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Der Campus wächst weiter

Die FH Aachen am Campus Jülich an der Heinrich-Mußmann-Straße eröffnet zum Tag der offenen Tür ein neues Seminargebäude für Physiotherapie und Technomathematik

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Foto: Stephan Johnen
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„Es hat drei Dekane gebraucht, um dieses Gebäude zu errichten. Wir rechnen nicht in Dekaden, sondern in Dekanen“, blickte Prof. Torsten Wagner, Dekan des Fachbereichs Medizintechnik und Technomathematik, augenzwinkernd auf die Entstehung des Neubaus zurück, der auf der Merscher Höhe jetzt die Studierenden und Forschenden der Physiotherapie und Technomathematik der FH Aachen am Standort Jülich beherbergt. 2018 wurden die ersten Entwürfe erstellt, 2021 startete der Bau. Zwei Jahre später ist das rund vier Millionen Euro teure Projekt, zwei Millionen stammen aus dem Hochschulpakt NRW, abgeschlossen.

„Wir stellen uns in Jülich den Herausforderungen der Zukunft“, bedankte sich Bürgermeister Axel Fuchs in einem Grußwort für die gute Zusammenarbeit von Hochschule und Stadt und sprach von einer „großen Freundschaft“. Angesichts von über 4000 Studierenden wünscht sich Fuchs, dass Jülich sich mehr als Studentenstadt sieht. „Diese jungen Menschen bereichern unsere Stadt, ihnen müssen wir mehr Angebote unterbreiten.“

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„Die Einweihung eines solchen Gebäudes ist ein sichtbarer Erfolg und mutiger Schritt in die Zukunft“, unterstrich Dr. Sandra Scheermesser vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. Das Gebäude selbst trage zum Erreichen des Ziels „Klimaneutralität“ bei, der künftige Bestimmungszweck bringe die Akademisierung der Heilberufe weiter voran. „2004 haben wir die Potenziale des Standorts Jülich herausgearbeitet und die Gesundheitswissenschaft als klares Potenzial erkannt. Das war sozusagen die Geburtsstunde dieses Gebäudes“, blickte Campussprecher Professor Dr. Volker Sander zurück. Im Wintersemester 2011/12 wurde die Physiotherapie gegründet, kamen die ersten Studierenden nach Jülich.

Das neue Seminargebäude besteht aus zwei ineinander verschobenen Baukörpern mit einer Metallfassade als Markenzeichen. Lochbleche wirken wie ein Vorhang, bilden aber auch einen effizienten Blendschutz. Wo möglich, sind aus großen Fenstern Blicke in die Landschaft nicht nur möglich, sondern erwünscht. „Wir wollten nicht nur technische Anforderungen erfüllen, sondern eine gute Umgebung für Lehre und Forschung schaffen“, erklärte Architekt Günter Klein von der Niederlassung Aachen des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB). „Wir haben ein Interesse an den Lebensräumen der Studierenden und der Menschen, die hier arbeiten und forschen.“ Neben einer ausgezeichneten Akustik und modernster Technik verfügt das Gebäude vor allem auch über eine Atmosphäre, in der sich Menschen wohlfühlen dürfen. „Identifikation ist eine Sache des Gefühls. Annehmen beginnt mit dem Herzen“, sagte Klein.

„Das Seminargebäude ist eines der schönsten Gebäude, das wir an der Hochschule haben“, zeigte sich nicht nur Torsten Wagner vom Ergebnis beeindruckt. Scherzhaft sprach er von der Symbiose der „Nerds und Knochenbrechern“, denen bislang eine gemeinsame Heimat im Fachbereich verfehlte. „Für die Gesundheitswissenschaften ist das eine tolle Chance“, unterstrich Wagner. Unter dem Dach des neuen Gebäudes sollen Physiotherapie, Technomathematik und Medizintechnik zusammenwachsen und weitere Potenziale heben – beispielsweise in der Digitalisierung der Medizintechnik und der Akademisierung der Physiotherapie. „Findet eine solche Akademisierung sonst eher im wirtschaftlichen Teil statt, also im Management, schlagen wir bewusst einen anderen Weg ein“, betonte der Dekan. In Jülich sind Forschung und Lehre technisch ausgerichtet. Wagner: „Physiotherapie findet nicht nur in den Praxen statt, sie wird angesichts des demografischen Wandels immer mehr auch in die Haushalte kommen, die Therapeuten müssen sich mehr auch technische Geräte verlassen.“

Welchen Beitrag moderne Physiotherapie sowie Forschung und Lehre leisten kann, skizzierte Professorin Dr. Kirsten Albracht. Aufgabe der Physio ist die Verbesserung der motorischen Situation über die gesamte Lebenspanne – sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität der Menschen. Im Ganglabor beispielsweise können Gelenkwinkel und Belastungen in den Gelenken analysiert werden, um auf Basis dieser Daten eine ganz individuelle Therapie zu planen. Die FH beteiligt sich an Forschungsprojekten zu robotischen Assistenzsystemen wie einem robotischen Rollator – und nimmt dabei nicht ausschließlich die Perspektive der Ingenieure, sondern der Anwender, sprich: Menschen, ein. Auch in der Weltraumforschung sind die Wissenschaftler aktiv und setzen darauf, viele Erkenntnisse aus dem All in den irdischen Alltag integrieren zu können.

Foto: Stephan Johnen
Mit der Einweihung des jüngsten Campus-Gebäudes wurde gleich die nächste Baustelle „nebenan auf der grünen Wiese“ umrissen. Vor zwei Jahren wurde mit den Planungen des zukünftigen Sportcampus in Jülich begonnen; nun gab es grünes Licht für das ebenfalls millionenschwere Projekt, das ein Meilenstein für die Weiterentwicklung des Campus sein soll. Das Gebäude beheimatet eine (trennbare) Sporthalle, zwei Mehrzweckhallen, einen großen Fitness-Raum sowie eine Boulder-Anlage (Kletterwand). Ein Boulevard zieht sich durch Erd- und Obergeschoss und ermöglicht Einblicke in alle Nutzungsbereiche. Zur Außenanlage gehören neben diversen Sportfeldern auch die Außenterrasse der ganzjährig nutzbaren „Sportsbar“, die den Nutzern einen „sozialen Anker“ bieten soll. Die Dachflächen des 50 mal 40 Meter großen Gebäudes sind komplett begrünt und mit PV-Paneelen bestückt, zur innovativen Haus-/Heiztechnik gehört auch ein Eisspeicher. Autarkie ist das Gebot der Stunde, die radikal strukturierte Fassade besteht aus einem grünen Sockel in Stahlbeton und wird im Obergeschoss – soweit möglich – in Holzbauweise ausgeführt. Ein echter Hingucker also, der sich dennoch nahtlos in die Landschaft und den Campus einfügen soll.

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Stephan Johnen
Kein Muttkrat, aber im Besitz einer Landkarte. Misanthrop aus Leidenschaft, der im Kampf für Gerechtigkeit aus Prinzip gerne auch mal gegen Windmühlen anreitet. Ist sich für keinen blöden Spruch zu schade. Besucht gerne Kinderveranstaltungen, weil es da Schokino-Kuchen gibt, kann sich aber auch mit Opern arrangieren.

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