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Gegendarstellung: Kein Trinkwasser im Brunnen

Erich Gussen, der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Düren, hat sich nach einer Pressemeldung des VSR-Gewässerschutz bei der HERZOG-Redaktion gemeldet, da er eine Dinge klarstellen möchte.

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Symbolbild: pixabay
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Frage: Der VSR-Gewässerschutz hat nach der Untersuchung von Gewässerproben aus Brunnen in der Region festgestellt, dass jeder dritte Brunnen den Grenzwert des Nitratgehalts nach der deutschen Trinkwasserverordnung überschreitet. Der VSR-Gewässerschutz schreibt, dass die intensive Landwirtschaft dafür verantwortlich ist und fordert den Bauernverband darüber hinaus auf, die Landwirte bei der Umstellung auf die ökologische Landwirtschaft zu unterstützen, um die Gewässer zu schützen.

Herr Gussen, Sie sind der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Düren. Nach der Veröffentlichung der Pressemitteilung des VRS-Gewässerschutz haben Sie sich bei uns gemeldet, da sie mit der Meldung des VSR-Gewässerschutzes nicht einverstanden sind. Was dachten Sie, als Sie die Meldung gelesen haben?

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Erich Gussen: Wir kennen diesen Verein, der in ganz Deutschland unterwegs ist, schon länger und dann Veröffentlichungen tätigt, die eigentlich gegen die intensive oder konventionelle Landwirtschaft gehen, weil sie meinen, ökologische Landwirtschaft wäre besser. Das ist genau das, was uns natürlich umtreibt. Einerseits Proben von Brunnen, die privat untersucht werden, bei denen folglich der wissenschaftliche Standard gar nicht gegeben ist. Für die Entnahmen gibt es Richtlinien, damit die Ergebnisse auch realistisch sind.

Letztendlich ist in NRW das Landesamt für Natur und Verbraucherschutz (Lanuv) zuständig für die offiziellen Messstellen. Es gibt ein sogenanntes landwirtschaftliches Messstellennetz und das ist die Grundlage für die Ausweisung nitratsensibler Gebiete. Da hat sich auch im letzten Jahr gezeigt, dass die Gebietskulisse drastisch zurückgegangen ist.

Der VSR-Gewässerschutz schreibt, dass ein Drittel der Proben belastet ist. Das Wasser, was die jetzt untersucht haben, können wir sowieso nicht nachvollziehen. Denn da geht es um Gärten, die irgendwo eine Pumpe haben und damit die Pflanzen wässern. Ich wüsste nicht, dass irgendjemand in Jülich einen Brunnen hat, mit dem er Trinkwasser gewinnt. Außerdem kommen die Wasserproben aus dichtbesiedelten Gebieten, wo die Belastung eben nicht aus der Landwirtschaft kommt.

Das Lanuv hat außerdem Messstellen, bei denen sie genau wissen, woher der Zustrom des Wassers kommt. Man kann es so beschreiben, dass das Wasser an der Oberfläche versickert und es weiter unten fast schon ein Flusssystem von Grundwasser gibt, die auch je nach Tiefe in verschiedene Richtungen fließen. Damit kann man sagen, welche landwirtschaftliche Fläche welchen Einfluss auf die Messstellen hat. Das ist auch die Grundlage der Düngeverordnung.

Im letzten Jahr hat sich da wie gesagt gezeigt, dass es nicht so eklatant schlimm ist, wie der VSR-Gewässerschutz es darstellt und damit versucht, die ökologische Landwirtschaft voranzutreiben und auch meint, der Bauernverband müsste das jetzt machen. Der Verband vertritt alle landwirtschaftlichen Produktionslinien. Da trennen wir auch nicht.

Wir in Jülich sind mit Forschung sehr gut unterwegs. Ein Biobetrieb gebraucht Pflanzenschutzmittel, die anders zugelassen sind. Teilweise auch mit Schwermetallen, die umstritten sind. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille und mir geht es darum, das ganze auf eine sachliche Ebene zu bringen und nicht zu sagen ‚konventionell ist schlecht und bio ist gut‘. Man hat die Verantwortung, auf den guten Böden hier entsprechend gut zu produzieren. Das ist eine lokale wie eine globale Verantwortung und deshalb haben wir  Probleme, wenn dieser Verein auftritt und sagt: ‚alles ist ganz schlimm und die intensive Landwirtschaft ist schuld, vor allen Dingen die Massentierhaltung‘. Man muss ganz klar sagen, wir sind eine Region, in der Tierhaltung nicht mehr im Vordergrund steht. Von daher ist das ein bisschen weit hergeholt, was die sagen. Und das ärgert uns.

Frage: Der VSR-Gewässerschutz schreibt außerdem, wenn wir jetzt schon bei Massentierhaltung sind, dass der Bauernverband viele Landwirte zu höheren Erträgen und immer größeren Massentierhaltungen dränge. Dies führe, so der VSR-Gewässerschutz, zur Überdüngung der Felder. Ist dem so?

Erich Gussen: Der Bauernverband ist eine Interessenvertretung. Wir können unsere Mitglieder nirgendwo hindrängen. Gerade wir hier im Rheinland unterstützen die Betriebe, immer mehr zu diversifizieren. Also: Nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern verschiedene Betriebszweige aufrechtzuerhalten. Ob man intensiv oder ökologisch wirtschaftet – und auch Ökobetriebe arbeiten intensiv und wollen einen hohen Ertrag haben. Wir drängen keinen Landwirt irgendwo hin, etwas zu machen.

Frage: In der Pressemeldung wird auch Susanne Bareiß-Gülzow, die Vorsitzende des VSR Gewässerschutzes, zitiert. Sie sagt folgendes: „Es kann nicht das Ziel der Landwirtschaftsverbände sein an den bisherigen Praktiken festzuhalten und hauptsächlich Lebensmittel in einer intensiven Landwirtschaft mit viel Dünger und Pestiziden zu produzieren. Diese Lebensmittel sind dann hauptsächlich für den Weltmarkt bestimmt, wo die Preise immer weiter sinken. Die von vielen Bürgern bevorzugten Bio-Produkte müssen dagegen importiert werden.“ Was sagen Sie dazu?

Erich Gussen: Also unsere Märkte sind schon von den globalen Märkten abhängig. Da können wir uns leider nicht von loskoppeln. Man wird sehen, wie das mit „Farm to Fork“ werden wird, bei dem auch der CO²-Ausstoß eingepreist werden soll und damit ein Außenschutz aufgebaut werden müsste. Momentan ist es so, dass Preise besonders bei der sogenannten Massenproduktion, wie beispielsweise Getreide, auf den internationalen Märkten gemacht werden. Aber wir exportieren da nicht. Die Produkte gehen auf den heimischen Markt. Gerade wir im Rheinland haben die großen Mühlen an der Rheinschiene. Das ist dann eben auch ein Schlagwort, wo gesagt wird, wir würden für den Export produzieren. Nein, wir produzieren für den heimischen Markt. Wir plädieren für saisonal und regional. Und wenn ich eine Bio-Gurke im Winter einkaufe, dann ist die hier nicht produziert worden. Das ist einfach so. Das ist dann die Bio-Produktion, die im Ausland meist unter Folie stattfindet und wenn da dann ‚bio‘ draufgeschrieben wird, haben wir auch ein großes Problem damit.

Nachhaltig produzieren – das kann ein konventioneller Betrieb genauso wie ein Biobetrieb. Es kommt auf die Betriebsführung an und wie man mit den Betriebsmitteln umgeht. Und ein letztes noch: In der Bioproduktion ist auch viel Handarbeit mit drin und wenn die Lohnkosten deutlich höher sind, ist das nicht mehr darstellbar.

Frage: Kommt es häufiger vor, dass sich Landwirte mit solchen Anschuldigungen auseinandersetzen müssen?

Erich Gussen: Die Diskussion um Nitrat im Trinkwasser gibt es schon länger. Da gibt es Richtlinien, unter anderem in der Düngeverordnung, für. Der Grenzwert von 50 Milligramm ist auch wirklich ein Vorsichtsgrenzwert. Nitrat ist erstmal ein ganz natürlicher Stoff. Es ist so: Wenn Nitrat zu stark konzentriert ist, dann ist das ungesund und deswegen ist es gut, dass es einen solchen Grenzwert gibt.

Leider kommen von verschiedenen Instituten dann diese Vorwürfe, die Landwirtschaft wäre schuld. Wir haben natürlich einen Einfluss, weil wir oben auf der Fläche arbeiten und wir unsere Pflanzen ernähren müssen. Dazu gehört Stickstoff in Form von Nitrat. Die Pflanzen nehmen den Stickstoff auf und Stickstoff wiederum ist ein Bestandteil von Eiweiß. Also auch überlebenswichtig für uns. Da müssen wir mit umgehen. Ich habe auch mal den aktuellen Nähstoffbericht von NRW mitgebracht. Der ist gerade veröffentlicht worden. Da steht ganz klar drin, dass in den letzten Jahren sehr verantwortungsvoll mit Düngemitteln umgegangen worden ist.


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