„Das ist unser Herzstück: Die Rösterei“ sagt Christina Hofmann. Die Leidenschaft für die Kaffeebohne pflegt und kultiviert die Jungunternehmerin in Jülichs einziger Rösterei „Beans & Friends“ jetzt im zehnten Jahren. Die Kaffeesommelière bringt seither ihren Kunden, Gästen und Seminarteilnehmern den Genuss rund um die kleine feine Bohne näher, die botanisch eigentlich eine kirschenähnliche Steinfrucht ist.
Neben dem Hauptgeschäft, der Rösterei inklusive Verkauf, bietet „Beans & Friends“ eine „Verkostung“ vor Ort an, also einen Kaffeeausschank. Bis vor kurzem gab es auch ein Frühstücksangebot, dass aber inzwischen eingestellt worden ist. Ganz auf den Kaffee und die Vielfalt der Bohnen konzentriert sich das Unternehmen.
Ein gutes Pils braucht frisch aus dem Zapfhahn sieben Minuten. Das gehört zum deutschen Allgemeingut. Wenn es aber um Kaffee geht, gehen viele Konsumenten davon aus, dass sie durch das tägliche Morgenritual Kenner der Materie sind. Per Knopfdruck läuft die Maschine murmelnd an und liefert in kürzester Zeit das goldbraune Heißgetränk. Bei Christina Hofmann dagegen warten die Gäste rund fünf Minuten auf den frisch aufgebrühten Genuss – aus gutem Grund. Am Anfang steht die Beratung: Welchen Kaffee möchte der Gast? Mild, stark oder würzig? Dann wird die Bohne gemahlen und hier ist die Kenntnis des Mahlgrades – also der „Körnung“ grob gesagt – entscheidend und, wie viel Gramm pro Tasse Kaffee des braunen Goldes gebraucht wird. Wie wird das Filterpapier behandelt und warum? Wie heiß darf das Wasser höchstens sein, damit das Pulver keinen Schaden nimmt? Und wann entfalten sich die Aromen am besten? „Das dauert eben“, sagt die Genussbereiterin. Alle Angestellten bei „Beans & Friends haben einen Barista-Kurs zu absolvieren. „Es braucht einige Wochen, bis die Kaffeegetränke so sind, dass sie dem Gast serviert werden“, formuliert Hofmann die hoch gesetzten Ansprüche. „Hier ist ein Platz, um sich Zeit zu nehmen, hinzusetzen, die Ruhe und den Kaffee zu genießen.“
Umfangreiche Kenntnisse hat sich die Unternehmerin angeeignet und seit ihrem Besuch der Kaffeeschule in Hannover 2009/10 stets erweitert. Angefangen beim „Material“ Kaffee. Die berühmtesten kenne natürlich jeder: „Kopi Luwak ist der teuerste Kaffee der Welt und kostet über 1000 Euro das Kilo“, zählt die Sommelière auf, gefolgt von Jamaika Blue Mountain, der auf der Insel Jamaika auf Vulkanboden wächst und nur in Holzfässern gelagert wird und schließlich Kona auf Rang 3. „Das ist nichts für Laufkundschaft“, weiß die Fachfrau. Darüber hinaus gilt es Anbauländer und ihre Besonderheiten zu unterscheiden sowie die Sensorik, die Christina Hofmann befähigt, die Unterschiede zu schmecken, ob die Bohnen getrocknet oder gewaschen worden sind. Es schlossen sich Barista-Kurse und Latte-Art-Kurse an. Der wichtigste Kurs war aber nach eigenem Bekenntnis der Röstkurs in Medebach. „Es gibt ein so großes Spektrum an Wissen. Das kann man mit Weinanbau vergleichen.“
Dass sie ihre Ausbildung mit Erfolg betrieben hat, beweisen die guten Ergebnisse bei diversen Wettbewerben. Schon als Start-up errang Christina Hofmann bei 400 Mitbewerbern im Gründerwettbewerb der IHK Rang 13.
Inzwischen hat die Sommelière wie viele Röstereien eigene „Blends“ entwickelt:Schon 2011 kreierte sie drei Kreationen, die bis heute Verkaufsschlager sind: Jülicher Milde, eine Jülicher Mischung würzig und die Marke „Hexenturm“. Auf den besonderen Geschmack gekommen ist Kaffeerösterei durch stetigen Austausch mit den Kunden. „Wir haben so lange abgestimmt, bis die Kunden sagten. Der schmeckt super!“ erzählt Christina Hofmann. Es gäbe Stammkunden, die immer eine dieser drei Sorten kauften.
Die Kaffeesommelière bleibt auch weiterhin der Bohne auf der Spur. Ein großes Ziel war mit einem peruanischen Freund aus Neuss, dessen Familie Plantagen in Südamerika betreiben, eine Ernte mitzuerleben. „Das ist jetzt ein Plan für 2021“, lächelt Christina Hofmann in Vorfreude.