Lokal produzierter Ökostrom, der von der Photovoltaikanlage auf dem Dach direkt in die hauseigenen Leitungen fließt und für den eigenen Verbrauch genutzt werden kann: Das ist die Idee eines Großprojektes, das die Geschäftsführer der Jülicher Wohnungsbaugesellschaft Rheinbau GmbH Anke Dohmen und Oliver Weißenbach gemeinsam mit den Stadtwerken Jülich (SWJ) geplant haben. Realisiert wird es als Quartierstrom-Projekt an der Jan-von-Werth-Straße 70-78.
Auf dem Areal, das im Volksmund als Gelände der „Alten Ziegelei“ bekannt ist, sind auf rund 11.500 Quadratmetern fünf Mehrfamilienhäuser entstanden, die im 3. Quartal dieses Jahres bezogen werden. Die Häuser verfügen jeweils über drei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss. Sie bieten Platz für insgesamt 78 Wohneinheiten. Es entstehen Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit gehobener Ausstattung in einer Größe von 54 bis 137 Quadratmetern.
„Neben der vollkommenen Barrierefreiheit der Wohnanlage standen die Themen ‚Nachhaltigkeit‘ und ‚saubere‘ Stromversorgung für das Quartier im Vordergrund“, so Anke Dohmen. „Mit der Idee eines Mieterstrommodells für die Wohnanlage sind wir zunächst an unsere Fachingenieure herangetreten“, erklärt Oliver Weißenbach. „Da jedoch die administrative Abwicklung eines solchen Modells relativ aufwendig ist und nicht zu unserem Tagesgeschäft gehört, wollten wir die Umsetzung einem spezialisierten Dienstleister überlassen“, so der Geschäftsführer weiter. „Und wer sonst, wenn nicht unser ortsansässiger Netzbetreiber und Stromversorger, die Stadtwerke Jülich, sollte hier unser erster Ansprechpartner sein?“, fügt Anke Dohmen hinzu.
Das Besondere des Projektes: Auf den Dächern aller Häuser werden PV-Anlagen installiert, die insgesamt rund 100.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren sollen, wie Ivan Ardines, Vertriebs- und Marketingleiter der SWJ, erklärt. Die Stadtwerke finanzieren die Anlage und dazugehörige Infrastruktur. „Der dort vor Ort produzierte Strom fließt gar nicht erst in das öffentliche Netz, sondern wird vorrangig im Haus genutzt. Von den Mietern und Eigentümern in ihren Wohnungen. Aber auch als Allgemeinstrom für Aufzüge und andere Dinge“, erklärt der Vertriebsleiter.
Keiner der Mieter und Eigentümer ist gezwungen, den vor Ort produzierten Ökostrom zu beziehen. „Wir als Stadtwerke werden aber allen Bewohnern anbieten, sich an dem Quartierstrom-Projekt zu beteiligen“, so Ivan Ardines. Und das zu besonders günstigen Konditionen. Denn dadurch, dass der Strom aus den PV-Anlagen gar nicht erst ins öffentliche Netz fließt, entfallen zahlreiche Umlagen und Netzentgelte. „Auf diese Weise können wir unseren Kunden einen Preis anbieten, der deutlich unterhalb der Grundversorgung liegt“, erklärt der SWJ-Vertriebsleiter.
„Stromerzeugung vor Ort bedeutet für die Bewohner der Anlage einen großen Mehrwert; attraktive Stromtarife und Unabhängigkeit sind nur zwei positive Eigenschaften dieses Systems“, fügt Anke Dohmen hinzu.
Das Thema Elektro-Mobilität fördern die Stadtwerke und die Rheinbau mit ihrem gemeinsamen Projekt ebenfalls. Denn in der gemeinsamen Tiefgarage der fünf Neubauten entstehen 84 Stellplätze, von denen jeder mit einer Wallbox ausgestattet werden kann. „Die Infrastruktur dafür haben wir in enger Abstimmung mit den Stadtwerken Jülich bereits geschaffen“, sagt Oliver Weißenbach. „Auch ein Lademanagement ist hierfür vorgesehen, um das gleichzeitige Laden vieler Elektro-Autos intelligent und netzverträglich zu steuern.“ „Die Installation der Wallboxen, die spätere Wartung dieser und das Abrechnungssystem übernehmen wir“, fügt Ivan Ardines hinzu.
Sollte noch eine Reststrommenge benötigt werden, so werden die Stadtwerke diese bereitstellen. Denn: „Auch der Reststrom, der mit einkalkuliert und zugeleitet wird, ist Ökostrom“, betont Ivan Ardines.
Ulf Kamburg, Geschäftsführer der Stadtwerke Jülich, ergänzt: „Wir sind froh, mit der Rheinbau einen verlässlichen, innovativen und kundenorientierten Partner zu haben. Das passt gut zu uns, denn wir arbeiten schon lange vertrauensvoll zusammen. Rheinbau ist in Jülich derzeit der Vorreiter, was die Umsetzung energiewirtschaftlich innovativer und komplexer Themen im Bereich der Wohnungswirtschaft betrifft. Lokaler und grüner geht es nicht. Mit einem solchen Projekt wie dem Quartierstrom in der Jan-von-Werth-Stra- ße gestalten wir die Energiewende vor Ort aktiv mit.“
Dass dieses erste gemeinsame Projekt nicht das einzige bleiben wird, davon sind beide Parteien schon heute überzeugt. Denn beide Unternehmen wollen auch weiterhin zum Wohle der Jülicher Bürger gern zusammenarbeiten. Weitere Planungen haben schon begonnen.