Sportlich, was sich Marcus Clauberg vorgenommen hat. Der JuFa-Hoteldirektor in Jülich mit Verantwortung für das 148 Betten Haus inklusive Seminar-Center und Energie-Spiele Pavillon am Brückenkopf-Park plant nichts weniger, als das Haus nach 15 Jahren einmal neu zu erfinden. Das Ziel ist, das Hotel in die Zukunft zu führen mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Zur Nachhaltigkeit gehört das Thema „Inklusion“ für den Hotelbetriebswirt, der von Hause aus studierter Biologe mit Zusatzausbildung zum Biologisch-Technischen Assistent ist, unbedingt dazu. Und das passt nun wieder bestens zum Stichwort „Sport“: 20 Sportlerinnen und Sportler mit ihren Betreuungspersonen aus dem Libanon werden am 12. Juni in Jülich erwartet.
Bestens aufgestellt, so Clauberg, ist hierfür das JuFa, das zwar nicht vollständig barrierefrei sei, aber etwa in allen Zugängen – auch denen zum „Garten“, also dem Brückenkopf-Park. Und es gebe mehr Zimmer mit Verbindungstür als in anderen Häusern. Diese eignen sich hervorragend als Betreuerzimmer, wenn Menschen mit Behinderungen nicht ohne Begleitung reisen könnten. „Wir haben als JuFa unsere Erfahrungen mit Gruppen der Lebenshilfe und des Deutschen Roten Kreuzes. Da sind wir Spezialisten“, sagt Clauberg selbstbewusst. Als solche haben sie Kontakt aufgenommen zum Verein „bezev“ – Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V – der sich mit der Verbesserung der Entwicklungs- und Teilhabechancen von Menschen mit Behinderungen im Globalen Süden beschäftigt. Der Verein hat eine Ausstellung mit dem Titel „Inklusiv ist nachhaltig“. Die Installation stellt die Agenda 2030 und die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung vor und zeigt den Bezug zu Inklusion auf. Vorbereitungen laufen bereits, damit diese Ausstellung im Vorfeld und parallel zum Besuch der libanesischen Mannschafts-Delegation im JuFa gezeigt werden kann.
Über das Ereignis hinaus möchte Hotelier Clauberg „sein“ Hotel zum Anlaufpunkt in der Frage machen: „Wie verändern wir Menschen uns? Was haben wir zu berücksichtigen im Zusammenspiel Umwelt, Ökonomie und Mensch?“ Bereits 2008 sei man mit diesem Anspruch in Jülich in die Planungen gestartet und habe mit dem Wissen der 2000er Jahre ein Haus gebaut, das als „Niedrigenergie-Haus mit der besten Heizung der damaligen Zeit, den besten Fenstern und der besten Dämmung“ ausgestattet worden sei. Das rechnet sich bis heute, wie ein Energie-Audit dokumentiert, das als JuFa-Pilotprojekt 2022 in Jülich erstellt worden ist. Heute, davon ist Clauberg überzeugt, könnte das JuFa „klimaneutral“ gebaut werden. Und um die Bilanz weiter zu verbessern, drehe das JuFa immer noch Stellschrauben.
Das fängt beim richtigen Lüften an, geht über das Feinjustieren der Lüftungsanlagen, neue Filter, neue Kältemittel bis hin zu Gastrokühlschränken. Allerdings werden, das ist Clauberg wichtig, erstmal die vorhandenen Geräte „aufgebraucht“ – alles andere wäre Verschwendung von Ressourcen. Dass einige Änderungen sich trotzdem rechnen zeigt das Beispiel „Wasserverbrauch“: Der Einbau neuer Duschköpfe senkte den Verbrauch von 20 auf nur 5,6 Liter, wodurch gleichzeitig weniger Wasser erhitzt werden muss und weniger Abwasser „entsteht“. Gespart werden 3 x 25 Prozent. „Wenn man in Euro spricht sind es tausende im Jahr“, so der Hotelbetriebswirt, aber „Es geht nicht immer ums Geld: Wir sparen Ressourcen! Wir müssen uns fragen: Was macht Leben für uns lebenswert? Wo ist die Belastung in unserer Gesamtrechnung am geringsten und in die Gesamtrechnung beziehen wir mal unsere Enkelkinder mit ein.“
Zur Nachhaltigkeit gehört natürlich auch das, was auf den Tisch kommt: Eingekauft wird im Hause JuFa regional bei der Metzgerei Esser und Bäckerei Maintz-Weitz vor Ort in Jülich. Der Honig kommt aus dem eigenen „Garten“ und gekocht wird mit Produkten der Saison. „Dafür hängt extra ein Saison-Kalender in der Küche“, verrät Marcus Clauberg. Die Köche der JuFa in Jülich werden inzwischen in dieser Richtung geschult. „Ich halte viel mehr von Obst und Gemüse, das hier ausgereift ist“, erklärt er und ergänzt die Aussage mit ernährungsphysiologischer Betrachtung. „Ernährung hat Effekte“, sagt er. Was Saison hat ist nicht nur gesünder und geschmacklich besser, sondern auch noch günstiger, schaut der Betriebswirt dann auch auf die Ausgaben – und auf die Verantwortung. Denn die Hotellerie, so räumt Clauberg ein, ist Mitschuld an der Haltung, dass für Gäste immer und zu jeder Jahreszeit alles verfügbar sein müsse.
Weil aber bei allen guten Überlegungen am Ende des Buffets aber trotzdem immer etwas übrig bleibt, hat der Hotelier auch hier die Nachhaltigkeit in den Blick genommen: Seit Jahresanfang hat er einen Zugang zur App „to good to go“ geschaffen. Am Vorabend können hier verbindliche „Buchungen“ getätigt werden, dann kommt der Abolwillige mit eigenen Behältern und kann aus dem auswählen, was vom Buffet übrig ist. Das ist kein Geschäftsmodell. „Einen kleinen Obolus holt man rein, aber es geht mehr darum, dass Nahrungsmittel nicht vernichtet werden, die noch gut essbar sind.“
Neben der eigenen Bilanz geht es Clauberg darum, der nachfolgenden Generation die Themen rund um die Nachhaltigkeit kindgerecht zu vermitteln. Als Basis dient der Energie-Spiele Pavillon, der aber eben auch in die Jahre gekommen ist. „Die Dokumentation über den Erfinder der Glühbirne interessiert heute keinen mehr – kann man nachlesen“, sagt Clauberg. „Wir müssen die Themen so animieren, dass unsere Kinder Freude daran haben, mit diesen Elementen zu spielen und das verbinden mit unseren Zielen.“ Jülich als Stadt im Zentrum des Transformationsprozesses sei dafür prädestiniert. Natürlich gehe das nur mit Partnern. Hier hat „das JuFa“ bereits die Gespräche aufgenommen.