Jeder dritte Befragte beurteilt die aktuelle Situation positiv, jeder fünfte Unternehmer ist nicht zufrieden. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, an der sich mehr als 380 Unternehmen mit fast 30.000 Beschäftigten beteiligt haben. Besonders betroffen ist weiterhin das Gastgewerbe, das seit dem ersten Lockdown im Frühjahr massive Umsatzeinbrüche verzeichnet, während in der Industrie eine ausgewogene Lagebewertung vorherrscht.
„Bei der Mehrzahl der Industriebetriebe ist die Auslastung ihrer Produktionskapazitäten spürbar gestiegen“, sagt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. „Diese positive Entwicklung zum Jahresende 2020 hat jedoch nicht ausgereicht, um die Ertragslage in Summe zu verbessern.“ Die gute Nachricht: Die meisten Befragten sehen nach wie vor keine gravierenden finanziellen Konsequenzen für ihr Unternehmen.
Drei von zehn Unternehmern rechnen damit, dass die Nachfrage weiter anzieht, rund jeder vierte ist zurückhaltend. Über alle Branchen hinweg wird nur ein leichtes Umsatzwachstum vorhergesagt. „Die Spannbreite der Umsatzprognosen ist beachtlich“, betont Bayer. „Jeder sechste Unternehmer erwartet in den kommenden Monaten ein Umsatzwachstum von mindestens zehn Prozent, ebenso viele einen Rückgang um zehn Prozent oder mehr.“
Im Kreis Düren berichtet eine kleine Mehrzahl der Betriebe von guten Geschäften. 35 Prozent melden, dass sich die Lage verbessert hat, 30 Prozent sind unzufrieden. Gut laufen die Geschäfte vor allem im Baugewerbe (Saldo: +79) und im Großhandel (Saldo: +47). Die Erwartungen bleiben überwiegend positiv. 32 Prozent der Befragten rechnen mit einer Verbesserung der Geschäfte, 26 Prozent sind zurückhaltend. Am besten sind die Aussichten in der Industrie (Saldo: +34).
Positive Erwartungen hat vor allem die Industrie. „Das liegt auch daran, dass im zweiten Lockdown zum Jahresende die Grenzen offen geblieben und dadurch die Lieferketten nicht von Einschränkungen betroffen sind“, resümiert Bayer. Dementsprechend sind die Befragten auch zuversichtlich, beim Export von der allgemeinen Erholung der Weltwirtschaft profitieren zu können.
Die Arbeitslosenquote stieg in der Region Aachen innerhalb eines Jahres um 1,0 Prozentpunkt auf 6,9 Prozent. Sie liegt damit unter der Quote in NRW, die aktuell 7,5 Prozent beträgt, aber oberhalb der Arbeitslosigkeit in Deutschland mit 5,9 Prozent. „Der verhältnismäßig geringe Anstieg der Arbeitslosigkeit ist auch dem Instrument der Kurzarbeit zu verdanken, durch das viele Betriebe in der Lage waren, ihre Mitarbeiter zu halten“, erklärt Bayer.
Trotz der Pandemie gibt jeder dritte Unternehmer an, dass der Fachkräftemangel das derzeit größte Risiko für die konjunkturelle Entwicklung sei. Noch stärker sorgen sich allerdings zwei Drittel aller Befragten, dass die Inlandsnachfrage zurückgehen könnte. Rund die Hälfte befürchtet außerdem negative Auswirkungen durch wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Dazu zählen neben den Folgen der Corona-Pandemie vor allem Handelshemmnisse durch Zölle oder bürokratische Auflagen.
Geschäftslage und Erwartungen der Unternehmer im Detail
Nachdem die Industrieunternehmer im Herbst noch sehr deutlich die Folgen der Pandemie gespürt hatten, bezeichnen sie die Geschäftslage inzwischen als ausgewogen. Drei von zehn bewerten die Situation als gut, etwas weniger sind unzufrieden. Dennoch sind bei zwei Dritteln der Betriebe die Umsätze in den vergangenen Monaten gesunken, bei jedem Fünften war die Umsatzentwicklung positiv. Die Auslastung der Produktionskapazitäten stieg deutlich auf 78 Prozent, bleibt aber unter dem langjährigen Durchschnitt von 80,8 Prozent.
Bei den Dienstleistern hat sich die Geschäftslage seit Herbst geringfügig verbessert. Rund ein Drittel der Befragten bewertet ihre Geschäfte als gut, annähernd jeder Fünfte als schlecht. Die Hälfte der Unternehmer gibt an, dass die Umsätze in den zurückliegenden Monaten im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind. Jeder vierte Betrieb verzeichnet ein Umsatzwachstum.
Die deutliche Mehrzahl der Händler beurteilt die derzeitige Situation weiterhin als gut. Jeder zweite Befragte ist mit den aktuellen Geschäften zufrieden, jeder sechste Unternehmer bezeichnet sie als schlecht. Im Großhandel ist die Situation ähnlich. Fast die Hälfte der Unternehmer berichtet von guten Geschäften, nur jeder siebte ist unzufrieden. Im Einzelhandel sind die Lagebeurteilungen sehr heterogen. Zwar sind erneut sechs von zehn Befragten mit den gegenwärtigen Geschäften zufrieden, allerdings bewertet auch fast ein Drittel die Lage als schlecht. Das liegt unter anderem an den Folgen des Teil-Lockdowns, der seit Ende Oktober viele Einzelhändler erneut getroffen hat und Mitte Dezember verschärft wurde. Dadurch wurde ein Großteil des Weihnachtsgeschäfts eingeschränkt.
Das Baugewerbe hat bisher kaum unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten. Mehr als die Hälfte der Unternehmer ist mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, nur acht Prozent berichten von schlechten Geschäften.
Nachdem die temporären Einfuhrbeschränkungen während des ersten Lockdowns weitgehend aufgehoben sind, kommt das Exportgeschäft langsam wieder in Schwung. Zwar melden immer noch mehr als die Hälfte der Industriebetriebe, dass die Exportumsätze in den zurückliegenden Monaten gesunken sind. Jeder fünfte Befragte berichtet inzwischen aber von gestiegenen Umsätzen. Die Auftragseingänge aus dem Ausland sind stabil. Die überwiegende Zahl der Unternehmer geht davon aus, dass der Export weiter zunehmen wird: Mehr als ein Viertel der Industriebetriebe erwartet einen Anstieg der Auslandsnachfrage, jeder siebte Befragte rechnet mit einem Rückgang des Exports.
Mit der Erholung der Wirtschaft wachsen auch die Investitionsabsichten der Unternehmer in der Region wieder. Mehr als jeder vierte Befragte plant, in den kommenden Monaten mehr zu investieren, jeder fünfte will bei den Investitionen sparen.
Die wirtschaftliche Belebung hat noch nicht zu einer Verbesserung der Ertragslage geführt. Bei fast der Hälfte der Betriebe sind die Erträge in den vergangenen Monaten gesunken, bei einem Viertel sind sie gestiegen.
Auch der Arbeitsmarkt profitiert nicht von der verbesserten Konjunktur. Rund ein Viertel der Unternehmer rechnet mit einem Rückgang der Beschäftigung, fast ebenso viele gehen von einem Personalaufbau aus.
Bei der aktuellen Konjunkturumfrage hat die IHK Aachen mit den Vereinigten Industrieverbänden von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung e.V. (VIV) kooperiert und Unternehmer gemeinsam befragt. Der Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.aachen.ihk.de/konjunkturbericht zu finden.