Nach dem dreifachen „hoch, hoch, hoch“ auf den Bauherrn und alle Anwesenden wurde der obligatorische Schnaps geleert und die Gläser von Simon Gerber, der den Richtspruch vortrug, und Ortsvorsteher Friedhelm Jülich flogen als „Taufwasser“ stilecht an die Wand des Neubaus. Jetzt kann sich der Richtspruch für die neue Bürgerhalle erfüllen: „Nun müssen andre noch vollenden, den Bau mit kunstgeübten Händen, das Innere sorgsam schmücken aus, dann wird’s fürwahr ein prächtig Haus.“
Dabei wirkt der Bau schon zum Richtfest ziemlich schmuck und lässt erahnen, was künftig auf den gewonnen 364 Quadratmetern Nutzfläche möglich sein wird: Eine Halle vor der Halle ist entstanden, die – vereint – Raum für große Feiern bieten aber auch für den ortsansässigen Tischtennisverein, wie nicht versäumt wurde zu erwähnen. Das Konzept basiert auf einem offenen Konzept mit vielen Blickachsen. Dazu entsteht eine Empore, von der aus der Blick in den Saal möglich ist. Hier soll vor allem ein Museum Raum finden. „Wir wollen die Landwirtschaft von damals bis heute und bis übermorgen präsentieren“, schildert Jülich das Ziel. Zum Teil „uralte“ Exponaten aus dem Ort stünden schon parat. Dazu gehören auch eine alte Kutsche und Pflüge die alltags in der Halle stehen und bei Festbedarf mit einer elektrischen Seilwinde „unters Dach“ gezogen werden können. Dazu kommt die neue energetische „Aufrüstung“: Die bessere Isolierung, die neue Gasheizung, der Durchlauferhitzer, der noch eingebaut und dann mit den Erträgen es noch aufzubauenden Solardach gespeist werden soll, werde – so Heinz Frey – für reichlich Einsparpotential sorgen.
Vor rund zwei Jahren ist unter dem Schlagwort 4M: Markt-Museum-Miteinander-Merzenhausen das Förderprojekt „Bürgerhalle+“ als Plan vorgelegt worden waren. Für die Vorarbeiten, die bereits vor rund sechs Jahren begonnen hätten, und das Zusammentragen der Argumente erhielt Heinz Frey reichlich Lob. Sie hätten Landtagsabgeordnete Patricia Peill überzeugt, die sich „im Landtag mit viel Feuer dahintergesetzt“ habe, wie Ortsvorsteher Jülich vollmundig lobte. Durch sie habe man aus dem Fördertopf „Dorferneuerungsprogramm“ 250.000 Euro erhalten. Die Stadt Jülich steuerte weitere 100.000 Euro bei. Beeindruckt zeigte sich Landtagsabgeordnete Peill, die ebenso wie Bürgermeister Axel Fuchs persönlich zum Richtfest erschien. „Wir haben 350.000 Euro an Fördermitteln bekommen und einen Wert geschafften von 1,5 Millionen Euro, also den Wert verfünfacht. Ich wüsste nicht, wie Landesgelder besser eingesetzt werden können“, betonte die Parlamentarierin.
Besonders stolz sind die Ortsansässigen auf ihre Eigenleistung: Ehe am 23. April 2022 der Abrissbagger kam, hätte der Bautrupp bereits wochenlang entkernt, die Dance Academy habe Glaswolle heraussortiert, Müll sei getrennt und anschließend von Landwirten mit Zugmaschinen zum Wertstoffhof nach Alsdorf-Warden gebracht worden. „Merzenhausen, das ist ein Dorf von Praktikern, die oft schon bewiesen haben, dass, wenn viele behaupten, es würde nicht funktionieren, es dann doch geht“, formulierte es Christoph Steffens, der sich als einer „von der schnellen Eingreiftruppe“ vorstellte. Er dankte den professionellen Mitstreiter wie Architekt Michael Stegemann aus Linnich, den Statikern Adam und Michael Jülicher aus Heinsberg sowie Zimmermann Wolfgang Sauer aus Koslar und allen voran Bauunternehmer Gerd Wolff als „Mann der ersten Stunde, der Entscheidungen getroffen und Probleme gelöst hat, ehe sie entstanden sind.“ Vor allem bekam Ortsvorsteher Jülich Lob, der „jeden Tag da ist und sich für nichts zu schade ist.“ Sein Part war aber auch der Werbeblock: Jeder sei eingeladen, sich zu beteiligen – sowohl mit der Hände Arbeit als auch durch Spenden. Als Idee formulierte er, dass wer eine bestimmte Summe spende, könne damit einen gravierten Stein mit seinem Namen am Bürgerhaus eingebaut sehen.
Blick in die Geschichte
Okt. 2020 „Bürgerhalle+“ für Merzenhausen?
Apr. 2021 Bürgerhalle und Schützenheim
Sept. 2021 Start besiegelt
Jan. 2022 Bürgerhalle mit Clou
Apr. 2022 Gemeinsam angepackt
Jan. 2023 Gemeinsam Großes schaffen