Start Nachrichten Region „Drosselt Tempo von 140 auf 120“

„Drosselt Tempo von 140 auf 120“

Der wirtschaftliche Aufschwung in der Region Aachen hat sich auch in den vergangenen Monaten fortgesetzt, allerdings wachsen allmählich die Zweifel bei den Unternehmen, inwiefern die gute Konjunktur bestehen bleibt. „Die Wirtschaft drosselt langsam ihr Tempo – von 140 auf 120“, sagt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der Kammer, an der sich rund 230 Unternehmen mit fast 21.000 Beschäftigten beteiligt haben.

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Grafik: IHK
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Die Hälfte aller befragten Unternehmen beurteilt die aktuelle Geschäftslage weiterhin als gut, jeder zehnte Betrieb ist unzufrieden. Der Geschäftslageindex sank damit erstmals seit fünf Jahren wieder um zehn Punkte, liegt aber immer noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.

„Die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Wirtschaften sind immer noch gut. Mit einem Einbruch der Konjunktur ist in den kommenden Monaten allerdings nicht zu rechnen“, erklärt Bayer. „Der Anteil der Unternehmen, die schon heute die Auswirkungen durch die Veränderungen bei den internationalen Handelsbeziehungen spüren oder in naher Zukunft spüren werden, ist in unserer Region noch relativ gering. Die Exportaussichten ziehen sogar leicht an.“

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Die Erwartungen der Betriebe an die wirtschaftliche Entwicklung würden daher nur moderat zurückgehen. Ein Viertel aller Befragten rechnet mit einer positiven Wirtschaftsentwicklung, jeder zehntes Unternehmen ist pessimistisch. Zurückhaltender sind die Betriebe aber bei ihren Investitionsabsichten.

„Größtes Problem ist und bleibt der Fachkräftemangel“, führt Bayer aus: „Zwei Drittel aller Unternehmen nennen dies als größtes Risiko für die Konjunktur.“ Etwas mehr als jeder zweite Betrieb gibt an, dass er offene Stellen seit längerem nicht besetzen kann. „In der Regel, weil sich entweder kein Bewerber meldet oder die Qualifikation nicht ausreicht. Im Baugewerbe sind es sogar drei von vier Befragten“, sagt Bayer. Gesucht werden dabei Mitarbeiter jeder Qualifikation. Der Bedarf an ungelernten Kräften ist jedoch deutlich geringer. Nicht-europäische Fachkräfte sind aus Sicht der Unternehmen allerdings noch keine Option zur Lösung des Fachkräftemangels. Hier bilden fehlende Sprachkenntnisse und der Bürokratieaufwand Hürden für die Betriebe.

Lage in der Industrie ist rückläufig
Die Industriebetriebe melden überwiegend gute Geschäfte, jedoch deutlich weniger als zuletzt. Annähernd jedes zweite Unternehmen ist mit seiner Geschäftslage zufrieden, jeder siebte Betrieb berichtet von schlechten Geschäften. Bei vier von zehn Befragten sind die Umsätze in den vergangenen sechs Monaten gestiegen, bei einem Viertel sind sie gesunken. Die Auslastung der Produktionskapazitäten bleibt weiter unverändert bei 83 Prozent auf hohem Niveau. Damit liegt sie über dem langjährigen Durchschnittswert von 80,1 Prozent.

Dienstleister sind erneut sehr zufrieden
Die Konjunktur im Dienstleistungssektor läuft weiter auf vollen Touren. Mehr als die Hälfte aller Befragten bewertet ihre aktuelle Situation als gut, nur sechs Prozent sind unzufrieden. Gleichzeitig sind die Umsätze in den zurückliegenden Monaten stabil auf einem hohen Niveau geblieben. Bei jedem zweiten Unternehmen sind sie gestiegen, bei jedem siebten Betrieb sind sie gesunken.

Geschäfte im Handel bleiben gut
Die Lage im Handel entwickelt sich ebenfalls rückläufig, ist aber überwiegend positiv. Vier von zehn Unternehmen berichten von guten Geschäften, jedes achte ist nicht zufrieden. Im Großhandel ist die Geschäftslage stabil. Vier von zehn Betrieben sind mit ihrer Situation zufrieden, kein Unternehmen berichtet von schlechten Geschäften. Im Einzelhandel hat sich die positive Lage kaum verändert. Vier von zehn Befragten melden gute Geschäfte, rund ein Sechstel ist unzufrieden.

Baugewerbe ist weiterhin gut gestimmt
Die konjunkturelle Hochphase im Baugewerbe hat sich auch in den zurückliegenden Monaten fortgesetzt. Sechs von zehn Unternehmen berichten von einer guten Geschäftsentwicklung, kein Betrieb ist unzufrieden.

Mehr Impulse vom Auslandsgeschäft
Der Auslandsumsatz der Industrieunternehmen hat sich in den vergangenen Monaten positiv entwickelt. Rund ein Drittel aller Betriebe meldet gestiegene Exporte, bei einem Fünftel der Befragten sind sie zurückgegangen. Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben ebenfalls eine steigende Tendenz. Ein Viertel der Unternehmen meldet eine wachsende Nachfrage, bei jedem achten Befragten ist sie gesunken. Dementsprechend erwarten die Betriebe auch für die kommenden Monate mehr Impulse vom Auslandsgeschäft. Ein Viertel aller Industriebetriebe rechnet mit einer günstigen Entwicklung des Exports, nur vier Prozent gehen von einer Verschlechterung aus.

Erträge entwickeln sich weiter positiv
Trotz der leicht verschlechterten Geschäftslage hat sich die Ertragssituation der Unternehmen in den zurückliegenden Monaten nicht verändert. Ein Drittel aller Betriebe meldet einen Anstieg der Erträge, bei rund einem Fünftel sind sie gesunken. Insbesondere die Unternehmen im Baugewerbe profitieren von der guten Konjunktur. Der Handel berichtet hingegen von einer Verschlechterung der Ertragslage.

Betriebe sind zurückhaltender bei Investitionen
Die schwächeren Konjunkturaussichten für die kommenden Monate bremsen auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Rund ein Viertel aller Betriebe möchte in den kommenden Monaten mehr investieren, jeder achte Befragte will die Ausgaben senken.

Wirtschaft rechnet mit Beschäftigungszuwachs
Der positive Trend am Arbeitsmarkt wird sich laut Einschätzung der Unternehmen in den kommenden Monaten fortsetzen. Drei von zehn Betrieben gehen von einem wachsenden Personalbedarf aus, jeder siebte Befragte rechnet mit einem Beschäftigungsrückgang. Die Arbeitslosenquote im Kammerbezirk Aachen beträgt aktuell 6,3 Prozent. In Nordrhein-Westfalen liegt sie bei 6,8 Prozent, auf Bundesebene bei 5,2 Prozent.

Der aktuelle Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.aachen.ihk.de/konjunkturbericht zu finden.

Geschäftslage und -erwartung in den Teilregionen

Kreis Düren
Im Kreis Düren hat sich die Lage leicht verbessert: 45 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Situation als gut, zehn Prozent als schlecht. Besonders positive Meldungen machen das Baugewerbe (Saldo: +69) und der Großhandel (Saldo: +67). Die Erwartungen haben sich leicht verbessert: 28 Prozent der Befragten rechnen mit einer guten Konjunkturentwicklung, nur sechs Prozent mit einer schlechten. Gute Aussichten haben der Einzelhandel (Saldo: +40) und der Großhandel (Saldo: +33).

Städteregion Aachen: Stadt Aachen
Die Geschäftslage der Unternehmen in der Stadt Aachen bleibt weiterhin mehrheitlich positiv, wenn auch deutlich schwächer als im Frühjahr. 46 Prozent aller Betriebe bezeichnen sie als gut, 16 Prozent sind unzufrieden. Vor allem die Dienstleister (Saldo: +66), der Einzelhandel (Saldo: +58) und das Baugewerbe (Saldo: +57) melden gute Geschäfte. Die Aussichten bleiben positiv. 33 Prozent der Befragten gehen von einer günstigen Entwicklung aus, nur zwölf Prozent von einer ungünstigen. Die besten Aussichten haben der Einzelhandel (Saldo: +50) und der Großhandel (Saldo: +36).

Übrige Städteregion Aachen
Im ehemaligen Kreis Aachen bleibt die gute Lage auf hohem Niveau. 67 Prozent der Betriebe berichten von guten Geschäften, nur sechs Prozent sind unzufrieden. Am besten ist die Situation im Großhandel (Saldo: +74) und im Baugewerbe (Saldo: +72). Die Erwartungen haben eine rückläufige Tendenz, bleiben aber überwiegend positiv: 19 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäfte, nur sechs Prozent mit einer Verschlechterung. Am zuversichtlichsten sind dabei die Dienstleister (Saldo: +23).

Kreis Euskirchen
Die Geschäftslage der Betriebe im Kreis Euskirchen bleibt positiv: 34 Prozent der Betriebe sind zufrieden, neun Prozent melden schlechte Geschäfte. Gut geht es insbesondere den Unternehmen im Großhandel (Saldo: +25). Die Aussichten haben sich deutlich verschlechtert: 13 Prozent der Betriebe erwarten eine gute Geschäftsentwicklung, 19 Prozent rechnen hingegen mit einer Eintrübung der Geschäftslage. Der Großhandel ist dabei die einzige Branche mit überwiegend positiven Aussichten (Saldo: +8).

Kreis Heinsberg
Die Unternehmen im Kreis Heinsberg melden weiterhin gute Geschäfte: 47 Prozent der Befragten bewerten ihre Lage positiv, acht Prozent bezeichnen sie als schlecht. Gut geht es vor allem den Betrieben in der Industrie (Saldo: +69) und im Baugewerbe (Saldo: +40). Die Erwartungen sind leicht gestiegen: 30 Prozent rechnen mit besseren Geschäften, 14 Prozent mit schlechteren. Hohe Erwartungen haben der Großhandel (Saldo: +56) und die Industrie (Saldo: +26).


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