell Verwechslung mit der Ruhr mit „h“. Natürlich kann man über andere Alternativen der Benennung und einen kreativen Umgang mit dem „ü“ Nachdenken, aber das steht ja erstmal nicht zur Diskussion.
Eine öffentliche Diskussion innerhalb der Bevölkerung von Neuss gab es damals jedenfalls nicht. Nachgefragt hieß es „Zu dem Thema habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Spontan würde ich sagen, dass durch die Umbenennung Neuss auch für Außenstehende sofort die Nähe zum Rhein und die dazugehörigen Freizeitaktivitäten sowie die Bedeutung der Schifffahrt für die angesiedelte Industrie deutlich wird“, resummiert Elna Neukirchen, die mit Mann und erwachsener Tochter in Neuss zu Hause ist und in Düsseldorf arbeitet – eine echte Rheinländerin. Auch Schwager Andreas Neukirchen, könnte aus der Erinnerung nicht mal sagen, wann die Umbenennung stattgefunden hat „Ich glaube so geht es den meisten, die ich kenne. Das ging alles reibungslos.“
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