„Das Beste von Besten“ war das Science College 2009 bei der Eröffnung, sagt Andreas Schreib, Geschäftsführer des Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland s (CJD) im Haus Overbach, mit hörbarem Stolz. Gemeint ist die Energieeffizienz des Baus, dessen Primärenergiebedarf bei nur 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter Fläche im Jahr. Der Begriff 2-Liter-College wurde erfunden. Drei großes Spiegel auf dem Dach, so genannte Heliostate, versorgen das Forum mit Tageslicht und sorgen ebenso für Wärme. Elektrochromes Glas dunkelt bei starker Sonneneinstrahlung nach und erhöht die Lichtdurchlässigkeit bei mäßigem Sonnenlicht. Beheizt und gekühlt werden die Gebäude über eine Erdwärmepumpe. Gesteuert wird das gesamte Haus durch eine so genannte Gebäude-Leittechnik, im Klartext durch einen Computer. Das Fazit: Das Gebäude ist als umweltfreundlicher und nachhaltiger Bau errichtet worden – um diesen Anspruch aufrecht zu erhalten, müssen nun erhebliche Kosten aufgewendet werden. Oder ganz klar formuliert: Umweltschutz und Umweltfreundlichkeit kosten Geld.
Im Jahr 10 des Science College ist die Technik, die Modellcharakter hatte, im wahrsten Sinne in die Jahre gekommen. Wer einen Computer hat, der weiß, was es heißt, wenn er einen zehn Jahre alten „Rechner“ besitzt: Nicht nur das Gehäuse ist veraltet, die Technik hat sich hoffnungslos überholt. Letzteres gilt natürlich auch dann, wenn der Besitzer umsichtig jedes „update“ – also jede Nachrüstung der Programme – installiert hat. Da helfen auch keine technischen „Pflästerchen“ mehr um Sicherheitslücken abzudecken, die in der Fachsprache „Padges“ genannt werden.
Es geht kein Weg daran vorbei: Die Software muss ausgetauscht werden „weil die echte Welt sich weiterdreht“, wie Andreas Schreib es lakonisch formuliert. Einige Male sind Ausfälle schon durch Improvisationstalent des sehr kompetenten Haustechnikers, wie Schreib lobt, behoben worden. Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis das fragile technische Gebilde seinen Dienst aufgibt. Da rechnet der Geschäftsführer überschlägig mit 12.000 Euro.
Das ist aber nur eine Baustelle. Die elektrochromen Scheiben „laufen an“ und zwar genau dort, wo die Elektroden laufen, die die Fenstertechnik steuern. Man kennt es ähnlich von Thermopen-Fenstern, die mit den Jahren blind werden können. 20 Scheiben müssten ausgetauscht werden. Dieser Tausch würde mit weiteren 10.000 Euro zu Buche schlagen.
Ebenfalls reparaturbedürftig ist einer der drei Heliostate, die für Licht und Wärme sorgen. Damit sie das tun können, müssen sie sich permanent nach der Sonne ausrichten. Hierfür sorgt ein Motor, der die Drehung und den Kipp-Mechanismus ermöglicht. Dieser Mechanismus war eine Sonderanfertigung aus der Schweiz. Der Haustechniker hat gewarnt: „Es kommt bald der Tag, an dem der Spiegel nicht mehr funktioniert.“ 4000 Euro kostet diese Sonderanfertigung in der Erneuerung.
Andreas Schreib lässt keine Zweifel aufkommen: „Das Science College hat sich sehr gut gehalten! Wir haben in 10 Jahren nicht wahnsinnig viel tun müssen.“ Aber jetzt eben – gar nicht berücksichtigt, dass ein Innenanstrich auch einmal fällig ist und die Heizung wird natürlich auch irgendwann einmal Thema sein. Aber da ist der Geschäftsführer optimistisch, dass er noch ein paar Jahre Zeit hat.
Das inhaltliche Konzept ist aufgegangen. Auf 1.870 Quadratmetern werden modernste Experimentier- und Kursmöglichkeiten genutzt von Schülerinnen und Schülern sowie Multiplikatoren, die inzwischen nicht nur aus der Region, sondern der ganzen Euregio anreisen. Das Science College verzeichnet eine große Akzeptanz und Auslastung. Im kommenden Mai hat das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfSL) für rund 400 Pädagogen eine Veranstaltung zum Thema „Digitalisierung“ gebucht.