Wenn man nach den wichtigsten Erfindungen der Menschheit gefragt wird, werden wohl zunächst vielleicht das Rad, die Zähmung des Feuers oder die Schrift genannt. Eine Sache, die in der Regel unterschätzt wird, ist der Ackerbau.
Erst der Ackerbau und die Vierzucht ermöglichten es dem Menschen, nicht ständig auf der Suche nach Nahrung umherziehen zu müssen und machte das Siedeln möglich. Stark vereinfacht entstanden neben den Feldern einfache Behausungen, mehr und mehr Menschen siedelten sich an Orten mit guten Bedingungen an, die Häuser und die Siedlungen wurden größer und Städte entstanden.
Heute ist in Jülich und in den meisten Teilen des Kreises Düren der Ackerbau der stärkste vertretende Zweig der Landwirtschaft. Besonders prägend für das Stadtbild der Herzogstadt ist der Anbau der Zuckerrübe mit der Zuckerfabrik und je nach Jahreszeit mit den Rübenfahrzeugen. Nur Hürtgenwald bildet einer Ausnahme, wo die Wildviehhaltung vorherrscht.
Aber warum entscheiden sich die meisten Bauern in Jülich dafür, Zuckerrüben und Co. keimen zu lassen? Grund hierfür ist die Jülicher Börde. „Börden sind ganz fruchtbare Standorte mit einem guten Boden“, sagt Erich Gussen, der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Düren. Denn im Börde-Boden ist Löss. „Das ist genau der beste Boden für Zuckerrüben, denn die tiefliegenden Wurzeln holen aus dieser Schicht das letzte Wasser raus. Andere Kulturen sind auch Weizen und Geste“, Gussen weiter. Bis zu zwei Meter tief strecken die Rüben ihre Fühler in der Erde aus. Und in der Jülicher Börde gibt es viel von „dem guten Zeug“. „Die Mächtigkeit dieser Schicht ist bei uns schon gewaltig.“ Die Schicht in Güsten beispielsweise sei bis zu sieben Meter dick und damit mehr als ausreichend. Mittlerweile werden auch vermehrt verschiedene Gemüsesorten, wie Möhren und Kartoffeln, sowie vereinzelt Mais angebaut. Hinzu kommen nach Gussen sogenannte Sonderkulturbetriebe, also Landwirte, die Erdbeeren und Spargel und Obst anbauen.
Löss ist ein gelbliches Lockergestein, das aus Ton, Sand und Schluff besteht und in den Eiszeiten angeweht wurde. Da sich keine großen Steine in dieser Erdschicht befinden, haben auch Kartoffeln optimale Bedingungen und Wurzeln haben freie Bahn. Eine Eigenschaft dieser Bodenschicht wird aber heute immer wichtiger: Löss ist ein Wasserspeicher. „Winterniederschläge, die wir im Januar und Februar hatten, sickern ein und werden im Boden gebunden. Diese können dann wieder an die Pflanze abgegeben werden.“
Zusätzlich herrscht in der Region ein für den Ackerbau gutes Klima. „In der Magdeburger Börde herrscht kontinentales Klima. Das heißt, der Winter ist kälter und der Sommer trockener. Trotz der guten Böden gibt es dann aufgrund der geringeren Niederschlagmenge eher eine Grenze der Feldkapazität. Wir haben hier im Rheinland atlantisches Klima. Es wird nicht so kalt und wir kriegen auch etwas mehr Regen ab“, erklärt Gussen.