Die Situation der Wirtschaft bleibt herausfordernd. Zugleich ist der befürchtete tiefgreifende Einbruch ausgeblieben. Das sind die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, an der sich 350 Unternehmen mit rund 30.000 Beschäftigten aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt haben.
„Die Stimmungslage der Wirtschaft ist vergleichbar mit dem Verlauf unseres Wetters: Wir haben den Winter überstanden, von einem Frühlingserwachen ist aber noch nichts zu spüren“, beschreibt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen, das aktuelle Konjunkturklima in der Region.
Die Geschäftslage der Unternehmen befindet sich auf einem überwiegend guten Niveau, jedoch sind die negativen Rückmeldungen der Befragten im Vergleich zum Jahresbeginn leicht gestiegen. Ein Drittel aller Betriebe ist mit ihrer aktuellen Situation zufrieden, knapp jeder Fünfte meldet schlechte Geschäfte. Das liegt insbesondere an der nahezu unverändert hohen Inflation, die vor allem die Industrie und den Handel belastet. In der Folge hat sich auch die Ertragslage bei der Mehrzahl der Betriebe verschlechtert.
Gleichzeitig rechnen die Unternehmerinnen und Unternehmer mit keinen gravierenden Veränderungen in den kommenden Monaten – weder in die positive noch in die negative Richtung. Rund ein Viertel aller Betriebe prognostiziert eine schlechtere Entwicklung, geringfügig weniger rechnen mit besseren Geschäften. Auch beim Auslandsgeschäft erwarten die Befragten kaum Veränderungen. Die Zahl der Betriebe, die einen Anstieg der Exportnachfrage erwartet, ist annähernd genauso hoch wie diejenigen, die einen Rückgang erwarten. Die Investitionspläne bleiben stabil, eine knappe Mehrzahl der Unternehmerinnen und Unternehmer will in den kommenden Monaten mehr investieren.
Energiepreise und Arbeitskräftemangel belasten die Betriebe weiterhin
Die wirtschaftlichen Risiken werden von den Befragten kaum anders bewertet als noch zum Jahresbeginn. Zwar hat sich die Sorge vor steigenden Energie- und Rohstoffpreisen jetzt etwas verringert, allerdings sehen immer noch zwei Drittel aller Befragten diese Faktoren als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung.
Fast ebenso viele Befragte machen sich Sorgen wegen des anhaltenden Arbeitskräftemangels. Der Mitarbeiterbedarf der Betriebe ist nahezu unverändert hoch. Gesucht werden Beschäftigte aller Qualifikationsstufen. Die Zahl der Unternehmen, die Mitarbeitende ohne Berufsausbildung suchen, fällt jedoch etwas geringer aus.
Die Arbeitslosenquote ist in der Region Aachen seit Jahresbeginn um 0,5 Prozentpunkte gestiegen und liegt aktuell bei 6,8 Prozent. In Nordrhein-Westfalen erhöhte sie sich etwas geringer um 0,3 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent, während sie auf Bundesebene ebenfalls um 0,3 Punkte auf 5,7 Prozent angestiegen ist.
Geschäftslage und Erwartung im Kreis Düren
Im Kreis Düren hat sich die wirtschaftliche Lage leicht verbessert: 28 Prozent der Befragten sind mit ihren Geschäften zufrieden, 20 Prozent sind es nicht. Von einer guten Lage berichten vor allem der Einzelhandel (Saldo: +50) und die Dienstleister (Saldo: +13). Die Aussichten haben sich deutlich verbessert und sind überwiegend positiv. 27 Prozent der Betriebe erwarten bessere Geschäfte in den kommenden Monaten, 22 Prozent schlechtere. Am besten sind die Aussichten im Einzelhandel (Saldo: +42) und in der Industrie (Saldo: +17).
Geschäftslage und Erwartungen der Befragten im Detail
In der Industrie ist die Mehrheit der Betriebe in der Region Aachen mit ihrer aktuellen Situation zufrieden. Aber auch hier ist die Zahl der negativen Bewertungen in den vergangenen Monaten gestiegen. Jeder dritte Befragte berichtet noch von guten Geschäften, bei jedem fünften hat sich die Lage verschlechtert. Die Umsätze sind in den zurückliegenden Monaten bei weniger Unternehmen gestiegen. Die Auslastung der Produktionskapazitäten blieb mit 82 Prozent gegenüber dem Jahresbeginn konstant und liegt noch über dem langjährigen Durchschnittswert von 81,0 Prozent.
Die überwiegende Zahl der Dienstleister ist mit ihrer derzeitigen Lage ebenfalls nahezu unverändert zufrieden. 41 Prozent der Befragten melden gute Geschäfte, 14 Prozent sind unzufrieden. Bei vier von zehn Unternehmen sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, bei drei von zehn jedoch gesunken.
Im Handel hat sich die Lage in den vergangenen Monaten verschärft. 22 Prozent der Befragten sind mit ihrer Lage zufrieden, 27 Prozent melden schlechte Geschäfte. Das ist die schlechteste Bewertung des Handels in den vergangenen zehn Jahren. Dies liegt vor allem an einer deutlichen Verschlechterung der Situation im Großhandel. Nur noch jeder zehnte Betrieb ist hier mit seinem aktuellen Geschäft zufrieden, jeder vierte ist es nicht. Trotz der weiterhin hohen Inflation hat sich die Lage im Einzelhandel seit Jahresbeginn verbessert. 43 Prozent der Befragten melden gute Geschäfte, 38 Prozent sind unzufrieden.
Die Situation im Baugewerbe ist überwiegend positiv, hat aber gegenüber dem Jahresbeginn eine rückläufige Tendenz. 35 Prozent der Befragten melden gute Geschäfte, nur 9 Prozent schlechte. Die Bauproduktion ist in den vergangenen Monaten deutlich gesunken. Auch die Auslastung der Maschinen und Geräte ist spürbar zurückgegangen.
Der Exportumsatz in der Industrie ist in den vergangenen Monaten stabil geblieben, die Rückmeldungen haben aber eine deutlich rückläufige Tendenz. Bei 36 Prozent der Befragten ist er gestiegen, bei fast ebenso vielen gesunken. Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben eine leicht negative Tendenz: 27 Prozent der Betriebe berichten von einer steigenden, 30 Prozent von einer sinkenden Nachfrage. In der Folge rechnen die Industriebetriebe in den kommenden Monaten nicht mit Wachstumsimpulsen aus dem Auslandsgeschäft. Rund ein Fünftel aller Befragten prognostiziert einen Anstieg der Exportnachfrage, geringfügig weniger gehen von einem Rückgang aus.
Die Ertragslage der Unternehmen hat sich in den zurückliegenden Monaten noch nicht erholt. Bei rund einem Drittel der Befragten sind die Erträge gesunken, ein Viertel meldet gestiegene Erträge.
Trotz der zurückhaltenden Erwartungen und der verschlechterten Ertragslage bleibt die Investitionsneigung der Unternehmen unverändert. 24 Prozent der Befragten wollen ihre Ausgaben erhöhen, 18 Prozent senken.
Ähnliches gilt für den Mitarbeiterbedarf, der weiterhin auf einem hohen Niveau bleibt. 28 Prozent der Befragten gehen von einem Anstieg der Mitarbeiterzahlen aus, 16 Prozent rechnen mit einem Rückgang.
Bei der aktuellen Konjunkturumfrage hat die IHK Aachen mit den Vereinigten Industrieverbänden von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung (VIV) kooperiert und Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam befragt. Der Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.ihk.de/aachen/konjunkturbericht zu finden.