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Nukleare Abrüstung im Fokus

Experten erproben erneut Überwachungsverfahren im Forschungszentrum Jülich

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Die internationalen Experten nehmen verschiedenen Rollen ein und verfolgen unter möglichst realistischen Bedingungen die Verifikation eines simulierten nuklearen Sprengkopfes. Foto: Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau
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Nuklearwaffen sind mit dem Ukraine-Krieg wieder mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Dabei war und ist eine nukleare Abrüstung in vielen Ländern das Ziel. Eine funktionierende Verifikation ist für die nukleare Abrüstung entscheidend, aber mit einer Vielzahl von technischen Herausforderungen verbunden. Wie kann man sichergehen, dass ein nuklearer Sprengkopf vernichtet wurde, wenn den Kontrolleuren der Einblick in das Waffensystem untersagt ist? Internationale Expert:innen haben Verfahren entwickelt, die genau dies möglich machen sollen. Nach 2019 kommen sie nun erneut zu einer Übung unter deutsch-französischer Leitung am Forschungszentrum Jülich zusammen, um die Abläufe unter möglichst realistischen Bedingungen an einem simulierten Sprengkopf praktisch zu erproben. 
 
Der Erfolg der nuklearen Abrüstung ist abhängig davon, dass sich überprüfen lässt, ob vereinbarte Verpflichtungen tatsächlich eingehalten werden. Wichtig ist dabei die Verifikation, also der Nachweis, dass ein vermuteter oder behaupteter Sachverhalt wahr ist. Im Rahmen bisheriger Abkommen wurde bislang nur die Demontage von Trägersystemen für Nuklearwaffen überprüft. Die Zerstörung eines nuklearen Sprengkopfes wurde in der Historie der nuklearen Abrüstung dagegen bisher noch nicht zweifelsfrei von unabhängiger Seite bestätigt.
Die technischen Hürden für eine solche Verifikation sind hoch: Die überwachende Seite muss sichergehen, dass ein nuklearer Sprengkopf tatsächlich zerstört oder unbrauchbar gemacht wurde. Gleichzeitig möchte der abrüstende Staat keine militärisch-sensiblen Informationen preisgeben. Sofern Nicht-Kernwaffenstaaten beteiligt sind, könnte die Weitergabe von Informationen über den Aufbau eines nuklearen Sprengkopfes zudem gegen den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen verstoßen.

Auf der Suche nach einer Lösung hat das US-Außenministerium Ende 2014 die „International Partnership for Nuclear Disarmament Verification“ (IPNDV) ins Leben gerufen. Expert:innen aus 30 Staaten befassten sich in der ersten Arbeitsphase der Partnerschaft mit dem wichtigsten und gleichzeitig komplexesten Thema: der Überwachung und Verifizierung der physischen Demontage einer Kernwaffe, die nur ein Element eines umfassenderen Abrüstungsprozesses ist. In der zweiten Phase des Projekts ging es unter anderem darum, die theoretisch entwickelten Konzepte und Verfahren praktisch zu erproben. Dazu wurde die erste Abrüstungsverifikationsübung „NuDiVe“ (Nuclear Disarmament Verification) im September 2019 am Forschungszentrum Jülich absolviert. 

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In der aktuellen dritten Phase des Projekts bauen die Partner auf den derzeitigen Arbeitsmethoden auf und führen weitere praktische Übungen und Technologiedemonstrationen durch, einschließlich szenariobasierter Diskussionen. Die zweite Übung im Rahmen von NuDive findet nun erneut unter der Leitung eines deutsch-französischen Teams des Forschungszentrums Jülich, der Universität Hamburg, des Auswärtigen Amtes, des französischen Außenministeriums und des französischen Verteidigungsministeriums statt. Rund 30 Expert:innen aus den USA, Großbritannien, Frankreich sowie Deutschland und neun weiteren Nicht-Kernwaffenstaaten nehmen während der Übungen die Rollen des Inspektionsteams, der Abgeordneten des inspizierten Kernwaffenstaats sowie eines unabhängigen Evaluationsteams ein. Unter möglichst realistischen Bedingungen sollen sie prüfen, ob die bisher erdachten Verfahren und Technologien in der Praxis funktionieren. Anschließend wird gemeinsam ausgewertet: Lässt die Verifikation den eindeutigen Schluss zu, dass der Sprengkopf demontiert wurde? Wurde gleichzeitig sichergestellt, dass keine militärischen Geheimnisse weitergegeben wurden? Wo müssen Verfahren angepasst werden?
„Die Übung soll demonstrieren, dass es auch Nicht-Kernwaffenstaaten möglich ist, an der Überprüfung der nuklearen Abrüstung beteiligt zu sein, ohne dass es zur Verbreitung sogenannter proliferationssensibler Informationen – Informationen zur Weitergabe von Atomwaffen oder Mitteln zu deren Herstellung – kommt“, erklärt die Jülicher Projektleiterin Dr. Irmgard Niemeyer vom Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-6).

Die Leiterin der Jülicher Arbeitsgruppe „Kernmaterialüberwachung und nukleare Sicherung“ ist seit 2015 eine von drei deutschen Experten, die das Auswärtige Amt für die IPDNV benannt hat. Forschungsarbeiten zur nuklearen Verifikation, vor allem im Rahmen der internationalen Kernmaterialüberwachung (Safeguards), haben am Forschungszentrum Jülich eine lange Tradition. Der Einsatz von Strahlungsquellen während der Abrüstungsübung erfordert entsprechende atom- und strahlenschutzrechtliche Umgangsgenehmigungen, die in den radiochemischen Laboren des Forschungszentrums Jülich gegeben sind.


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