Reichlich Bewegtbilder bekamen die rund 100 geladenen Gäste der Brainergy Park GmbH in der Kulturmuschel im Brückenkopf-Park zu sehen, so dass sie einen guten Eindruck von den acht ausgewählten der 23 eingereichten Entwürfe für das „Herz“ der Brainergy Village bekamen, den sogenannten Hub, den zentralen Bau, um den sich Forschung und Gewerbe auf der Merscher Höhe ansiedeln sollen. Erst an diesem Abend wurde bekannt gegeben, wer aufs Siegertreppchen kam und die Goldtrophäe für den besten Entwurf inklusive 100.000 Euro Prämie mit nach Hause nehmen konnte.
Es lief im wahrsten Sinne rund für das Planungsteam unter Federführung des Architekturbüros Henn aus Berlin, das sich für die Freiraumplanung Latz + Partner aus Kranzberg und das Berliner Büro Happold GmbH für die technische Ausrüstung an die Seite geholt hatte. Ihr Entwurf eines kreisförmigen Gebäudes überzeugte die hochkarätig besetzte Jury. Die Planer haben flexible Konferenzbereiche vorgesehen und auf drei Etagen Büroflächen, die von Nutzern ohne vorgegebene Begrenzungen „in Besitz“ genommen werden können. So entstünden viele informelle Austauschmöglichkeiten, und „die Welt des Arbeitens wird mit Wohnqualität verbunden“, formulierte es Laudatorin Andrea Georgi Tomas. Auch die Aufgabenstellung „Nachhaltigkeit“ erfüllten die Bestprämierten: Der Rundling schöpft Energie nicht nur aus solaren Dachpaneelen, sondern auch über die Fassade selbst. Auf die Himmelsrichtungen und die zu erwartende Sonneneinstrahlung wurde Rücksicht genommen: Der Fensteranteil ist danach optimiert und Verschattungselemente angepasst. Marcin Kropidlo, Brainergy Projektleiter des Henn Design Studios Berlin, formulierte es so: „Der Kreis ist ungerichtet und immer gleich. Es ist eine demokratische Form, die den umliegenden Gebäuden nie den Rücken zukehrt.“ Das ausgezeichnete Büro Henn ist in der Region nicht unbekannt. Es hat bereits die Pläne vorgelegt für die Organisationseinheit „Produktionstechnik“ auf dem RWTH-Campus in Aachen und das neue Herzzentrum an der Aachener Uniklinik.
In seinen Begrüßungsworten hatte Bürgermeister Axel Fuchs betont, dass Strukturwandel auch eine Frage der Bilder sei: „Die Menschen müssen die Bilder sehen und auch wissen, was wir damit meinen. Und am besten ist es, wenn die Bilder nicht nur Bilder bleiben, sondern auch sichtbar werden.“ Von einer wichtigen „Landmarke“ sprach NRW Staatssekretär Christoph Dammermann. Viel Lob gab es für den Brainergy Park, weil „hier Strukturwandel nicht als Bedrohung gesehen wird, sondern als Chance“. Transformationen gestalten und Arbeitsplätze schaffen seien die erklärten gemeinsamen Ziele. Allerdings forderte er zwischen den Zeilen auch eine zügige Umsetzung ein, damit Wertschöpfung und Beschäftigung gelingen könnten. Symbolisch für die Innovation in der Region sei der zentrale Hub im Brainergy Park zu verstehen, der Standards setze für die Gestaltung des Raums. Über die Bedeutung des Neubaus meinte Dammermann: „Architektur hat eine inspirierende Wirkung für Menschen, die darin arbeiten.“
Als besonders charmante Geste hatte die Brainergy Park GmbH die „Gründerväter“ zur Übergabe der Auszeichnungen eingeladen: Die Vorgänger Entwicklungsgesellschaft Campus Merscher Höhe hatte mit Heinrich Stommel, dem damaligen Bürgermeister von Jülich, Herman Heuser, damaliger Bürgermeister von Niederzier, und Jürgen Frantzen, immer noch amtierender Bürgermeister von Titz, 2014 per Unterschrift unter die Absichtserklärung entschieden, an den einzelnen Orten Gewerbeflächen aufzugeben, um dieses einzigartige Gemeinschaftsprojekt der drei Kommunen auf der Merscher Höhe zu ermöglichen.
Der Brainergy Hub wird als architektonische Landmarke im Zentrum des Brainergy Village entstehen und soll bis zum Jahr 2026 fertiggestellt werden. Dafür steht ein Budget von knapp 23,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Das Preisgericht vergab darüber hinaus zwei zweite Plätze: Sie gehen an die Planungsteams der Architekturbüros Hascher Jehle (Berlin) und an die netzwerk architekten aus Darmstadt, die neben der silbernen Trophäe jeweils 55.500 Euro erhielten. Außerdem wurden drei mit 20.000 Euro dotierte Anerkennungen vergeben. Für diese „dritten Plätze“ wurden die Planungsteams von Birk Heilmeier und Frenzel aus Stuttgart, ZILA Freie Architekten aus Leipzig und LOVE architecture and urbanism ZT aus Graz ausgewählt.
Alle acht in der zweiten Phase des Gestaltungswettbewerbs eingereichten Architekturentwürfe waren als Modelle am Festabend in der Kulturmuschel zu sehen. Sie sollen als Wanderausstellung in den beteiligten Kommunen gezeigt werden. Wer nicht so lange warten möchte, kann sich ab sofort in der digitalen Ausstellung umfassend informieren und die Entwürfe – sogar in 3-D-Animationen – betrachten.
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